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Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher

Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher

Titel: Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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Fremdvölker registriert, einige davon sind auch mir nur dem Namen nach bekannt. Das Große Imperium ist heute weitgehend konsolidiert. Aber in der Zeit des Niedergangs – also vor etwa eintausend bis fünftausend Jahren – hatten unzählige Kriege das Reich zerrissen«.
    Ich spürte, wie meine Stimme rauer wurde. »Nicht alle Völker des Imperiums haben sich an diesen Kriegen beteiligt. Aber es waren etwas mehr als fünfzig – etwas mehr als fünfzig, dennoch nennen wir diese verworrene Kette von Kriegen heute den Krieg der Fünfzig . Fünfzig und mehr artfremde, das heißt nicht-arkonidische Völker, technisch hoch entwickelt und hoch gerüstet, führten über Jahrtausende ihre ›Befreiungskriege‹ – wenn man sie denn so nennen will.
    Ganze Kulturen sind darin untergegangen, ganze Zivilisationen wurden ausgelöscht.
    Oder sind einfach verschwunden.«
    »Und die Tyarez?«
    »Die Tyarez lebten am Rand der Einflusssphäre des Großen Imperiums. Sie gehörten nicht zum Reich. Ihre Welt wurde nicht kolonisiert, auch nicht besetzt, um ganz genau zu sein wurde sie nicht einmal entdeckt. Wir kontaktierten die Tyarez nicht auf Staatsebene, sondern sichteten sie nur gelegentlich. Und über ihre Rolle im Krieg der Fünfzig weiß ich nichts. Vielleicht nahmen sie Partei. Vielleicht wurden sie zu Opfern. Ich weiß es nicht.«
    »Und sie sahen so aus?«, fragte Chrekt-Chrym und wies auf das tote Folienwesen.
    »Ich habe nur Holos von ihnen gesehen, sehr wenige, und es ist lange her. Ja, sie sahen aus wie Häute, sie hatten auch diesen Silberton, aber sie waren meiner Erinnerung nach blau marmoriert, mit einem großflächig, unregelmäßigen Muster wie von blauen Adern versehen.
    Holos, auf denen sie selbst zu sehen waren, sind selten. Wenn sie in den Regionen des Imperiums verkehrten, dann auf den Wesen, denen sie sich überstülpten.«
    »Ihren Wirten?«, fragte a Schnittke nach.
    »Das weiß ich nicht – ihren Wirten, ihren Kunden, ihren Dienern, ihren Mitfahrgelegenheiten – keine Ahnung. Ich bin zu meiner Zeit nie einem Tyarez begegnet, und als ich im Jahr 2044 Imperator des Großen Imperiums wurde, war von ihnen keine Rede mehr. Ich bin dem auch nicht nachgegangen. Es war so viel zu tun …«
    »… da konnte man nicht jeder vernichteten Zivilisation nachtrauern«, warf a Schnittke ein.
    Ich lachte bitter. »Ja, Sie haben völlig recht. Und ich habe in den siebzig Jahren bis zu meiner Abdankung im Jahr 2114 nichts von ihnen gehört.«
    »Und jetzt taucht ein Tyarez auf Lepso auf, macht den Atlan und stirbt vor den Kameras der Trivid glotzenden Galaxis«, lachte a Schnittke. »Wozu?«
    »Das«, sagte ich, »ist eine geniale Frage.«
    »Dann solltest du mal nach einer Antwort tauchen«, wandte sich a Schnittke an Chrekt-Chrym.
    »Ich bin bereit«, sagte der Topsider und machte ein pfeifendes Geräusch.
     
     
    Der Topsider Chrekt-Chrym gehörte mit seiner besonderen Begabung zum kleinen Mutantenkorps der USO. Er war eine Entdeckung a Schnittkes, der schon auf Lepso gelebt hatte, als Chrekt dort eintraf. Er war von Topsid emigriert, weil er dort als Missgeburt galt, als Provokateur.
    Er hatte seine Fähigkeiten bereits als Kind entdeckt und sie in aller Unschuld angewandt: Sein Gelege-Bruder war in einer Auseinandersetzung zwischen Clan-Gelegen zu Tode gekommen, aber Chrekt-Chrym hatte noch tagelang Kontakt mit ihm gehalten, von ihm gehört.
    Der elfte und abschließende Satz der Sozialen Weisung, an der sich das topsidische Privatleben weitgehend orientiert, hieß: »Hier ist hier. Jetzt ist Jetzt. Bündele deine Kraft. Ein Jenseits gibt es nicht.«
    Chrekt-Chryms Anhörung von Toten waren daher ein Ärgernis, zumal, als die Behörden im Verlauf einiger Experimente herausfanden, dass seine Wahrnehmung authentisch war.
    Etliche topsidische Wissenschaftler nahmen ihn in Schutz. Sie erkannten seine Begabung als eine Psi-Fähigkeit und erklärten sie mit einer Art paranormalem Echo, einem Nachklang des verstorbenen Geistes auf einer höherdimensionalen Ebene, das Chrekt-Chrym zu hören in der Lage war.
    Dennoch wurde er seinem Gelege immer mehr zur Last, so dass er Topsid endlich verließ. Es verschlug ihn nach Lepso, wo er bald seinen Lebensunterhalt damit verdiente, dass er gegen ein geringes Honorar den Hinterbliebenen kleine Botschaften ihrer Verstorbenen ausrichtete. Er schmückte diese Botschaften meist ein wenig aus, so dass sie seinen Kunden angenehmer waren. Oft führte seine milde Beschönigung dessen, was er

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