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Athyra

Athyra

Titel: Athyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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überhaupt töten?«
    »Er hat Gründe.«
    Savn dachte darüber nach. »Also, was wird er tun?« fragte er.
    »Ich wünschte«, antwortete Vlad, »daß ich das irgendwie herausfinden könnte. Wahrscheinlich hat Weglaufen keinen Sinn mehr, jetzt, wo alles so weit fortgeschritten ist. Außerdem hat er für Zaum noch einen gut bei mir.«
    »Einen gut bei dir? So etwas hast du neulich schon mal gesagt. Was meinst du damit?«
    Vlad zuckte die Achseln. »Ich habe eigentlich nur mit mir selber gesprochen. Aber ich wüßte zu gerne, was er im Schilde führt.«
    »Kann die Hexenkunst es dir nicht verraten?«
    »Die hilft nicht viel, wenn man in die Zukunft schauen möchte.«
    »Zu schade.«
    »Vielleicht.«
    »Also, was wirst du unternehmen?«
    »Versuchen, es herauszufinden«, sagte Vlad. »Ich habe andere Mittel. Manchmal funktionieren sie sogar.«
    Er starrte ins Leere, als unterhielte er sich mit dem Unsichtbaren.

 
     
ICH HEIRATE KEINEN ARMEN SPIELMANN,
ICH HEIRATE KEINEN ARMEN SPIELMANN,
AUSSER NOTEN IST AN DEM NICHT VIEL DRAN.
HEISSA HEISSA BUM BUM!
EINS NACH VORN …
     
     
    Vlad spielte mit seinem Salat herum, aß aber kaum, entweder weil er den Geschmack nicht mochte oder weil er anderes im Kopf hatte. Savn verspeiste den seinen, wenn auch nicht mit viel Genuß, so doch mit beträchtlichem Appetit.
    Er spürte, wie Vlad ihn beobachtete, was ihn ein wenig nervös machte, während er ein teures Zitronenstück über Käse und Gemüse zerdrückte, sich noch eine Handvoll Salat in den Mund schob und die Hand dann am Hemd abwischte. Der Ostländer seufzte. »Ich kenne einen Ort«, sagte er, »an dem man ein halbes Jahr lang jeden Tag essen gehen konnte, ohne ein Gericht zweimal vorgesetzt zu bekommen. Wo die Ober diskret und tüchtig sind; man hat sie nie bemerkt, aber vor dir stand immer ein voller Teller, und es war immer Wein im Glas. Wo der Raum ruhig und nüchtern und geschmackvoll ist und die Aufmerksamkeit des Speisenden allein den Gaumenfreuden gilt. Wo die Vorspeise frisch und belebend ist und die Sinne erweckt wie die erste Liebe. Wo die Früchte süß und voll sind, die Kuchen locker und leicht, und beide passen zum Käse wie der Salat zum Brot – ehrfürchtig und mit erhabener Freude. Wo die Weinauswahl den erlesensten Geschmack bedient, dabei aber jede Sorte sorgfältig und bedacht ausgewählt ist. Wo jedes Stück Fleisch mit der Ehre behandelt wird, die es verdient, und ihm gestattet wird, seine eigenen Geschmäcker in den natürlichen Säften zu entfalten, die die Götter ihm gegeben haben, dazu Pikantes, Ingwer oder Tarragon, um den Gaumen auf die verborgenen Freuden zu bringen, die jeder einzelnen Scheibe innewohnen. Weißt du, wovon ich rede? Einen Ort, an dem Pilze und Zwiebeln mit Wein und Paprika in Saucen tanzen, die den Mund befeuern, und das Süße am Ende der Mahlzeit ist die Zugabe einer Symphonie des Herzens. Wo –«
    »Das Essen hier gefällt dir nicht so, wie?« fragte Savn.
    »– Ruhe und Gelassenheit wohnen, untermalt allein von solcher Unterhaltung, die wie Wein aus der Karaffe fließt, leicht und natürlich, und alles andere, abgesehen von den Eßgeräuschen, ist die Stille, die das Essen braucht, um –«
    »Musik wird da auch nicht gespielt? Ich dachte immer, die besten Tavernen hätten Musik.«
    Vlad riß sich seufzend aus seiner Träumerei. »Nein, Musik gibt es da nicht. Ich mag keine Musik beim Essen. Obwohl«, setzte er hinzu, »ich zugeben muß, daß Musik hier eine willkommene Ablenkung wäre.«
    »Tja, diesen Wunsch bekommst du wohl erfüllt. Heute oder morgen kommt wahrscheinlich jemand her. Seit einigen Tagen ist kein Spielmann mehr bei uns gewesen, und normalerweise kommen einer oder zwei jede Woche. Außerdem ist die Ernte fast eingebracht, und gegen Ende der Erntezeit kommen sie immer.«
    »Tatsächlich?« fragte Vlad mit plötzlichem Interesse. »Ein Barde? Gut.«
    »Warum?«
    »Ich mag Sänger«, sagte Vlad.
    »Meinst du, du hörst ihnen gerne zu, oder ist es ein Menschenschlag, den du magst?«
    »Eigentlich beides.«
    »Dann kennst du Spielleute?«
    »Mehrere.«
    »Ich wußte nicht, daß es die auch in großen Städten gibt.«
    »So gut wie alles, was es außerhalb der Stadt zu finden gibt, bekommst du auch drinnen.«
    »Echt?«
    »Ja.« Vlad blickte einen Moment lang nachdenklich drein, dann fügte er hinzu: »Allerdings gibt es Ausnahmen.«
    Savn widmete sich wieder seinem Salat und wartete, daß Vlad weitersprach. Als der Ostländer es nicht tat, schluckte Savn

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