Atevi 3 - Erbe
Inselaufenthaltes Zugriff auf seinen Computer genommen hatten und etwas Unvorhergesehenes passiert war, als er auf dem Weg zum Flughafen seine Dateien hatte aktualisieren wollen: Eine riesige Datenmenge hatte den Arbeitsspeicher überschwemmt, Infos und Programme, die er, als ihm dies aufgefallen war, auf einen mobilen Datenträger heruntergeladen hatte. Shawn war so weit gegangen, ihm Zugangscodes heimlich unter die Armschiene zu stecken, damit ihm, aufs Festland zurückgekehrt, im äußersten Notfall die Möglichkeit blieb, Kontakt aufzunehmen.
Und er dachte wieder daran, daß, als er diesen Hinweis entdeckt hatte (sehr viel später als von Shawn erwartet), bereits weitreichende Veränderungen im Gang gewesen waren und daß Agenten des Außen- und Verteidigungsministeriums die Zugangscodes wahrscheinlich mit irgendwelchen verheerenden Funktionen belegt hatten, die, wenn er darauf Zugriffe, seinen Computer unbrauchbar machen würden.
Wie einer solchen Gefahr zu begegnen war, wußte er nicht. Er hatte sich vor lauter Angst nicht mehr ins Netz eingeloggt und konnte jetzt nur noch hoffen, daß sein Computer mitsamt den für ihn so wichtigen Programmen und Dateien heil bliebe, wenn er die Verbindung schließlich wagte.
Natürlich hatte er in Voraussicht auf diesen Tag alles, was zu kopieren war, als Backup abgespeichert. Dem Versuch einer direkten Kontaktaufnahme war nicht mehr auszuweichen. Es würde vermutlich, wenn der Kontakt denn zustande käme, eine dialogische Sequenz einsetzen, in der wechselseitig Steuerungsbefehle greifen würden.
Er benutzte die Tastatur, gab ein, was er hatte. Neben ihm saß ein Computerexperte, der sich aber nur mit Systemen auskannte, die sehr viel weiter entwickelt waren als das, was er, Jason, die frühen Maschinen bezeichnete. Jago war ebenfalls zugegen. So auch Banichi und Cenedi. Und als die entscheidende Tastenfolge eingegeben war und diverse Anzeigelichter des Computers aufleuchteten, blieb nur noch eins: zu warten. Er saß und lauschte auf den unwahrscheinlichen Fall einer Sprachverbindung.
Relais klickten. Es klang, als klickten Relais. Die Verbindungen des Außenministeriums schaltete ein Automat, kein menschlicher Vermittlungsdienst. Falls die Nummer stimmte, würde der Anruf an einen weiteren Automaten weitergeleitet werden.
Bren fürchtete, daß dieser zweite Automat, der ihn früher nach jeder Einwahl mit dem Auswärtigen Amt in Verbindung gebracht hatte, nunmehr ausgeschaltet war.
Dann wieder Geräusche wie von einem Relais. Er wagte kaum zu hoffen, Anschluß zu finden. Klick. Pause. Klick. Klick. Klick.
»Anscheinend wird der Anruf bis auf die andere Seite der Insel umgeleitet«, murmelte er, und noch während er dies sagte, hielt er für möglich, daß genau dies geschah. Was er in der Leitung hörte, wies darauf hin, daß wiederholt versucht wurde, eine Fernverbindung herzustellen; es schien, als zwängten sich die gewählten Zahlen durch vermauerte Umwege an ihren Bestimmungsort, ins Außenministerium und das Auswärtige Amt, wo er, wenn denn die eingegebenen Codes hundertprozentig sauber wären, mit viel, viel Glück zu dieser späten Stunde automatisch an Shawn weitervermittelt würde. Es klingelte.
»Sie haben die Nummer des…« Die Stimme eines verfluchten Anrufbeantworters. Er gab einen anderen Code ein, mit dem Ergebnis, daß nun an anderer Stelle ein Rufzeichen zu hören war.
»Auswärtiges Amt«, meldete sich eine junge Frauenstimme. Ihn drohte der Mut zu verlassen.
»Shawn Tyers. Code Check. Es handelt sich um einen Notfall.« »Sir?«
»Den Leiter des Auswärtigen Amtes.« Himmel, was stellten die für Leute ein? »Verbinden Sie mich mit dem Leiter des Auswärtigen Amtes. Wählen Sie Code 78.«
»Spreche ich mit Mr. Cameron?« fragte die Frau am anderen Ende der Leitung mit merklich nervös gewordener Stimme.
Er sah keine andere Wahl, als sich zu erkennen zu geben. »Ja. Ich melde mich in einer diplomatischen Angelegenheit. Es ist sehr wichtig. Verbinden Sie mich bitte.«
»Mr. Tyers ist zu Hause… das heißt in seiner Ferienwohnung am Meer. Das Amt wurde dichtgemacht.«
»Dichtgemacht?«
»Tja, also…« Sie senkte die Stimme, klang erregt. »Mr. Cameron, das Amt ist komplett aufgelöst worden; sie haben alle Angestellten entlassen. Ich selbst stehe als Telefonistin im Dienst des Außenministeriums.«
»Polly?« Er erinnerte sich an eine dunkelhäutige junge Frau mit strengem Mittelscheitel.
»Ja, Mr. Cameron. Und mich werden sie wohl auch
Weitere Kostenlose Bücher