Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher
Fingerspitzen nach der Haut und hob sie an. Sie löste sich mit einem leisen Knistern von der darunter liegenden Haut ab, die blass war, aber keinen Silberton zeigte.
Es sah aus, als zöge a Schnittke eine Folie von der Leiche ab.
Die Haut war keine Haut. Sie war irgendetwas anderes.
»Vielleicht haben meine Kollegen, die sich vor uns mit der Leiche befasst haben, eine Kleinigkeit übersehen«, kicherte er.
Der nächste Schritt war mühselig. A Schnittke musste die Leiche herumwälzen und weitere Schnitte in die Rückenpartie setzen, um die Folie völlig zu entfernen, auch von den Armen und Beinen. Sie hatte den Körper buchstäblich vom Kopf bis zu den Füßen eingehüllt – wenn auch von der Kopfpartie nur verkohlte Reste geblieben waren.
»Hast du einen Kleiderständer?«, fragte er Chrekt-Chrym.
»Ich nicht, aber Hachtcha-Hon. Er trägt ab und an terranische Kleidung.«
»Ist mir nicht entgangen.« Er wandte sich zu mir: »Dieser schräge Typ besitzt sogar einen Schottenrock, stellen Sie sich das vor, Sir!«
Chrekt trug den Kleiderständer herein, und a Schnittke spannte die tote Zweithaut darüber. »War das eine Art organischer Mantel?«, fragte ich.
»Alles der Reihe nach. Erst der tote Arkonide.« A Schnittke hatte sich wieder der Leiche zugewandt. Er übergab Chrekt eine Gewebeprobe zur DNA-Analyse. Der Topsider legte sie in die Analysebox des positronisch betriebenen Miniaturlabors, das a Schnittke aufgebaut hatte.
»Eure Lordschaft, darf ich bitten? Nur zum Vergleich.« Eine Assistentendrohne schwirrte auf meinen Mund zu. Ich öffnete ihn und ließ sie einen Abstrich von der Innenseite meiner Wangen nehmen. Die Drohne beförderte anschließend die Probe in die Box.
Die Analysebox brauchte nur wenige Sekunden für ihre Untersuchung: »Keinerlei in familiären Graden definierbare Verwandtschaft. Beide Proben sind jedoch arkonidisch. Schwierigkeiten bei der Altersbestimmung.«
Ich nickte und sagte, mehr zu a Schnittke. »Ich trage einen Zellaktivator. Das erschwert die Altersbestimmung erfahrungsgemäß.«
»Ich akzentuiere«, meldete sich die Analysepositronik: »Schwierigkeit bei der Altersbestimmung beider Proben.«
»Holla«, sagte a Schnittke. »Ich hätte den Kerl auf sechzig, siebzig Terra-Standardjahre geschätzt.«
Er reichte Chrekt-Chrym weitere Gewebe- und Knochenproben durch. Die Analysebox summte geschäftig. A Schnittke legte die Leber, dann die Nieren in Metallschalen. »Die inneren Organe scheinen mir irgendwie deformiert «, sagte er.
»Was heißt das?«
»Kann ich nicht sagen, eher eine Intuition. Sie sehen mir aus, als hätte man sie gequetscht, gestaucht, ich weiß nicht was …«
»Verletzungen?«
Er schüttelte langsam den Kopf. »Eher, als hätte man sie wie Knetgummi behandelt. Aber ganz allmählich und behutsam.«
Kurz darauf bestätigte die Analysebox, dass auch auf die Knochen gewisse Kräfte eingewirkt haben mussten: Sie waren teils gestaucht, teils gestreckt, aber immer waren die Veränderungen durchgeführt worden, ohne dass es zu Verletzungen gekommen war.
»Von wo kam der Druck, von wo der Zug?«, fragte ich.
A Schnittke studierte einige Messwerte. »Von überall her. Von außen, aber aus jeder Richtung.« Er drehte sich zum Kleiderständer, an dem die Silberhaut hing.
»Aha«, sagte er.
»Die Haut?«, fragte ich. Die Haut – oder was immer sie wirklich ist – hat den Körper dieses Arkoniden regelrecht umgebaut , schloss mein Logiksektor.
»Wozu?«, fragte ich leise zurück. »Wozu hat die Haut den Arkoniden umgebaut?«
A Schnittke grinste. »Das liegt doch auf der Hand, Lordadmiral. Sie hat einen Atlan aus ihm gemacht.«
Wir wandten uns also der Haut zu. Wie sie dort hing, wirkte sie wie das abgezogen Fell eines Tieres. Oder besser: Wie zwei Felle, denn a Schnittke hatte die Vorder- und Rückseite der silbrigen Hülle nicht getrennt, sondern aufgeklappt über den Kleiderständer gehängt. Zusammen maß diese Haut etwas über zwei Quadratmeter.
A Schnittke zog den Kleiderständer an den Untersuchungstisch heran. Wir hoben die Leiche des Arkoniden mit vereinten Kräften auf den Boden. A Schnittke breitete die Haut auf dem Tisch aus.
Die Haut – oder die Folie – war an den meisten Stellen etwa fünf Millimeter dick, an den Fingern und Zehen etwas dünner, im Brustbereich stärker. Aber mehr als eineinhalb Zentimeter maß a Schnittke an keiner Stelle.
A Schnittke nahm das Vibratormesser, dockte es an einen kleinen Chirurgieassistenten an und
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