Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher
auf.
Ohne das Loch in der Stirn könnte man meinen, der Kulturschock habe sie getötet , dachte Vaatwan fröhlich. Tatsächlich sollte es ein Prospektor gewesen sein, Kolonialterraner oder Kolonialarkonide.
Die Roboter, die den Leichnam für die Autopsie präparierten, hatten die Kleidung und die Effekte der Toten bereits entfernt. Ihren Kopf hatten sie rasiert. Wie Vaatwan der Infofolie entnahm, hatte sich ein Haufen Schmuckinsekten in ihrer Frisur aufgehalten und versucht, von dort auszuwandern, in die Energiewanne, in die Obduktionsräume …
Der nackte Körper der Ertruserin Giiv lag in der Obduktionsschale aus Prallfeldenergie. Auf Vaatwan, der etwas über drei Meter maß, wirkte die zweieinhalb Meter große Menschenfrau eher zierlich.
Vaatwan öffnete seinen vertikalen, ovalen Mund und hauchte aus. »So, meine Kleine, jetzt kümmern wir uns um dich.« Er gab dem Medorobot ein Zeichen; der fuhr das Vibratorskalpell aus. »Wir fangen mit dem Schädel an«, befahl Vaatwan der Maschine. Der Medorobot fuhr seinen Spiraltentakel aus. An die tote Ertruserin gewandt, sagte Vaatwan: »Keine Angst, meine Kleine, tut gar nicht weh.«
Doch das musste wenig überzeugend geklungen haben, denn die Leiche hob die Lider und schaute Vaatwan in die äußeren seiner drei Augen.
Dann stemmt sie sich hoch, schwang ihre Beine über den Rand der Energieschale und sprang auf den Boden.
Der Medorobot hielt seinen Tentakel ab, die Ertruserin ergriff ihn, bog ihn mit einer unglaublich raschen Bewegung um und stach damit in die Region des Roboters, die sein positronisches Gehirn barg. Der Medorobot heulte auf und trudelte zu Boden.
»Lassen Sie das!«, rief Vaatwan der Ertruserin zu.
»Ich muss sie betäuben«, verkündete die Ertruserin und verzog die Lippen – sie lächelte, eine unter Humanoiden häufige, aber vieldeutige mimische Geste.
Sie streckte ihre Hand aus, und die Hand schmolz. Vaatwan betrachtete den Vorgang, der rasend schnell verlief. Die erhitzte Fleischmasse tropfte zischend auf den Bodenbelag. Zum Vorschein kam der kurze Lauf einer Waffe.
Sie haben mir einen Roboter untergeschoben , war Vaatwans erster Gedanke. Meine lieben Kollegen wollen sich einen Spaß machen!
Vaatwan schlug mit seinem überlangen Arm zu. Der Aufprall auf den Roboterarm war hart, aber er erfüllte seinen Zweck. Der Schuss traf ihn nicht.
Obwohl Vaatwan kein Waffenexperte war, erkannte er, dass es sich bei der Waffe um einen Schocker handelte, ein technisch schlichtes Gerät. Vaatwan warf sich auf die Ertruserin und versuchte, ihren bewaffneten Arm zur Seite zu drücken.
Vaatwan war von Geburt an eine Schwerkraft von 2,8 Gravos gewöhnt. Aber der Roboter brachte seine Füße unter den Leib des Naats und schleuderte ihn durch die Luft. Noch während Vaatwan flog, schoss der Roboter. Diesmal traf er. Es war, als schlüge ein Blitz in Vaatwan ein. Er wurde bewusstlos.
Der Roboter setzte die übrigen Maschinen außer Betrieb, die noch im Raum waren. Auch die andere Hand schmolz und gab einen Desintegrator frei. Der Desintegratorstrahl löste die Wand zwischen diesem Obduktionssaal und dem Nachbarraum auf. Der Roboter stieg durch die schwelende Öffnung und entledigte sich seines restlichen Fleisches. Nur der Kopf blieb, wie er war: groß, weiblich und mit einem Loch in der Stirn.
Vor der Leiche des anderen Atlan fiel der Roboter förmlich auseinander. Seine Arme und Beine lösten sich vom Rumpf, der Kopf hob ab. Der Rumpf glitt zu Boden, klappte auf, schob sich auseinander und gab eine Gitterstruktur frei, die rasch auf ein Rechteck von etwas über zwei Meter Seitenlänge wuchs.
Alarm gellte durch die Hallen. Der frei schwebende Waffenarm versiegelte mit einigen Schüssen den Zugang zum Raum. Der Frauenkopf hing auf einem Prallfeld in der Luft und koordinierte den Einsatz aller Elemente.
Die Baugruppe auf dem Boden hatte mittlerweile den Transmitter fertig gestellt. Die Abstrahlautomatik stellte den Kontakt her. Die Füße der beiden Beine des Roboters rasteten in Vertiefungen der gitterartigen Bodenplatte ein. Die Beine schoben sich teleskopartig auseinander, strebten nach etwa zwei Metern aufeinander zu und bildeten den Abstrahlbogen.
Der nicht bewaffnete Arm spazierte auf den Fingern der Hand zur Leiche. Dort fuhr er aus seiner Schulterpartie vier dünne Greifer aus, griff mit diesen vier neuen Extremitäten unter die Leiche und hob sie auf das Transmittergitter.
Der Kopf schwebte über der Leiche hin und her. Er tastete sie
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