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Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher

Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher

Titel: Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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läge. Mühsam richtete ich mich auf, hochgehoben von einem starken Arm, dann gestützt auf eine Schulter.
    Ich sah dem Mann, der mir geholfen hatte, ins Gesicht. Es war blass, schmal die Nase, fast zu kurz, und stumpf. Die Augen lagen tief, das schwarze Haar war kurz geschoren. Ich löste mich von ihm und trat einen Schritt zurück. Er war sehr schlank, sehr groß, aber er stand ein wenig schief Nicht wirklich verwachsen, aber etwas ungleich, die linke Schulter höher als die rechte. In der rechten Hand lag ein Blaster, das Abstrahlfeld glühte noch.
    »Es ist vorbei«, wiederholte er.
    Erst dann sah ich die beiden Leichen.
    Die eine musste der Dicke gewesen ein. Aber sehr dick war er nicht mehr. Der Tote wirkte mumifiziert, verdorrt. Die Haut warf Falten und knisterte leise dabei. Ein milchiger Dampf stieg hier und da aus der Leiche und zog Schlieren. Der Leichnam ging ein.
    Die Frau war ebenfalls tot. Sie lag in Embryo-Haltung, schwarz, eingeschrumpft, dampfend. Ich kannte keine Waffe, die solche Verletzungen zufügte.
    Mein Retter musste meine Gedanken erraten haben. Er hob den Blaster und lächelte, fast schüchtern. »Ich habe sie erschossen. Aber das da« – er wies auf die weiterhin schrumpfenden Leichen – »habe ich damit nicht angerichtet.«
    Von der künstlichen Hand war keine Spur zu sehen.
    »Wir sollte diesen unfreundlichen Ort verlassen«, riet der Mann. »Bevor der Sicherheitsdienst des Thakans aufmerksam wird oder der SDW«
    Langsam wurde ich wieder Herr meiner Sinne. »Danke«, murmelte ich.
    »Gern geschehen. Ich darf mich Ihnen vorstellen? Konsul Artemio Hoffins vom Handelskonsulat des Imperiums Dabrifa.«
    »Konsul? Man lernt interessante Leute kennen hier auf Lepso.«
    Der Mann lachte fröhlich, es klang fast ansteckend. Er zwinkerte mir zu und sagte: »Die Ehre ist ganz auf meiner Seite. Man hat nicht oft die Gelegenheit, einem Prospektor aus dem Geschlecht der Gonozal die Hand zu reichen.«
    Er streckte fragend die Hand aus. Aber selbst, wenn er sich die Wahrheit nicht verdient hätte, schien mir eine Diskussion über meine Identität in diesem Augenblick ungeeignet.
    »Atlan«, sagte ich und schlug ein.
     
     
    Tief in der Südseite der Galaxis, jenseits der Zynfandel-Sternenkette und fern allen gebräuchlichen Handelsrouten saß ein vierarmiges Wesen, dessen Kopf wie aus einem polierten Stein war, vor einer übermannsgroßen Vitrine, in der eine trübe Flüssigkeit schwappte. Das Wesen tauchte mit einer seiner vier Hände eine Schöpfkelle in die Masse und löffelte etwas davon in seine Schüssel. Wenn der Brei aus der Vitrine genommen wurde, dampfte er in der Umgebungstemperatur auf. Als der Vierarmige genug hatte, begab er sich an seinen Platz zurück, um dort in Ruhe zu essen.
    Plötzlich gluckste es in der Vitrine. Das Wesen musste sich nicht umschauen. Es wusste auch so, dass jetzt ein Mann und eine Frau in der Flüssigkeit trieben, nackt, einander umarmend.
    Das Wesen grollte resigniert. »Wieder remittiert?«, fragte er. »Soll ich euch nie loswerden?«

 
Ein Abend für die Kunst
     
    Ich hatte die Einladung meines Retters aus der Not angenommen. Wir trafen uns in der Cafeteria des Paukentheaters. Hoffins trug ein Holohemd, auf dem ein dreidimensional überarbeitetes Gemälde eines uralten irdischen Künstlers abgebildet war: Carl Spitzwegs »Gähnende Schildwache«: Ein schläfriger Soldat schaute übers Land, das in tiefem, abendlichen Frieden lag. Der Soldat trug einen blauen Rock, rote Hosen und eine gelbe Weste, die alte Preußenuniform. Er stützte sich auf ein Gewehr mit aufgepflanztem Bajonett wie ein müder Wanderer auf seinen Stab. Zu seiner Seite stand eine alte Kanone, die offenbar lange schon außer Betrieb war, denn ein Vogel hockte auf dem Rohr, und aus der Öffnung schauten Halme heraus. Der Vogel hatte, wie es schien, darin sein Nest gebaut.
    »Weiß Ihr Imperator, dass Sie alte terranische Meister spazieren führen, statt imposante Portraits seiner Herrlichkeit Shalmon Kirte Dabrifa? Dabrifa, wie er die Kolonien aus den Fesseln der Solaren Imperiums befreit? Dabrifa, wie er Witwen tröstet und Waisen herzt, deren Männer, deren Väter in einem seiner Befreiungsraumschlachten vor die Hunde gegangen sind?«
    Hoffins lachte gut gelaunt: »Es genügt seiner Herrlichkeit vollauf, wenn er mit ›Euer Weisheit‹ oder ›Euer Huldvolle Duldsamkeit‹ tituliert wird. Er legt keinerlei Wert auf kriecherisches Gebaren.«
    »Ich werde es mir merken«, versprach ich. »Der

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