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Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher

Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher

Titel: Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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»Die Daten sind falsch! Sie führen euch ins Verderben!« Aber Chren-Tork hörte ihn nicht. Sah ihn nicht.
    Warum konnten sie ihn nicht sehen? Er erkannte alles so deutlich, so genau, so wirklich. Er spürte die angenehme, anregende Hitze der Zentrale, er spürte das animalische Beben des Schiffes, dessen Triebwerke zur Transition durch den Hyperraum ansetzten, er roch den sauren Duft der Erregung.
    Nicht die Ferronen haben euch diese Daten gegeben , rief Chrekt-Chrym dem Offizier zu, sondern Terraner! Die Daten sind falsch, kehrt um! Niemand nahm es zur Kenntnis.
    »Transition in zehn Sekunden«, las der Offizier den Countdown ab. Das eine seiner Kugelaugen blickte starr auf die Transitionsdaten, das andere wanderte zwischen den Sprungdaten und dem Chronometer hin und her.
    Sie locken euch nicht nur fort aus dem Wega-System , rief Chrekt-Chrym, sie lockten euch nicht nur fort ins Capella-System …
    Aber es hörte ihn niemand.
    »Fünf Sekunden …«
    Die Topsider in der Zentrale pfiffen erregt zwischen den verhornten Lippen.
    Sie locken euch … Er schrie es mit aller Kraft, die er im Traum hatte. Niemand reagierte.
    »Sprung!«
    Die etwa dreihundert Schiffe der topsidischen Flotte sprangen synchron, eine logistische Meisterleistung. Jetzt kam wie jedes Mal der grauenvollste Moment des Traums.
    Die Flotte trat ohne Zeitverlust in den Normalraum zurück.
    Aber es war kein Raum da – nur schiere Energie.
    Die gefälschten Sprungdaten hatten die Flotte ins Innere der Sonne Capella geführt. Jedes Schiff war mit 150 Besatzungsmitgliedern bemannt, daneben die Landungstruppen für die Aktion im Wega-System, insgesamt 120.000 Topsider und wenige hundert Konkubinen der Kommandanten und Subkommandanten. Es war die größte Niederlage der topsidischen Militärgeschichte.
    Und sie hatte sich vor über einem Jahrtausend zugetragen.
    Warum also träumte Chrekt fast jede Nacht davon, seit er denken konnte?
    Warum musste er wieder und wieder dabei sein? Warum richteten die Toten diese Botschaft an ihn?
    Der Energieschlag im Herzen der Capella war zu gewaltig, zu total und zu schnell, als dass er sich den Nerven und Hirnen der Topsider als Schmerz hätte vermitteln können. Das einzige, was Chrekt-Chrym wahrnahm, war ein grenzenloses, gegenstandsloses, hunderttausendfaches Erstaunen. Und dann hörte er eine mütterliche Stimme flüstern: »Zeit, zu gehen.« Und Chrekt zog sich erschöpft und gequält zurück aus diesem zähen Inferno aus flüssigem Feuer.
    »Suche das Profunde, meide, was dich verwundert, der Starke braucht festen Stand«, siebenter Satz der sozialen Weisung.
    Langsam erwachte Chrekt. Er richtete sich auf, stemmte sich aus dem Bett und zog den Schwanz nach. Die braunschwarzen Schuppen waren etwas zu trocken, er befeuchtete sie mit dem Sprengel. Der Morgendurst war groß, er trank aus dem Kaltbottich.
    Aus dem Nachbarraum erklangen Paarungsgeräusche. Chrekt-Chryms Konkubine Benech-ril-Hon ließ sich, kühl vom Schlaf, von seinem Mitbewohner Hachtcha-Hon begatten. Die beiden stammten, wie ihr Herkunftsname zeigte, aus der selben Provinz, Hon am Gun-Ki-See.
    Ob sie auf diese Weise ihr Heimweh bekämpften?
    Chrekt hätte dafür Verständnis; ihn selbst plagte manchmal eine Sehnsucht nach dem violetten Himmel von Topsid und den Schlieren des Immertagnebels über der Schrägen Ebene von Klokvour.
    Vielleicht war es aber auch nur Benech-rils verzweifeltes Bemühen, es endlich zu einem Gelege zu bringen. Chrekt-Chryms Befruchtungsversuche waren erfolglos geblieben. Aber auch Hachtcha-Hons Bemühungen blieben bislang fruchtlos. Eine große Auswahl blieb Benech-ril nicht; die Topsider-Population auf Lepso war sehr klein, und fertile Männchen hatten mit ihren kleinen Harems hinreichend zu tun.
    Chrekt-Chrym pfiff klagend.
    Kurz nach dem Frühstück summte der Türmelder; die Hausverwaltungspositronik meldete Olip. Olip winkte in die Überwachungskamera und rief. »Mach schon, Krekt, mach schon, heb deinen Echsenschwanz aus seiner Wiege und lass Hatscha machen, los, du Lüstling, mach auf! Wir müssen fernsehen.«
    Er fragte sich zum wiederholten Male, ob der Marsianer die topsidischen Namen absichtlich verballhornte, oder ob er an einem Sprachfehler litt, der ihm die Aussprache der für ihn ungewohnten Lautfolgen erschwerte.
    Zum Ausgleich nannte Chrekt-Chrym den Marsianer stets nur Olip und nicht, wie es ihm seiner Meinung nach zugekommen wäre, Olip a Schnittke – wobei das betonte »a« zwischen den Namen angab, dass

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