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Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher

Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher

Titel: Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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kommandierte die Maschine akustisch.
    »Längsschnitt in die Haut«, befahl er. Der Teleskoparm des Assistenten fuhr aus und schnitt die Haut an ihrem Rand ein. Nach weniger als einer Minute konnte a Schnittke fast einen Quadratmeter der Folie vollständig aufklappen.
    Es verschlug mir den Atem. A Schnittke pfiff und sagte leise »Heilige Scheiße«.
    Die Innenseite der Haut war alles andere als amorph oder ungestaltet. »Ich unternehme keine scharfe Mobilisation«, murmelte er. »Und am besten auch keine weiter gehende stumpfe. Mit fehlen die richtigen Instrumente, um mit diesem Wesen umzugehen. Das überlassen wir den Kollegen auf Tahun. Wir sehen uns das nur an.«
    Wir sahen Aderngeflechte, riesige, millimeterdicke Nervenstränge, die auf ein Zentrum zustrebten, ein weißes, flach-diskusförmiges Organ, das nur wenige Millimeter dick war, aber gut zehn Zentimeter durchmaß.
    »Ist das ein Gehirn?«, fragte ich. A Schnittke fuhr mit dem Skalpell hinein, griff ein scherenförmiges Instrument mit stumpfen Spitzen, schob es in den Schnitt, spreizte die Schere und schob das Gewebe damit auseinander.
    Er studierte es eine Minute lang.
    »Vielleicht«, antwortete a Schnittke. »Für ein funktionales Gehirn, wie Sie und ich es tragen – und du natürlich auch, Krekt –, ist es ein wenig zu klein und zu wenig differenziert. Aber von der Anlage der Nervenbahnen her – ja, eine Art Gehirn. Ich habe etwas Ähnliches mal bei der Mantis religiosa gesehen.«
    Chrekt schaute fragend. Ich übersetzte: »Bei der Gottesanbeterin. Ein irdisches Insekt. Eine Fangschrecke.«
    »Auf Terra beten Insekten zu Gott?«, fragte Chrekt verblüfft.
    A Schnittke lachte. »Natürlich. Deswegen sind meine Vorfahren ja von diesem Planeten der Frömmler ausgewandert. Zum Mars, dem Hort der Aufklärung und Wissenschaft.«
    Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
    A Schnittke setzte seine Autopsie fort und plauderte dabei: »Gottesanbeterinnen sind Kannibalen, sie fressen das Männchen auf, während es sie begattet. Aber beim Sex kommt es nicht auf lange Schwänze an, mein Freund, sondern auf den Kopf. Oder besser: auf das, was drin steckt, auf das Gehirn. Damit die Paarung des jungen Paares auch dann noch flott voran schreiten kann, wenn das Weibchen schon genüsslich auf dem Hirn ihres Gatten herumkaut, ist das Gehirn des Männchens dezentralisiert. Er besitzt so etwas wie eine Dependance des Gehirns. Das heißt: der eine Teil von ihm landet im Magen seiner Auserkorenen, der andere pumpt noch fleißig Samen in ihren Hinterleib.
    Und hier haben wir möglicherweise etwas Ähnliches vorliegen: den Teil eines dezentralisierten Gehirns. Siehst du, hier, wieder so eine flache, komplexe Nervenballung. Diese Haut, meine Freunde, ist keine Haut, sondern ein komplettes Lebewesen mit höheren Hirnfunktionen, möglicherweise so intelligent wie du und ich, möglicherweise sogar so intelligent wie unser Chef« – er grinste mich an – »möglicherweise, obwohl das schwer vorstellbar ist, sogar noch intelligenter als er.«
    Ich fragte a Schnittke, wie dieses Wesen wohl gelebt hatte: als Parasit, als Symbiont?
    A Schnittke zuckte mit den Achseln. »Vielleicht. Vielleicht als etwas ganz anderes. Sehen Sie diese schwammförmigen Polster an der Unterseite? Sie sind feucht. Ich vermute, über diese Schwämme entzieht das Wesen seinem Partner Flüssigkeit, vielleicht auch Nährstoffe.
    Ein Lebewesen, das wie der Arkonide selbst viel Wasser benötigt, zumal hier in der Hitze auf Lepso, muss durch die Haut einen stark erhöhten Flüssigkeitsbedarf gehabt haben.«
    A Schnittke richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das Hautwesen und fragte mich: »So etwas habe ich noch nie gesehen. Sie, Lordadmiral?«
    Ich schüttelte langsam den Kopf.
    Gesehen vielleicht nicht , mischte sich mein Extrasinn ein. Aber wir haben von etwas Ähnlichem gehört.
    »Warten Sie«, bat ich die beiden Spezialisten, »mein Extrasinn unterrichtet mich gerade.«
    »Nun?«, fragte a Schnittke.
    »Es könnte ein Tyarez sein.«
    »Was ist das, ein Tyarez?«
    Ich holte Luft. Hilf mir , bat ich den Extrasinn. Ich sprach laut aus, was mir in Gedanken zugeflüstert wurde …

 
Totentauchen
     
    »Die Tyarez also. Ich hole etwas aus. Das Große Imperium umfasst etwa 50.000 Kolonialwelten und Fremdvölkerwelten, die ins Imperium integriert oder mit ihm assoziiert sind. Das Solare Imperium wirkt dagegen eher bescheiden«, lächelte ich. »Auf der Handelswelt Arkon II sind heute etwa 400

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