Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher
Thakan und lächelte.
Es regnete stark, der Regen war warm. Die Winterregenzeit auf Lepso hatte, wie in jedem Jahr, mit einem Schlag begonnen. Chrekt-Chrym glitt durch den Regen wie durch einen See. Er fand die kleine Kirche am Rande von Orbana. Sie war aus grauem Stein gefügt, gelbgrünes Moos wuchs auf den Steinen. Der Topsider hielt kurz an, um den Spruch zu lesen, der über dem Portal in altterranischen Buchstaben geschrieben stand. Die Entzifferung bereitete dem USO-Agenten keine Mühe. Er hatte etliche terranische, arkonidische und andere Alphabete per Hypnoschulung gelernt, diese Sprache aber war ihm fremd:
»Dominus pascit me nihil mihi deerit.«
Als Türgriff diente ein eiserner Ring, den man drehen musste, um die Tür zu öffnen. Verschlossen war sie offenbar nicht.
Er trat ein. Es war sehr viel kühler als draußen und dämmerig. Chrekt-Chryms Augen mussten sich erst an die Lichtverhältnisse gewöhnen. Ein groß gewachsener Terraner kam langsam auf ihn zu. Seine blonden Haare waren ordentlich gescheitelt, nur ein paar Strähnen hingen in die Stirn.
»Sie sind Chrekt-Chrym?«, fragte der Terraner. Er sprach bedächtig, trennte die Worte sorgsam voneinander, als hätte jedes einen ganz eigenen Wert. Der Topsider machte eine bejahende Geste.
»Ich bin Alexander«, stellte sich der Mensch vor.
»Sie führe keine Familiennamen? Wie soll ich Sie anreden?«, erkundigte sich Chrekt-Chrym.
»Sie können Bruder Alexander zu mir sagen.«
»Sie meinen, ich soll vorgeben, wie seien verwandt? Wir stammten aus einem Gelege?«
Der Terraner lachte. »Sagen Sie halt Alexander, das genügt. Wollen wir in mein Büro gehen?«
Der Topsider sah sich um. »Lieber bliebe ich hier. Der Raum hat eine eigentümliche Atmosphäre.«
»So?«, fragte Alexander interessiert.
»Dominus pascit … was bedeutet dieser Spruch? Ist es ein Fluch, der böse Geister abhalten soll?«
»Es ist der Anfang eines alten Gebets, Psalm 23: ›Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.‹« Als der Topsider nichts erwiderte, fuhr Alexander fort: »Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Und ob ich schon wanderte im Tal des Todes, fürchte ich kein Unglück.«
Chrekt-Chrym lauschte mit schief gehaltenem Kopf.
»Der Text spiegelt die Natur Ihrer Heimatwelt Terra, nicht wahr? Aue, Wasser …«
»Ursprünglich ja«, bestätigte Alexander. »Terra ist aber nicht meine Heimatwelt. Ich stamme von Nephtys im Hauhet-System. Kennen Sie es?«
Chrekt-Chrym verneinte.
Alexander lächelte: »Nun, Sie haben um ein Gespräch gebeten, um ein religiöses Gespräch. Wie kann ich Ihnen helfen?«
Der Topsider betrachtete die Bilder an der Wand; sie stellten die Geburt, die Folterung und die Hinrichtung eines Terraners dar. Er fragte: »Stimmt es, dass Sie daran glauben, ein höheres Wesen, der Schöpfer des Universums, sei in Gestalt eines Menschen auf Ihrer Welt erschienen?«
»Das glauben wir, ja.«
»Warum in der Gestalt eines Menschen? Ist das nicht rassistisch? Warum nicht als Gataser? Als Haluter? Als Cheborparner? Oder als Topsider?«
Der Terraner schmunzelte. »Ich stelle es mir gerade vor, wie meine Zeitgenossen auf ihn reagiert hätten, wäre er in einer dieser Gestalten gekommen: Nun, er hätte sicher großes Aufsehen erregt.«
»Also?«
»Vielleicht war ihm die Vorstellung, Aufsehen zu erregen, nicht so sympathisch.«
»Wozu ist er gekommen?«
»Um mit uns zu leben und mit uns zu sterben. Um uns letztendlich vom Tod zu erlösen.«
»Sie alle, oder nur Menschen wie Perry Rhodan, Reginald Bull und andere Zellaktivatorträger? Regierungsmitglieder und Flottenkommandanten?«
Alexander lachte leise. »Alle Menschen. Aber wir hoffen auf die Erlösung vom Tod nicht durch ein technisches Gerät wie den Zellaktivator.«
»Warum nicht?«
Der Mensch kniff ein Auge zu – er zwinkerte – und sagte in vertraulichem Ton: »Wir trauen der Technik nicht. Könnte ja mal defekt sein, so ein Zellaktivator. Wer sollte ihn reparieren?«
»Ja, das verstehe ich«, sagte Chrekt. »Aber es sind doch nicht alle Menschen unsterblich, oder?«
»Wir glauben, dass wir sterben, danach aber wieder auferstehen. Und nach der Auferstehung leben wir in alle Ewigkeit.«
»Das ist ein interessanter Punkt«, meinte Chrekt. »ich habe mich oft gefragt, wohin die Toten gehen. Sehen Sie, ich kann eine Weile lang die Stimmen der Toten
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