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Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher

Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher

Titel: Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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den eingeträufelten Schleim.
    Die Hand löste sich und spazierte wie eine dressierte Spinne zum Arm zurück. Der fette Mann stand auf, die Frau auch. Sie halfen a Schnittke hoch. Das Zerrfeld erlosch.
    »Nur ein Anfall«, erklärte die Frau der Menge freundlich. »Es ist vorbei.«
    »Es ist vorbei«, hörte a Schnittke das Echo in seinem Kopf. Seine Gedanken streiften fahrig umher. Es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren, ja, es misslang. Er dachte an das Gelände, hatte aber jedes Interesse daran verloren. Er dachte an Chrekt-Chrym, aber der Topsider war zu einer Figur geworden, die sich wie auf einer Leinwand bewegte, in einem fernen, unbegreiflichen Film.
    »Wir gehen jetzt«, hörte er eine Stimme. Seine Beine setzten sich in Bewegung.
    Hätte die Stimme befohlen: »Hör auf zu atmen«, er hätte ihr widerstandslos gehorcht.

 
Snetcom
     
    Dreihundert Kilometer vor der Nordküste des drittgrößten Kontinents von Lepso, Abanfül, lag die Insel Snetcom.
    Die größte Attraktion des Kontinents Abanfül – übrigens auch seine einzige – war die »Ansiedlung zur Förderung des sozialverträglichen Benehmens« in der Schweißöde, mitten im Großen Kessel des Kontinents. Dieses Mega-Gefängnis beherbergte all solche Elemente, die sogar für die in Fragen von Recht und Gesetz eher nachlässige Gesellschaft Lepsos unerträglich waren. Überdies wurden gegen Gebühr auch Gast-Kriminelle aufgenommen, die von ihren Heimatwelten restlos verfemt waren.
    Einige Zivilisationen boten ihren Schwerverbrechern an, ihr gemeingefährliches Wesen auf dem Wege einer psycho-chirurgischen Persönlichkeitsmodulation zu bessern. Doch es waren nicht wenige, die auf diesen Eingriff verzichteten und sich stattdessen in die Anstalt einweisen ließen.
    Last, but not least hatten etliche Geschöpfe, die in den Straßen Orbanas durch unschönes Betragen aufgefallen waren, hier eine Anstellung gefunden. Gegen ein kleines Honorar arbeiteten sie als Aufsichtspersonal in der Ansiedlung.
    Wobei man munkelte, dass weniger das geringe Gehalt sie anzog als vielmehr die Aussicht, ihren dunklen Trieben hier freien Lauf zu lassen, in dieser Welt, in dem kein Gesetz galt als das des Stärkeren.
    Über der Ansiedlung zur Förderung des sozialverträglichen Benehmens spannte sich ein gewaltiger, fast dreißig Kilometer durchmessender Hochenergie-Überladungsschirm. An seiner höchsten Stelle ragte er annähernd tausend Meter hinauf.
    Immer wieder einmal sprang einer der Häftlinge in den Energieschirm, auf der Flucht vor Zellengenossen, vor den Wärtern, vor sich selbst. Denn dieser Tod galt als schnell und schmerzlos, und da der Schirm blass aufglomm unter dem verpuffenden Leib, hieß es in diesem Fall: »Er hat ein wenig Licht in die Welt gebracht.«
    Natürlich gab es hin und wieder Fluchtversuche, und natürlich war der Schirm unüberwindbar. Die Ansiedlung zur Förderung des sozialverträglichen Benehmens hatte keinen menschlichen Direktor, sondern nur einen positronischen Robotkommandanten. Und da der über keinerlei biologischen Zusatz verfügte, ließe sich mit Recht sagen, jeder Posbi sei humaner als er.
    Diesen Kommandanten rührten keine Hungerstreiks und keine Revolten; auch gegen Geiselnahmen war er immun. Hatte es Opfer gegeben, hatten sich rivalisierende Gangs eine Schlacht geliefert, war ein Trakt gesprengt oder in Brand gesteckt worden, schickte er seine mechanischen Gehilfen in die glühenden Trümmer, sammelte die Leichen ein und warf sie in die Verwertungsanlage, um aus dem biologischen Müll Energie zu gewinnen oder kleine Abwechslungen für den Küchenalltag zu zaubern.
    Selbst für diejenigen, die den tödlichen Schirm hätten überwinden können, wäre jede weitere Flucht aussichtslos gewesen: Im Kessel der Schweißöde herrschte an kühleren Tagen eine Temperatur von 70 oder 80 Grad Celsius. Zu anderen Zeiten aber, wenn Firing wochenlang vom wolkenlosen Himmel herab brannte und die Spiegelfelsen das Licht unten im Kessel gebündelt hatten, schmolz hier das Blei.
    Und der HÜ-Schirm, der das Gefängnis umgab, war zugleich der einzige Schutz der Inhaftierten vor der brodelnden Hitze im Kessel.
    Wie viele Insassen die Besserungsanstalt hatte, wusste nicht einmal die USO. Aber es mussten einige Zehntausend sein.
    Auch außerhalb des Hochenergie-Schirmes war Abanfül ein ungastliches Land. Die rollenden Steinwälder reizten ebenso wenig wie die Hitzeauen des Plateaus. Nur die Schuppenspinnen zogen in ihren Hungerkarawanen über das

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