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Athyra

Athyra

Titel: Athyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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Auflachen, das nie die Brust verließ. »In der Tugend liegt die Kraft, wie man so sagt.«
    »Was soll denn das heißen?«
    »Beinahe hätte ich dir die Erinnerung an das ausgetrieben, was ich gemacht habe, aber ich wollte mich nicht stärker als nötig in deinen Kopf mischen.«
    »Wie verdammt edel von dir«, sagte Savn.
    »Gewissermaßen«, meinte Vlad.
    »Wie kannst du so etwas tun?« fragte Polyi eher neugierig als vorwurfsvoll.
    »Ich tue, was nötig ist, um mich am Leben zu halten«, sagte Vlad mit einem kurzen bösen Blick. »Wer würde das nicht?«
    »Ich«, erwiderte Polyi fest. »Nicht, wenn ich dafür in die Köpfe von anderen dringen und sie verändern müßte. Das ist böse. Dann bring sie besser gleich um.«
    »Vielleicht, ja«, sagte Vlad. »Aber wenn sie leben, können sie sich wieder verändern und sich vielleicht erholen. Wenn sie tot sind, ist alles vorbei.«
    »Aber –«
    »Aber ja, ich weiß, es ist häßlich, wenn man jemandes Geist verändert. Glaub nicht, ich wüßte es nicht. Aber glaub auch nicht, daß du behaupten kannst, solche Sachen wären einfach zu entscheiden, denn das sind sie nicht, und jeder, der etwas anderes sagt, lügt.«
    »Und mit Lügen kennst du dich ja aus, nicht wahr?« fragte Savn.
    »Ja«, erwiderte Vlad. »Ich habe viel gelogen. Auch viel getötet. Und Leute zu etwas getrieben, das ich von ihnen brauchte. Deswegen bin ich weder stolz noch schäme ich mich – ich tue, was ich tun muß.«
    »Hört sich an«, fand Polyi, »als würdest du jedem alles antun, solange es dir weiterhilft.«
    Vlad holte tief Luft, als wollte er sie anschreien, dann atmete er lange aus. »Vielleicht hast du recht«, sagte er.
    »Hast du mir deshalb die Hexenkunst beigebracht?« wollte Savn wissen. »Weil du gemeint hast, ich könnte dir mal nützlich sein?«
    Wieder dieses Lachen. »Nein.« Vlad schüttelte den Kopf und schloß die Augen. Savn wartete. Nach einer Weile seufzte der Ostländer. »Ich denke, bei dieser Sache und noch einer anderen schulde ich euch die Wahrheit.«
    Savn nickte, sagte jedoch nichts. Er spürte Polyis Blicke, doch auch sie wartete.
    Vlad begann: »Beim erstenmal, hier, an diesem Ort, habe ich dir nichts beigebracht. Ich habe dich bloß eine Weile schlafen lassen, damit ich forschen konnte.«
    »Ich verstehe nicht. Wieso hast du dir die Mühe gemacht und mich einschlafen lassen?«
    Vlad drehte die Handflächen nach oben. »Ich wollte dich beim Forschen nicht dabeihaben.«
    »Wieso hast du mich dann überhaupt mitgenommen?«
    »Du kanntest diesen Ort«, sagte er und deutete auf die umliegenden Höhlen.
    »Diesen Ort? Ich verstehe nicht.«
    »Ich wußte, es muß einen unterirdischen Wasserweg geben, und das Dunkle Wasser kann gegen die Untoten von Nutzen sein, und ich suchte nach einem Weg in Loraans Herrschaftshaus. Ich dachte, vielleicht weißt du, wie ich ihn finde, also –«
    »Also hast du mir bestimmte Fragen gestellt, bis ich ihn für dich gefunden habe.«
    »Ja«, sagte Vlad. »So ist es.« Er schloß kurz die Augen. Als er sie wieder öffnete, war sein Gesicht erneut ausdruckslos.
    »Und als du das zweitemal so getan hast, als lehrst du mich die Hexenkunst? Worum ging es da? Da hast du mich sogar überzeugt, daß du mir etwas beigebracht hast.«
    »Habe ich auch. Da war kein Trick dabei, Savn. Ich habe dich gelehrt, weil du es wissen wolltest und weil ich anfing, dich zu mögen. Ich sage ungern so etwas Abgedroschenes, aber du erinnerst mich an mich selbst. Nimm es, wie du willst.«
    »Mach ich«, sagte Savn, der die Bitterkeit in seiner eigenen Stimme bemerkte. Dann fragte er: »Erinnerst du dich noch daran, wie wir über die Athyra sprachen?«
    »Ja.«
    »Weißt du auch, wie du gesagt hast, daß die, die die Welt erforschen, Menschen als Objekte betrachten, und Mystiker sich benehmen, als gebe es überhaupt keine Menschen?«
    »Ja«, sagte Vlad, und dann: »Oh.«
    Er blickte zu Boden und biß sich auf die Unterlippe. Niemand sagte etwas, weil es anscheinend nichts mehr zu sagen gab.

 
     
ICH HEIRATE KEINEN SEILTÄNZER,
ICH HEIRATE KEINEN SEILTÄNZER,
DER SPRINGT MIR SONST BALD AUS DEM FENSTER.
HEISSA HEISSA BUM BUM!
EINS NACH VORN …
     
     
    Schließlich brach Vlad das Schweigen. »Vielleicht hast du recht«, sagte er. »Vielleicht bin ich kein Stück besser als euer Baron. Aber ich weiß, daß er jemanden getötet hat, der mir einmal geholfen hat. Und vor Jahren hätte er fast einen guten Freund vernichtet. Und jetzt arbeitet er mit einem

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