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Athyra

Athyra

Titel: Athyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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auch Kräuter und gibst dir solche Mühe, mich zu kühlen?«
    »Weil du das alles brauchst.«
    »Bist du sicher? Vielleicht würden die Kräuter alleine ausreichen. Vielleicht auch nur das Singen. Vielleicht hätte es ausgereicht, wenn ihr mich gekühlt hättet. Woher willst du es wissen?«
    »Also, ich nehme an, da es doch seit Jahren so gemacht –«
    »Nimm nicht an, finde es heraus.«
    »Du meinst, ich kann nichts wissen, solange ich es mir nicht bewiesen habe?«
    »Hmmm. Nein, nicht ganz. Wenn jemand etwas lernt und weitergibt, mußt du nicht wieder alles durchgehen, was derjenige gelernt hat.«
    »Aber dann –«
    »Aber einfach glauben mußt du es auch nicht.«
    »Was macht man denn dann?«
    »Du stellst sicher, daß du es verstehst, und zwar bis auf den Grund verstehst. Und du erprobst es. Wenn du begreifst, warum es so ist, und es ausprobiert hast, dann kannst du behaupten, du kennst es. Bis dahin –«
    »Aber kann man denn je etwas wirklich verstehen?«
    »Ja, das glaube ich.«
    Savn verstummte. Schließlich räusperte Vlad sich und sagte: »Ich fürchte, ich konnte dir nicht großartig helfen.«
    Savn schaute in sein seltsames Gesicht mit dem dichten schwarzen Haar unter den Ohren und über der Oberlippe, mehr dunklem Haar, das ihm in formlosen Wellen über die Schultern fiel, mit Altersrunzeln auf der Stirn, wo noch keine sein dürften. Savn fragte sich, wieviel Menschen er getötet hatte und wie reich er damit geworden war und warum er aufgehört hatte.
    »Nein«, erwiderte er. »Du hast mir sehr geholfen.«
    Vlad nickte knapp.
    Savn fragte: »Würdest du mir sagen, was du jetzt vorhast?«
    »Was, bevor ich weiß, ob du mir helfen oder mich verraten willst?«
    »Hast du mich nicht gebeten, dir zu vertrauen, obwohl du mir so viele Gründe dagegen angeführt hast?«
    »Ich glaube schon«, sagte Vlad.
    »Also, warum sollte ich dich dann nicht bitten, mir zu trauen, trotz eben dieser Gründe?«
    Vlad sah ihn an, und es kam Savn sehr lange vor. Niemals zuvor hatte Savn sich derart gewünscht, jemandes Gedanken lesen zu können; ganz deutlich nahm er die beiden Jheregs wahr, die geduldig an Vlads Seite hockten und ihre Giftzähne kaum in den Reptilkiefern verbargen. Dann lachte Vlad unvermittelt auf. »Sehr gut. Ich kann nichts entgegensetzen, also gebe ich mich geschlagen. Aber was ist mit dir?« fragte er an Polyi gewandt.
    Sie hielt seinem Blick stand und drehte sich dann zu Savn um. »Egal, was du machst, ich bin einverstanden.«
    »Bist du sicher?« fragte Savn.
    »Ja.«
    Savn drehte sich wieder zu Vlad. »Nun?«
    Der Ostländer nickte. »Wenn du dem Wasserlauf folgst, wirst du sehen, daß er anscheinend an einer Mauer endet. Wenn du aber unter der Mauer hindurchgehst, siehst du, daß er sich in viele Kanäle verzweigt, von denen keiner viel Wasser führt und die allesamt in anscheinend natürlichen Mauern enden, die gleich aussehen. Einige davon – soweit ich sehen konnte, vier – führen aber in die Gewölbe unter dem Herrschaftshaus. Vermutlich sind sie durch Zauber abgesichert.«
    »Kannst du sie überwinden?«
    »Ja, mit genügend Zeit.«
    »Wie?«
    »Hauptsächlich arbeitet man sich mit Beharrlichkeit, Geduld und einem Meißel durch.«
    »Kannst du sie nicht durch Zauberei einstürzen lassen?«
    »Nicht, wenn ich ihn nicht warnen möchte; er ist sehr gut.«
    »Warum kann er dich dann nicht finden?«
    »Weil ich dagegen äußerst gut geschützt bin.«
    »Also willst du das tun? Die Mauer durchbrechen und … und ihn umbringen?«
    »Auf keinen Fall. Er könnte genau das von mir erwarten, vielleicht auch nicht, aber er hat sich mit Sicherheit dagegen geschützt. Vielleicht lasse ich ihn jedoch denken, daß ich das tue. Ist schließlich der offensichtlichste Weg.«
    »Und was machst du statt dessen?«
    »Das weiß ich noch nicht. Ich habe ein paar Dinge für mich am Laufen, aber ich weiß bis jetzt nicht, wie ich sie umsetzen soll.«
    »Was für Dinge?«
    »Der Auftragsmörder. Er kommt überhaupt nicht mit Loraan zurecht.«
    »Woher weißt du das?«
    »Weil er schon länger als eine Woche hier ist und Loraan diesen Angriff auf mich ausgeführt hat.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Der Jhereg«, sagte Vlad Savn geradewegs ins Gesicht, »will, daß ich mit einer Morgantiwaffe getötet werde. Loraans Angriffe waren keine Finten – er wollte mich umbringen und hat es auch fast geschafft. Er –«
    »Augenblick mal. Angriffe?«
    »Ja. Bisher gab es zwei.«
    »Ich weiß nur von dem einen bei

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