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Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher

Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher

Titel: Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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Größte Strafe: Verbannung. Allein zu sein. Er fühlte, wie seine Knie langsam nachgaben. Der Unither griff ihm mit seinen vierfingrigen Händen unter die Achseln und stützte ihn.
    »Bring ihn hinauf«, befahl der Oupanko.
    Der Unither, den der Oupanko Corronko gerufen hatte, brachte a Schnittke zum Eingang. Die Luft im Inneren des Turmes war stickig. Eine uralte hölzerne Rolltreppe rappelte zum nächsten Stockwerk hoch. A Schnittke fühlte sich auf eine ihrer Stufen geschoben und dann nach oben transportiert. Der Unither stand hinter ihm und stützte ihn. Im nächsten Stockwerk führte eine zweite Rolltreppe höher hinauf, und immer so weiter. Er zählte nicht mit.
    Aus den Scharten, die von den eisernen Platten freigelassen worden waren, konnte er nach draußen blicken. Auf der Seite der Plattform befand sich eine Art Amphitheater. Sitzreihe folgte auf Sitzreihe, aber das Theater war so früh am Morgen in der Regel eher spärlich besucht. Im Lauf des Tages würde sich das ändern. Am Abend hätte der Oupanko dann volles Haus.
    Endlich waren sie oben. A Schnittke wurde auf die Plattform geschoben. Seine Beine knickten ein und er kniete eine Weile. Der Unither griff ihm unter die Arme und zog ihn hoch.
    Am Rand der Plattform stand hoch aufgerichtet ein blutjunger Arkonide mit kurz geschnittenen weißen Locken. Er trug eine weiße Uniform, an deren Schulter das Symbol der Raumflotte: eine stilisierte Pfeilspitze. Neben dem arkonidischen Astronauten sah a Schnittke zwei Blues: der eine saß in einem Schwebestuhl, er hielt den langen Hals in einem unmöglichen Winkel gebogen, sein diskusförmiger Schädel hing herab. Der Pelz war aschfahl und fleckig. Der andere stand hinter dem Schwebestuhl und hielt die Lehne umklammert – möglich, dass er den Schwebestuhl schob, möglich, dass er sich daran festhielt. Die beiden Blues machten einen todkranken Eindruck.
    Corronko zwitscherte: »Bring’s hinter dich, Marsianer«, und schob a Schnittke an den Rand der Plattform. A Schnittke dachte anerkennend: Der kennt sich aus. Er schaute hinab. Tief unter sich sah er zwei Flächen: die eine eben und glatt, blitzblanker Stahl, die andere felsig, zerklüftet, gezackt. Je nachdem, in welcher Richtung man sprang, wäre der Aufschlag: platzen, oder in Fetzen gerissen werden.
    Ein paar Kameradrohnen hatten sich von hinten heran geschlichen und summten ihm nun um den Kopf. Ihm und den anderen drei Kandidaten . Der junge Arkonide spuckte einer der Drohnen auf die Linse.
    Wirklich, kaum Zuschauer , wunderte sich a Schnittke mit einem Blick auf die überwiegend leeren Ränge des Selbstmordtheaters. Die Geschäfte gehen schlecht.
    Dann breitete der Arkonide die Arme aus und sprang. A Schnittke sah nicht hin. Kurze Zeit später erklang von weit unten spärlicher Applaus, auch einige Pfiffe.
    Der Blue hinter dem Schwebestuhl zog den dort Sitzenden hoch, nahm ihn in den Arm und ließ sich mit ihm ins Leere kippen.
    Warten.
    Applaus.
    »Jetzt du«, zwitscherte der Unither freundlich und gab a Schnittke einen Klaps auf die Schultern.
    Jetzt ich , dachte a Schnittke. Und sprang.
     
     
    Der Oupanko, der sich Gevatter Dudschor nannte und den Selbstmordturm betrieb, verlangte für die Herausgabe der zerschmetterten Leiche a Schnittkes eine Verwaltungsgebühr . Ich hätte dem fassförmigen Wesen am liebsten auf das Periskopauge geschlagen, fürchtete aber, dass die umherschwirrenden Kameradrohnen daraus eine Sensation für irgendeines der lepsotischen Live-Affären-Programme basteln würde.
    Also zahlte ich fünfzig Solar Auslöse. Ein Unither, den der Oupanko wiederholt mit »du Tier!« betitelte, half uns, die sterblichen Überreste des Marsianers auf eine Antigravtrage zu hieven.
    Kaum lag die Leiche auf der Bahre, fuhren aus der Unterseite Dutzende von filigranen, metallischen Greifern aus, umarmten den Toten von unten und machten sich an ihm zu schaffen, flickten und reinigten, bandagierten und schminkten ihn, so dass er am Ende aussah, als schliefe er bloß.
    Den tiefsten und traurigsten Schlaf.
    Der Unither beaufsichtigte die Arbeit der Maschine, korrigierte hier und da den Ansatz der Greifer.
    »Gehört diese Kosmetik zum Service des Hauses?«, erkundigte ich mich bitter.
    »Aber nein.« Der Unither schaute verwundert auf. »Der Meister sagt immer: Was heimgefunden hat ins Reich des Anorganischen, soll verwittern. Nichts Totes sei hässlich. Schließlich gäbe es ja auch keine hässlichen Steine.« Der Gesichtsrüssel des Unithers

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