Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher
gehört hatte, dazu, dass sein vereinbartes Honorar ein wenig aufgestockt wurde.
Natürlich konnte er kein echtes Gespräch mit den Toten führen. Nichts ist unkommunikativer als ein Toter.
Ich kannte keine Details, wie a Schnittke den Topsider kennen gelernt hatte. Vielleicht hatte er ja sogar die Dienste Chrekt-Chryms in Anspruch genommen. Auf jeden Fall nahm der Marsianer der a-Klasse die Sache wichtig genug, um ihn auf Tahun untersuchen zu lassen.
Crest, der andere arkonidische Mentor der Menschheit, mein Kollege , hatte zu Beginn des 21. Jahrhunderts an der Para-Akademie von Port Teilhard, dem parapsychologischen Schulungszentrum auf der Venus, eine Psi-Klassifizierungsskala entwickelt.
Demnach gab es die P-Klasse, in der parapsychische Ortsveränderer wie Teleporter oder die Wellensprinter Tronar und Rakal Woolver gehörten, die K-Klasse für Telekineten und andere Mutanten, die die materielle Beschaffung von Objekten verändern konnten, die T-Klasse für Telepathen und Suggestoren und die Z-Klasse für Wesen, die sich mittel Hilfe ihrer Parakräfte durch die Zeit bewegen konnten.
Es war durchaus noch nicht entschieden, ob das Totentauchen – oder die Thanatopathie, wie die Paratheoretiker es nannten – eher in die T- oder in die Z-Klasse gehörte. Chrekt-Chrym, der Thanatopath – der Echsenmutant, der das Tote seiner Vergessenheit entriss. Denn unsere Parawissenschaftler bestätigten die Authentizität seiner Begabung vollständig.
Chrekt-Chrym war ein wirklich besonderer Mutant.
Beim abschließenden Test im Institut für die Erforschung paranormaler Begabungen war ich selbst anwesend. Gucky war nach Tahun gekommen, das paranormale Multitalent aus Perry Rhodans Mutantenkorps. Chrekt-Chrym sollte ihn bei einem seiner Tauchvorgänge in eine tote Seele mitnehmen . Chrekt-Chryms Begabung war zu schwach, um einen nicht-paranormal begabten Passagier zu befördern, so, wie Gucky und andere Teleporter mit einem oder zwei normalen Begleitern durch ein übergeordnetes Kontinuum springen konnten. Aber einem hochbegabten Mutanten wie Gucky sollte es, wie die Fachleute meinten, grundsätzlich möglich sein, Chrekt-Chrym zu begleiten.
Chrekt-Chrym nahm Gucky mit in den Geist eines in seinem Einsatz gestorbenen USO-Spezialisten. Während sie tauchten, lagen ihre Körper bewegungslos auf Pneumoliegen. Der Thanatopath erbleichte, seine Schuppenhaut, die sonst dunkelbraun war, lichtete sich auf und nahm einen hellen Grauton an.
Der Totentauchgang dauerte nur wenige Minuten. Dann schlugen Chrekt-Chrym und Gucky die Augen wieder auf. Die Schuppen des Topsiders verdunkelten sich langsam wieder.
Gucky erhob sich, alle Haare seines Fells gesträubt. Ich sah ihn an und fragte: »Nun?«
»Nie wieder«, sagte er so leise, dass nur ich es hören konnte.
Laut sagte er: »Er ist echt. Nehmt ihn.« Und er warf dem Topsider einen langen Blick zu, in dem sich Mitleid und Entsetzen mischten.
So kam Chrekt-Chrym in unser Mutantenkorps.
Und nun wurde er wieder blass. Er tauchte.
Da war Zwein. Ein langer, langer Weg. Etwas wie ein Korridor zwischen den Sternen. Etwas kam hinter ihm her. Kam den Korridor entlang. Etwas, das wie er war, und anders. Zwein, verhüllt, eingehüllt. Dieser Durst, dieser uralte Durst. Dieser Glanz, dieser uralte Glanz auf der Hand, verhüllt, Camouflage. Zur Camouflage. Oh doch, Zwein, oh doch! Halte mich am Namen fest. Dieser Durst, dieser uralte Durst. Kommt näher und näher. Es wirket unscheinbar, aber es ist alles andere als das. Wenn es sich auftut. Wenn es die Falzen öffnet. Wenn es sich aufschlägt. Schon wieder immer noch Durst. Ist es das wert? Bist du dir fremd geworden? Diese Hitze. Aus der Festung heraus, gut gemacht! Jetzt den Korridor zwischen den Sternen. Tarnkleidung. Tu schmal und platt. Durst. Eine Tür am Rand von allem. Hitze hell Hitze. Zeit, zu gehen …
Der anschließende Tauchgang in die Leiche des Tyarez war unergiebig gewesen, Chrekt-Chrym hatte seines Berichts nach nur ein Bild gesehen: eine unüberschaubar große, geneigte Ebene, in die Kanäle gegraben waren. Das selbst habe wie eine Quelle hoch auf der Ebene gesessen und die Kanäle mit Empfindungen geflutet: mit Eifer, Zorn und Zweifel, mit Erbarmen, Fürsorglichkeit und Kummer, mit Staunen, Wehmut und Fernweh und mit allerlei Emotionen, die Chrekt-Chrym weder nachempfinden noch beschreiben konnte.
A Schnittke und ich hatten einige der Worte, an die sich Chrekt-Chrym erinnerte, auf einer Schreibfolie
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