Atevi 3 - Erbe
besonnen erscheinen mußte.
Bren hoffte, daß Tabinis gute Meinung im Hinblick auf Jason Graham auf Damiri und über sie auch auf ihr Personal abfärbte. Es würde das Leben unter einem Dach gewiß vereinfachen. Außerdem hoffte er Jason einen Gefallen tun zu können, indem er mit Damiris Hilfe beim Hauspersonal um Verständnis für ihn warb. Er wußte, daß unter den Dienstboten sehr viel an Information ausgetauscht wurde. Es war entsprechend wichtig, daß Jason dort in gutem Ansehen stand.
Aiji-ma, lassen Sie mich hinzufügen, daß er sich in seinem Bemühen, mir zu gefallen und dem Lehrplan zu genügen, sehr angestrengt und darüber außer acht gelassen hat, daß jederzeit mit Vorfällen zu rechnen ist, die seine Selbstbeherrschung auf eine harte Proben stellen.
Menschen, die den Verlust eines so engen Familienangehörigen hinnehmen müssen, neigen dazu, über Vergangenes nachzudenken und ungenutzten Gelegenheiten im Zusammenleben mit dem nun Verstorbenen nachzutrauern. Auf die Zukunft entfallen entsprechend wenige Gedanken. Außerdem werden sie sich neu Rechenschaft über ihre Verantwortung gegenüber anderen Teilen der Verwandtschaft ablegen, was im Falle ]asons zu zusätzlichen Frustrationen führen muß. Diese Frustrationen äußern sich aller Wahrscheinlichkeit nach in gesteigerter Wut, die gegen die eigene Person, gegen mich oder womöglich sogar gegen den Verstorbenen gerichtet sein mag, in keinem Fall jedoch mir oder dem Personal auf irgendeine Weise gefährlich ist…
Bewahre Gott, daß er hier durchdreht und handgreiflich wird, dachte Bren mit Blick auf die musealen Einrichtungsgegenstände ringsum, Kostbarkeiten wie die Gobelins, die unbezahlbaren Schnitzereien, das feine Porzellan oder die mit Staubtüchern gepflegten Teppiche – all dies war seit Generationen im Besitz der Atigeini, die zu den unsicheren Kantonisten der von Tabini geschmiedeten Allianz zählten.
Er wird vertraute Orte aufsuchen wollen. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, glaubt er nicht an die Existenz von Geistern, geschweige denn an deren Einflußnahme auf unser Leben. Er ist eine tapfere, willensstarke Person, was er allein schon durch seine freiwillige Versetzung nach Shejidan bewiesen hat. Ich hoffe, daß meine Nachforschungen Resultate zeitigen, die beruhigend auf ihn wirken, und daß er möglichst bald mit seiner Mutter und anderen Angehörigen an Bord des Schiffes Kontakt aufnehmen kann. Ich werde die Gespräche überwachen und aufzeichnen lassen.
Sehr viel Erfreulicheres habe ich Ihnen von meiner Reise zu berichten. Lord Geigi, der mich als Ehrengast aufgenommen hat, und der in seinem Distrikt leitende Manager von Patinandi konnten mir vielversprechende Erfolge präsentieren. Fortschritte macht auch das Entwicklungslabor bei Gioli, das für Konstruktion und Erprobung der Antriebssysteme zuständig ist. Sorgen bereiten mir nur die vor kurzem bei Ladisiri aufgetauchten Probleme.
Es ging um Computer, worüber Deterministen und Absolutionisten heftig in Streit lagen. Und während die beiden talentiertesten Konstrukteure in friedlicher Eintracht Tee miteinander tranken, lieferten sich deren Assistenten anderenorts wüste Schlägereien.
Um weiterem Zwist entgegenzuwirken, schlage ich vor, daß bestimmte Mitarbeiter des Entwicklungsteams voneinander getrennt und in jeweils andere Abteilungen versetzt werden. Es wäre vielleicht auch ratsam, einen Untersuchungsausschuß zu bilden, der die Ursachen der zum Teil erbittert geführten Auseinandersetzungen beleuchtet, wovon ich nur soviel weiß, daß sie sich angeblich unter anderem an einzelnen Entwurfsdetails entzünden.
Der Paidhi forderte den Aiji also indirekt auf, zu intervenieren, ehe es in Ladisiri Tote geben würde.
Die Provinz war philosophisch in zwei Teile gespalten; es fehlte also eine glücksverbürgende oder ausgleichende dritte Seite. Der Aiji konnte nun damit drohen, den Forschungsauftrag an ein rivalisierendes Institut zu geben. Das würde beiden Lagern mit Sicherheit einen gehörigen, vielleicht sogar heilsamen Schrecken einjagen.
Aiji-ma, gestatten Sie mir, ausdrücklich darauf aufmerksam zu machen, daß den technischen Anforderungen der Luft- und Raumfahrt Vorrang einzuräumen ist gegenüber theoretischen Spekulationen jedweder Art.
Ich bin bereit, diese heikle und äußerst dringliche Sache nach Ihren Wünschen zu regeln, es sei denn, Sie betrauen eine andere Person mit dieser Aufgabe.
Es war dies, abgesehen von einigen strukturellen Schwierigkeiten,
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