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Athyra

Athyra

Titel: Athyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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blinzelnd den Kopf. »Wasser«, krächzte er.
    Savn holte welches und fragte: »Wie geht es dir?«
    »Besser«, gab er zurück. Er trank noch etwas, dann sah er Savn geduldig an.
    »Vlad, woher weißt du, was wahr ist?«
    Der Ostländer lachte nicht. Er überlegte eine Zeitlang und sagte dann: »Hilf mir beim Hinsetzen.«
    Das tat Savn, dann stützte er ihn bis zur Wand, an der Vlad einige Minuten lehnte, um Atem zu holen. Savn fand, er habe doch Fortschritte gemacht.
    »Sehr oft«, begann Vlad, »erkenne ich, was wahr ist, indem ich etwas ausprobiere und damit scheitere.«
    »Oh«, machte Savn. »Das kenne ich. Meister Wack sagt immer, man soll aus Fehlern lernen.«
    »Ja. Ich empfehle das nicht.«
    »Nein?«
    »Nein. Es ist wesentlich besser, keine Fehler zu machen, zumindest nicht, wenn dein Leben auf dem Spiel steht.«
    »Na ja, klar.«
    Vlad biß sich auf die Unterlippe. »Nicht, daß ich noch nie darüber nachgedacht hätte«, sagte er. »Das habe ich. So etwas passiert, wenn man sich mit Philosophen abgibt. Das blöde ist, man kriegt unterschiedliche Antworten, je nachdem, ob man es wirklich wissen will oder nur darüber streiten möchte.«
    »Ich will nicht darüber streiten«, sagte Savn.
    »Das hatte ich vermutet. Und das macht es schwieriger.«
    Polyi fragte: »Savn, was soll das?«
    Vlad antwortete an seiner Stelle. »Er versucht, eine sehr schwierige Entscheidung zu treffen.«
    Polyi schnaubte. »Savn, du willst den fragen, wie du entscheiden sollst, ob du ihn auslieferst? Das ergibt doch keinen Sinn, oder?«
    »Ich glaube doch«, sagte Savn. Er wandte sich wieder an Vlad. »Was wolltest du sagen?«
    Vlad schaute stirnrunzelnd zu Boden. Er blickte nicht auf. »Ich wollte nichts sagen. Ich habe nachgedacht.«
    »Und?«
    Dann blickte er doch auf und sah Savn schief an. »Fangen wir hiermit an«, sagte er. »Nimm mal an, jeder, den du kennst, behauptet, hier ist keine Höhle. Ist das die Wahrheit?«
    »Nein.«
    »Gut. Dem würde zwar nicht jeder zustimmen, aber ich.«
    »Verstehe ich nicht.«
    »Ist egal.« Vlad überlegte noch etwas, dann schüttelte er plötzlich den Kopf. »Es gibt keine einfache Antwort. Du lernst die Dinge Stück für Stück, und du überprüfst alles durch Ausprobieren, und dann fällt dir manchmal ein großes Stück auf einmal zu, und dann probierst du das aus. Ich kenne dein Problem. Jedermann glaubt, daß euer Baron nicht getötet werden kann, und außerdem ist er ein toller Typ, und hier komme ich mit einer anderen Geschichte, und du weißt nicht, wem du glauben sollst. Ich verstehe das Problem. Tut mir leid, aber dafür habe ich keine Antwort.
    Aber«, sprach er plötzlich weiter, als wäre ihm eben ein Gedanke gekommen, »ich kann auf ein paar Dinge hinweisen. Zuallererst, der einzige Grund, weshalb ihr ihn für supertoll haltet, ist, daß ihr die Leute aus Großeklippe kennt, die ein unglaubliches Dzur-Arschloch als Herrn haben. Euren Baron zeichnet also aus, daß er sich mit einem Ungeheuer vergleichen lassen kann. Wenn ich mich recht entsinne, warst du nicht sonderlich beeindruckt, als du erfahren hast, daß ich dir Schlimmeres hätte antun können als ich tatsächlich getan habe, und das war auch richtig. Soweit es mich betrifft, ist es keine besondere Auszeichnung, wenn man sagen kann, der könnte doch viel schlimmer sein.«
    Savn schüttelte den Kopf. »Aber er hat uns nie etwas getan.«
    Vlads Brauen zuckten. »Kommt er nicht her und nimmt sich den besten Teil eurer Ernte für sich selbst?«
    »Na ja, klar, aber das ist doch –«
    »Ich will mich nicht darüber streiten«, sagte Vlad. »Es hat keinen Sinn, daß wir uns über all die Dinge unterhalten, die du als natürliche Ordnung der Welt ansiehst, ich aber nicht. Aber darin liegt zum Teil die Lösung auf dein Problem, nämlich einfach, andere und auch sich selbst ständig in Frage zu stellen. Versuchen, die eigenen Annahmen zu erkennen, und sehen, ob sie Bestand haben. Meister Wack, sagst du, verspottet die Hexenkunst, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Na, warum singt ihr dann, um Fieber zu vertreiben? Dieser Singsang von euch ist der Hexenkunst mehr als ähnlich.«
    »Kann ja sein«, sagte Savn. »Aber ich weiß, daß die Hexenkunst funktioniert, warum nicht auch das Singen?«
    »Natürlich«, sagte Vlad. »Aber wie erklärt Meister Wack es sich?«
    »Na, das ist wegen der Fieberkobolde –«
    »Woher weißt du, daß es Fieberkobolde überhaupt gibt?«
    »Weil das Singen funktioniert.«
    »Na gut. Also, warum benutzt du dann

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