Atevi 3 - Erbe
können?«
»Aber der Gegner könnte mithören. Meinen Sie nicht auch, nand’ Aiji-Mutter.«
Es blieb einen Moment lang still, bis Cenedi sagte: »Es wäre vielleicht gar nicht so verkehrt, den Jungen fliegen zu lassen. Er könnte vier unserer Leute mitnehmen – zur Überraschung seines Vaters.«
»Ja, nand’ Aiji-Mutter«, drängte Rejiri weiter. »Es könnte gleich losgehen. Ich nehme Männer von Ihnen mit nach Dur, und wir werden meinen Vater dazu bringen, daß er den Fährdienst einstellt, damit aus Wiigin niemand hierher gelangen kann. Wenn Sie mir Ihre Männer mitgeben, wird das meinen Vater überzeugen.«
»Wari-ji.«
Der so genannte Mann stand am Kopfende des Tisches. »Was der Junge sagt, ist nicht von der Hand zu weisen. Ich wäre dafür.«
»Sei’s drum. Weisen Sie ihn ein. Er mag fliegen, wenn die Maschine genügend Treibstoff im Tank hat. Sofort. Wir haben Dur außen vor halten wollen, aber es hat sich selbst eingemischt. Ja, darauf sollten wir reagieren.«
»Sehr wohl«, antwortete der Mann. Nawari war sein vollständiger Name. Und an den Jungen gewandt: »Kommen Sie mit!«
Rejiri verbeugte sich flüchtig und folgte eilends Nawari zur Tür hinaus. Hinter der gläsernen Trennwand war zu sehen, daß in der Schaltzentrale ein kaltes Büfett angerichtet worden war und daß sich der Junge ein Sandwich einsteckte, um, wie Bren vermutete, während des Fluges nach Dur nicht hungern zu müssen.
Für die Verpflegung hatte das Vorauskommando gesorgt, das auch damit beauftragt gewesen war, die Sicherheitbedingungen von Mogari-nai zu prüfen. Dabei hatten alle – bis auf die Paidhiin – daran gedacht, Notrationen einzustecken, als sie von der Festung aufgebrochen waren.
»Die Maschine ist betankt«, sagte Ilisidi. »Bedienstete haben sie hierher geflogen. Ich sähe es ja lieber, wenn der Junge bliebe, aber es scheint, daß er einiges zu korrigieren hat.« Ilisidis Zeigefinger ruhte auf der Insel Dur, wie sie auf der Karte dargestellt war. »Dur-wajran ist vor allem wegen seiner strategischen Lage von besonderer Bedeutung. Ich vertraue darauf, daß der Junge das Man’chi seines Vaters richtig einzuschätzten weiß, und bin in dieser Hinsicht sehr erleichtert. Natürlich befindet sich schon eine Anzahl unserer Männer auf der Insel. Sie sind vor zwei Tagen mit der Fähre von Saduri abgereist, haben aber vorläufig nur beobachtende Funktion. Nawari wird sie noch auf Rejiris Ankunft hinzuweisen haben. Mit Hilfe des jungen Lords dürfte es dann kein Problem mehr sein, den Wasserweg zwischen Wiigin und Saduri zu sperren. Ja, ich glaube, er kann uns wirklich von Nutzen sein. Darauf ist Verlaß, daß jeder Einheimische diesen Küstenabschnitt in- und auswendig kennt. So natürlich auch die Kadigidi. Möglich, daß sie dazu geraten haben, ein Boot mit unerfahrenen menschlichen Seeleuten von Jacksons Hafen aus ins Meer stechen zu lassen, mit gerade so viel Treibstoff, daß sie den Bug in die Wellen halten können. Für Schmuggler war Dur schon immer ein bevorzugtes Ziel, zumal der fragliche Strand, wie ich von Cenedi weiß, in öffentlicher Hand ist.«
»Ja, davon können wir ausgehen, daß dieser Strand insbesondere unter den Jugendlichen der Insel bestens bekannt ist«, bestätigte Cenedi. »Nadiin. Wir haben bislang angenommen, daß die Rebellen bei Aidin oder Wiigin zu landen versuchen. Inzwischen können wir fast sicher davon ausgehen, daß Hanks-Paidhi samt Anhang in einem Boot kommt und daß sie darum Wiigin nicht erreichen wird. Übrigens hat der Aiji gestern seine Erlaubnis für das Auslaufen von Frachtschiffen aus mospheiranischen Häfen zurückgezogen. Die Gegenseite ist gewarnt und wird sehr vorsichtig sein. Frachter lassen sich lokalisieren, nicht so kleine Boote, und das werden die anderen wissen.«
Bren sah den Ernst der Lage. Um der Anordnung des Aiji Nachdruck zu verleihen, würden atevische Aufklärungsflugzeuge über dem Kanal Patrouillen fliegen und all diejenigen alarmieren, die der gegnerischen Propaganda glaubten, wonach ein Überfall auf Mospheira geplant sei. Außerdem würden Küstenwachboote aufkreuzen, deren Bordgeschütze sehr weit reichten und durchaus in der Lage waren, einen Frachter zu versenken.
Auch Mospheira verfügte über solche Boote, was die Gefahr einer direkten Konfrontation noch erhöhte. »Was sagt der Präsident?« wollte Bren wissen.
»Das Handelsministerium hat gegen die Anordnung des Aiji mit einer formellen Note Protest eingelegt«, antwortete Banichi.
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