Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher
professioneller Agent in die Dienste der USO zu treten, war nicht einmal geprüft worden. Dabei wäre er mit seinen Kontakten mehr als ein wertvoller Mann gewesen. Er hatte bereits unter Beweis gestellt, wozu er in der Lage war.
Paikkala hatte an einem verhandlungsfreien Tag seiner Heimatwelt Yee – und damit dem ganzen Solaren Imperium und seiner Gerichtsmaschinerie – Lebewohl gesagt und war nach Lepso ausgewandert .
Die warme Welt unter Firing hatte ihn, den Yeeaner, aufgenommen und ihm Asyl geboten – wenn auch gegen eine nicht unbeträchtliche Wohlfahrtsgebühr. Zwischen Lepso und Terra lagen angenehme 8467 Lichtjahre, zwischen Lepso und Yee sogar 9002. Yee war eine gemütliche, langsame Welt, ein Tag dort dauerte 31,5 Stunden. Auf Lepso hatte der Tag nur 21,3 Terra-Standardstunden – es waren schnelle und heiße Tage.
Er hatte sich auf den ersten Blick in die Hauptstadt des Planeten verliebt: Orbana, die Zehntausendjährige. Arkoniden hatten diesen Planeten um das Jahr 7600 vor Christus besiedelt, aber schon in seinen Anfängen war Lepso eine Freihandelswelt. Paikkala hatte gehört, dass Dutzende galaktische Völker am Bau Orbanas beteiligt gewesen sein sollten, was man an unzähligen, teilweise bizarren architektonischen Stilen erkannte. Orbana, die Vielvölkerstadt. Orbana, rund hundert Millionen Einwohner – ein pulsierender Moloch wie aus einem anderen Universum.
Es sollte Exoviertel geben, die noch nie ein Humanoider betreten hatte, und es hieß, wer wollte, der könnte allein in Orbana mehr unbekannte Zivilisationen entdecken, als in den noch unkartographierten Regionen der Galaxis.
Gegen Orbana waren die Hauptstädte der menschlichen Sternenreiche, das plumpe Baretus auf Ertrus, Dabrifala, die Hauptstadt des größenwahnsinnigen Imperators, Genzez, die Hauptstadt der ZGU, ja, war selbst Terrania-City nur eine junge, vorläufig aufstrebende Provinzstadt.
Orbana war die eigentliche Metropole der Milchstraße. Hier traf das altterranische Wort einmal in vollem Umfang zu: Metropole von meter , die Mutter , die Erzeugerin , die Quelle . Orbana war all das. Die Mutter aller kosmischen Städte.
Paikkala war ihr Bürger geworden und genoss das Leben hier in vollen Zügen.
Irgendwann waren die Honorare seines zentralgalaktischen Auftraggebers aufgebraucht gewesen, und er hatte sich nach einem neuen Job umgesehen. Sein damaliger Erfolg als Industriespion – ja, es war durchaus über ihn im interstellaren Holovid berichtet worden: »Der Mann, der Terra vor die Transformkanone bringen wollte« und Schwachsinn dieser Art – dieser Erfolg zahlte sich jetzt aus. Der SWD war an ihm interessiert, und er war interessiert am SWD.
Der Gaumenschmeichler löste sich allmählich auf. Paikkala erhob sich mit einem Seufzen aus dem Pneumosessel und winkte Madenko zu, der drinnen mit seiner Robotkellnerin eine Partie Domino spielte.
Madenko winkte zurück. »Bis demnächst, du mieser Zuhälter«, flüsterte Paikkala und wandte sich ab. Er lachte still in sich hinein: Wenn Madenko ein Zuhälter war, was war dann er selbst? Ach, er war nicht gut darin, sich in eine moralische Kategorie einzuordnen. Vielleicht sollte er gelegentlich den Bischof von Lepso besuchen und sich Rat holen: Man wusste ja gerne, wie weit man es gebracht hatte.
Paikkala sah sich noch einmal nach dem »Terrania mon Amour« um, aber weder Petrisse trat vor die Tür, noch ihre jüngere Schwester Deborah. Auch gut. Es würde auch ohne sie ein spannender Tag werden.
Er nahm zunächst ein träges Laufband, wechselte dann auf ein schnelleres, ließ sich eine Weile an der Chylamassa vorbei tragen, deren Fluten in dieser Jahreszeit rosarot vom Laich der Glasfische waren. Er passierte das Denkmal für die Hüter verborgener Schätze , die Gavivis von Lepso. Paikkala lächelte: Kein Planet dieser Galaxis war reicher an verborgenen Schätzen als Lepso – an Schätzen, die vor allem vor den Finanzbehörden der vielen gierigen Sternenreiche hier bestens versteckt waren. Man brauchte keine sagenhaften Gavivis, um diese Verborgenheit zu gewährleisten. Dafür gab es den SWD. Und Männer wie ihn. Ja, genau betrachtet war er ein Gavivi, und das Denkmal galt ihm.
Nur dass er zwei Arme hatte und nicht nur diesen einen, merkwürdigen Brustarm, wie ihn die verschollenen, prä-arkonidischen Ureinwohner Lepsos besessen haben sollten.
An einem Transportbandknoten wechselte er auf ein Band Richtung Altstadt. Dort, in den Katakomben des Arena-Komplexes, befand sich
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