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Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher

Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher

Titel: Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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Sektoren eher gering.
    Natürlich gab es hin und wieder Gerüchte, die die Phantasie befeuerten. Auch über das Gelände kursierten Geschichten. Aber diese berichteten von keinen irgendwie lukrativen Begebenheiten. Es waren keine Goldsucher- oder El Dorado-Geschichten, keine Legenden von sagenhaften Reichtümern, die man sich über das Gelände erzählte.
    Das Gelände im Omero-Wabusch-Sektor galt eher als befremdlich, Aufenthalte dort als gleichzeitig strapaziös und unergiebig. Wer Exotik, Nervenkitzel oder sagenhafte Schätze suchte, war mit Orbana bestens bedient. Oder, wie ein lepsotisches Sprichwort sagte: Wozu nach Kupfer graben, wenn man eine Schaufel aus Gold hat?
    Ich befand mich schon in Sichtweite des Sektors, als mir bewusst wurde, dass ich nie zuvor etwas über das Aussehen des Geländes gehört hatte. Ich stellte einen Ausschnitt der Frontscheibe auf Zoomfunktion. Was ich sah, war nicht schockierend, nicht Angst einflößend, sondern eher – ja, was?
    Romantisch , half mein Extrasinn aus.
    Auf gewisse Weise hatte er Recht. Unter mir lag ein teils flaches, teils hügeliges Gebiet, das von hier oben aussah wie eine Modelleisenbahn, mit der terranische Kinder gespielt hatten, bevor Perry Rhodan mit seinen interstellaren Exkursionen für eine Revolution auf dem Spielwarenmarkt sorgte.
    Das Gelände wirkte altertümlich: Ich sah Schienen und Oberleitungen, Weichen und Stellwerke, Brücken über Täler und Tunnel durch den Fels. Natürlich hatte mein Extrasinn recht: Als die mittelalterliche Burg von der modernen Waffentechnik überholt worden war, entdeckte man das funktionslos gewordene Gemäuer als romantischen Ort wieder. Als die Wind- und Wassermühlen außer Betrieb gingen, weil Dampfmaschinen ihre Stelle einnahmen, erschienen die Mühlen, die vorher nur zweckmäßig waren, schön, weil von ihrem Zweck befreit. Auch sie wurden zu romantischen Bauwerken. Ähnlich erging es zuletzt den terranischen Kraftwerken und Stahlgießereien, als die importierte arkonidische Technik auf der Erde heimisch wurde.
    Es wird der Tag kommen, an dem die modernen Menschen vor einem Ultraschlachtschiff des Jahres 3102 stehen und seufzen werden: Ach, waren das Zeiten – seht euch diese wunderschönen Schiffe an! , ergänzte mein Extrasinn.
    Ich lächelte innerlich: Eines fernen Tages vielleicht.
    Die Schienenwelt vor und unter mir hatte unbestreitbar ihren Reiz. Eine Modelleisenbahnwelt , wiederholte mein Extrasinn.
    Ich nickte.
    Und wo sind dann deine Eisenbahnen?
    Ich stutzte. Das stimmte. Die Ähnlichkeit mit prä-astronautischen Gleisanlagen auf der Erde war von hier oben so schlagend, dass mir der Hauptunterschied entgangen war: Auf den Schienen unter mir verkehrte, so weit ich sehen konnte, kein einziges Fahrzeug.
    Vielleicht eine halbe Minute, nachdem ich die imaginäre Grenze zwischen der Chylamassa-Auenlandschaft und dem Gelände überflogen hatte, spürte ich, wie die Geschwindigkeit des Gleiters nachließ.
    »Hast du gebremst?«, fragte ich den Servo, der auch als Autopilot fungieren konnte.
    »Nein«, kam nach einer kurzen Pause.
    Positroniken brauchen keine Pause, um eine solche Frage zu beantworten. Ich bewegte den Steuerknüppel nach links, dann wieder nach rechts. Der Gleiter reagierte, aber mit einer spürbaren Verzögerung. Immer noch wurde er langsamer. Es fühlte sich an, als flögen wir durch Sirup.
    Die Flughöhe nahm ohne mein Zutun ab. Dann setzte das Antigravtriebwerk aus, wieder ein, stotterte. Ich landete.
    »Ich werde zu Fuß gehen«, informierte ich den Servo, »halte den Gleiter gesichert. Wir starten nur auf mein Kommando.« Der Servo antwortete nicht. Kein gutes Zeichen.
    Ich bewaffnete mich mit einem Multifunktionsstrahler und einem Nadler. Außerdem nahm ich aus der Medobox ein komprimiertes Notfallsystem mit, das in meine Tasche passte.
    Es war überraschend kühl hier, die Luft roch wie nach einer Reinigung durch einen Herbstregen. Etwas störte mich, ein Ziehen in beiden Schulterblättern, eine gewisse Schwere in den Kniegelenken. Ich machte einige Schritte, der Fuß setzte so heftig auf, dass es weh tat.
    Gravitation! , meldete mein Extrasinn. Die Schwerkraft hier ist höher als sonst auf Lepso.
    Das wäre eine Erklärung, allerdings eine, die mehr Fragen aufwarf, als sie beantwortete. Ich öffnete die Medobox, in der auch ein simples Messgerät enthalten war, mit dem sich die Radioaktivität der Umgebung, der Giftgehalt von Pflanzen und anderen Nahrungsmitteln, die Stärke eines

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