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Atevi 3 - Erbe

Atevi 3 - Erbe

Titel: Atevi 3 - Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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vorauszusehen? Der Krieg von damals war nicht ausgebrochen, weil die eine oder andere Seite Krieg gesucht hätte.
    Bren setzte sich, in seine Abendrobe gekleidet, an einen kleinen, zierlichen Sekretär und schrieb in förmlicher Handschrift, wie sie bei Hofe gepflegt wurde, einen Brief an Tabini:
    Aiji-ma, Mercheson-Daja hat nand’ Jason über das plötzliche Ableben seines Vaters verständigt. Die Todesursache ist nicht bekannt.
    Mit Rücksicht darauf, daß Sie mit anderen wichtigen Dingen beschäftigt sind…
    Nein, so nicht. Er strich die letzte Zeile. Über das, was ihm, dem Aiji, als wichtig erschien und was nicht, befand allein der Aiji, so auch im Hinblick auf Saigimis Tod.
    Ich habe mein Personal darüber aufgeklärt, welche Reaktionen bei nand’ Jason wahrscheinlich sind, und möchte Sie, Aiji-ma, darauf hinweisen, daß ich diesbezüglich einige Probleme auf uns zukommen sehe. Ich mache mir außerdem Gedanken darüber, warum die Meldung nicht bei ihm angekommen ist oder warum ich nicht rechtzeitig informiert worden bin. Anscheinend war Mercheson-Paidhi die erste, die informiert wurde, wozu es nicht hätte kommen dürfen, da Mercheson nicht jasons Vorgesetzte ist, was die Verantwortlichen an Bord des Schiffes sehr wohl wissen. Es war doppelt erschütternd für ihn, eine solche Nachricht aus einer Quelle zu erhalten, die eigentlich weniger gut informiert sein sollte als er. Falls die zuständigen Schiffsoffiziere diese Wahl bewußt getroffen haben, lassen sich daraus verschiedene Schlüsse ziehen: Vielleicht wollte man nand’ Jason noch einstweilen schonen, weil man wußte, daß ich unterwegs und er darum allein war. Anzunehmen wäre aber auch der weniger günstige Fall, daß die Offiziere womöglich entschlossen sind, nand’ Mercheson schneller und gründlicher zu informieren als den Kollegen auf dem Festland. Nand’ Jason wird letzteres für wahrscheinlich halten müssen, und das bereitet mir Sorgen.
    Es gäbe allerdings noch eine dritte Erklärung: Es könnte sein, daß unsere Stellen die Nachricht vom Schiff zurückgehalten haben. Mein Personal geht dieser Möglichkeit nach, und ich bin zuversichtlich, Ihnen bald in dieser Angelegenheit genauere Auskunft geben zu können.
    Das war angemerkt, um Tano und Algini den Weg zu ebnen.
    Was nand’ Jasons Verhalten angeht, besteht jedoch kaum Anlaß zur Beunruhigung…
    Damiris Bedienstete legten zweifellos regelmäßig Bericht ab, und Damiri trug, was sie für wichtig erachtete, wohl gleich nach nebenan zu Tabini, der also längst über alles aufgeklärt sein würde, sowohl über Jasons Verhalten als auch über das des Paidhi sowie den Umstand, daß er, Bren, seine beiden führenden Sicherheitsleute zu sich gebeten hatte.
    … Er hat sich, obwohl er unter großer Belastung steht und während meiner Abwesenheit ganz allein sein mußte, sehr zusammengenommen und Umsicht bewiesen. Auch der für ihn schwere Schicksalsschlag hat ihn nicht die Kontrolle über seine Gefühle preisgeben lassen, was für einen Menschen in solcher Gemütslage außergewöhnlich ist. Er hat damit meiner Anweisung Folge geleistet, in Anwesenheit von Atevi auf heftige Gefühlsäußerungen tunlichst zu verzichten. Es dauert mich, daß ich nicht zur Stelle war und ihm darum keine Unterstützung gewähren konnte. Um so höher ist seine durchaus disziplinierte Haltung zu bewerten.
    Es gefiel Bren nicht, Jasons private Gefühle sezieren zu müssen. Das war ganz und gar nicht nach seinem Geschmack. Dennoch bemühte er sich um eine klinisch nüchterne Begutachtung, um Tabini von Jasons Qualitäten zu überzeugen. Mit seinen mitunter leicht cholerischen Anwandlungen hatte Jason die Hausbediensteten schon ein ums andere Mal verschreckt, weshalb diese sich wundern mußten, wieso der Paidhi, den sie kannten, so ganz anders war als der Gesandte des Schiffes.
    Aber die Dienstboten hatten sich beruhigen lassen mit der Versicherung, daß sie keinerlei Schuld traf. Das zu vermitteln war Jason glaubhaft gelungen; dafür gebührte ihm Lob. Kein Ateva hatte je jene Gefühlsausbrüche miterlebt, zu denen sich sogar die besten Paidhi-Kandidaten auf der Universität von Mospheira hinreißen ließen, wenn sie mit dem eigenen sprachlichen Unvermögen konfrontiert waren. Und man hatte auch Jason noch nicht explodieren sehen, der, wenn überhaupt, allenfalls verbal ausrastete, und ansonsten eher zurückhaltend war, vielleicht aufgrund seiner Erziehung oder aber weil ihm die atevische Welt ringsum so ruhig und

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