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Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher

Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher

Titel: Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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dritten setzte er ganz aus.
    Der nächste Schuss traf die linke Steuerdüse des Gleiters. Bevor der Autopilot mir das Steuer aus der Hand nehmen konnte, hatte der Gleiter schon zwei Pirouetten gedreht und jagte dann auf das Glassitdach zu.
    Ich merkte, wie sich die Flugbahn stabilisierte. Dann kam der nächste Treffer, von unten in die Front des Gleiters. Das Servogehirn setzte aus. Der Gleiter beschleunigte noch einmal und brach in das Dach. Das Glassit wellte sich und barst. Der Gleiter schoss aus dem Dach heraus, hoch in die Luft. Systemprogramm um Systemprogramm fiel aus – Triebwerk, Antigravprojektor, Prallschirm und Andruckabsorber. Der Gleiter zog in einer Parabel dahin. Auf dem Höhepunkt des Bogens wurde ich für einen Augenblick schwerelos. Dann ging es hinunter.
    Der Gleiter schlug auf das Dach. Die Gleiterkanzel zerstäubte in einer Wolke mikroskopisch kleiner Scherben. Mein Sessel wurde aus der Verankerung gerissen, überschlug sich zweimal und krachte mit der Rückseite auf die Kuppel. Ich flog noch einige Meter weiter, spürte aber keine Schmerzen. Dann lag ich da.
    Wie lange, weiß ich nicht. Nach und nach kam der Schmerz, wie eine Invasionsarmee eroberte er Provinz für Provinz meines Körpers. Ich wollte mich umdrehen und auf die Beine kommen, aber jede Regung peinigte mich. Der Schmerz im Schritt bereitete mir Übelkeit. Ich musste von Prellungen übersät sein. Innere Blutungen? Geplatzte Organe? Ich wusste es nicht.
    Firing blendete mich. Ich schloss die Lider.
    Trotzdem nahm ich wahr, dass jemand in die Sonne trat. Ich öffnete die Augen und hob mühsam den Kopf.
    Es war Paikkala. Sein Gleiter stand in einigen Metern Entfernung. Das Wrack meines Gleiters brannte vierzig, fünfzig Meter weiter.
    Paikkala hockte sich neben mich, wieder den Thermostrahler in der Hand. Seinen Schutzschirm hatte er, wenn ich recht sah, nicht aktiviert.
    Er legte auf mich an.
    »Wenn Sie jetzt schießen, aus dieser Entfernung, überleben Sie es auch nicht«, wollte ich sagen, aber es kam nur ein Krächzen heraus. Ich legte den Kopf zur Seite und ließ das Blut abfließen, spuckte. »Wenn Sie …« Meine Stimme klang erstickt.
    »Ich weiß, was Sie sagen wollen«, unterbrach mich Paikkala. »Ich werde die Waffe dennoch auslösen. Genau so.«
    Ein Selbstmörder , erkannte der Logiksektor.
    Ich konzentrierte mich. »Nur aus Neugier: Warum?«
    Er neigte den Kopf, als horche er in sich hinein. Als lauschte er auf eine innere Stimme. Als wäre auch in ihm ein Extrasinn aktiv.
    In der rechten Hand hielt er die Waffe, mit der linken betastete er meinen Overall. »Interessanter Stoff«, hauchte er selbstvergessen. Dann holte er tief Luft. »Warum? Ja, warum? Warum bin ich hier? Warum bin ich auf Lepso? Letztendlich hat mich Ihre USO hier hingebracht. Wie sich die Dinge manchmal verketten –«
    Was meinte er?
    Er schwieg. Dann nahm er, ohne die Abstrahlmündung der Waffe von mir abzuwenden, seine linke Hand von meinem Overall, hob sie ins Licht, spreizte die Finger, überlegte. Mir war, als rückte ich für ihn an den Rand des Interesses.
    »Warum?«
    Ich richtete mich so langsam wie möglich auf, indem ich mich auf die Ellenbogen stütze. Endlos weit erstreckte sich das Glassitdach der Passage. Weit im Hintergrund zeichneten sich die Skylines verschiedener Stadtteile Orbanas ab. Aber hier war nur das Glassit. Mir war, als läge ich auf einer gläsernen Hochebene.
    »Machen wir dem ein Ende«, lallte Paikkala. War er betrunken?
    Dann drückte er mir die Abstrahlmündung direkt an die Stirn.
    Es wird nicht deine letzte Nacht. Du wirst nicht auf Lepso sterben , hörte ich die Stimme der Hökerin.
    Da hast du Hellseherin dich wohl doch geirrt.
     
     
    Paikkala stutzte, als er endlich begriff, was ihn die ganze Zeit gestört hatte: Seine Hand war aus Papier. Sie raschelte im blauen Seidenhandschuh. Er bewegte die Finger ganz leicht, es knisterte.
    Das war beunruhigend, sollte ihn aber nicht ablenken. Ans Werk , dachte er, doch hatte dieser Gedanke einen ungewohnten Beigeschmack. Er schmeckte nach – ja, nach Asche. War das überhaupt sein Gedanke? Oder dachte da noch jemand anderer in seinem Kopf?
    Hallo? , dachte er. Offenbar war sein Schädel gewachsen, denn sein Gedanke hatte einen Nachhall, ein Echo.
    Oder war nur der erste Gedanke sein eigener Gedanke, der Echogedanke aber ein fremder? Ein von außen eingeschmuggelter Gedanke? Meine Güte, jetzt werden schon Gedanken geschmuggelt! Widerwärtig. Aber er wollte sich nicht

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