Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher
Tausende, Zehntausende von Lepsoten. Schrien dabei, lärmten, stritten, stachen mit Vibratormessern um sich, warfen Granaten, schossen Torpedos ab, führten Krieg.
Firing senkte sich, die Sonne. Aber nicht, um diesem Gemetzel ein Ende zu bereiten, oh nein! Auch sie wollte hinein. Aber durch welche Augenhöhle sollte sie eindringen? Sie fühlte mal vor. Eine Protuberanz schoss durch die linke Augenhöhle, eine durch die rechte. Doch das langte nicht. Firing fuhr ihm durch die Nasenlöcher, Firing brach sich Bahn durch die malträtierten Gehörgänge, Firing steckte ihre flammenden Kanüle durch alle Körperöffnungen.
Dann war sie drin. Oh, wie das brannte!
Pech, dass Paikkala ganz aus Papier war, Papier, das brannte, aber ungerechter Weise nicht verbrannte, nur brannte und brannte und brannte …
»Paikkala?«
Ich brauchte eine ganze Weile, bis ich begriff, dass Paikkala nicht mehr antworten würde, dass er keine Bedrohung mehr darstellte. Sein Gesicht war zuerst erstarrt, als wäre jeder Muskel dort versteinert. Dann hielt sein ganzer Körper unnatürlich still. Der Mund stand ein wenig offen, aber er sprach nicht mehr. Ich hörte nur einen merkwürdig hohen Laut, ein Heulen, das tief aus seiner Kehle kam.
Vorsichtshalber rollte ich mich aus dem Schussfeld des Thermostrahlers. Die Waffe folgte mir nicht mehr. Allmählich kam ich auf die Beine.
Ich beugte mich zu dem Mann herab, um ihm die Waffe aus der Hand zu nehmen. Aber seine Finger bewegten sich unter meinem Griff keinen Millimeter. Der Zeigefinger lag immer noch auf dem Auslöser. Ich kannte den Waffentyp, ein akonisches Produkt. Das Magazin ließ sich leicht entfernen.
Behutsam nahm ich ihm die verspiegelte Brille ab. Seine Augen standen weit offen, sie waren hellblau. Aber sie blickten wie blind, völlig in sich gekehrt. Ich setzte ihm die Brille wieder auf Ich sah mich um. Zwei, drei Löschdrohnen machten sich am Wrack meines Gleiters zu schaffen. Ich stieg in das Flugzeug, mit dem Paikkala mich verfolgt hatte. Er hatte nicht einmal den Code-Chip entfernt.
Er wollte nicht zurück kommen , schloss mein Logiksektor. Er wollte tatsächlich mit dir sterben.
Die Medo-Einheit des Gleiters war gut sortiert. Die Prellungen und Blutergüsse würden rasch behoben sein. Dank der Schmerzmittel bemerkte ich sie kaum. Ich startete den Gleiter und hob ab. Nach einigen Dutzend Kilometern trennten sich unsere Wege wieder. Ich hatte einen Gebrauchtgleitermarkt gefunden. Der Besitzer fragte mich zwar, woher ich dieses SWD-Flugzeug hatte, aber nach dem ich ihm den Fall dargelegt hatte – »Das Ding ist mir zugelaufen.« –, murmelte er nur, dass derlei in letzter Zeit häufiger geschehe, es müsse wohl eine Art Gleitergrippe sein.
Dann tauschte er ihn gegen ein kleineres, älteres und unauffälligeres Gerät ein. Ich überprüfte, ob der Servo des Gleiters funktionierte – meist das wertvollste Teil eines solchen Flugzeuges – und fand alles zu meiner Zufriedenheit ein schlichtes, aber robustes Gerät, wahrscheinlich swoonscher Bauart, und völlig intakt.
Der Mann hat wohl, nachdem ich abgeflogen war, ein Fläschchen Vurguzz geköpft, um den Erfolg des Tages zu feiern. Es würde seine Freude sicher nur unwesentlich trüben, wenn er bemerkte, dass ich die aktiven und passiven Waffensysteme des Flugzeugs unbrauchbar gemacht hatte.
Zutritt nur für Unbefugte
Der Omero-Wabusch-Sektor erstreckte sich hoch im Nordosten von Cnuuzo über eine Fläche von 50 mal 50 Kilometer. Der Gleiter überquerte die Chylamassa, deren Quellgebiet noch einige Hundert Kilometer weiter östlich lag.
Das Gelände, wie man den Omero-Wabusch-Sektor auch nannte, gehörte nicht zum Verwaltungsbezirk der Stadt Orbana. Die Regierung von Lepso hatte den Sektor unter Naturschutz gestellt. Was nicht viel hieß: Gelegentlich erfreuten sich ganze Regionen der Moshyate-Berge, aber auch Stadtteile oder sogar komplette Raumhäfen dieses dubiosen Naturschutzes . Faktisch bedeutete dies nur, dass der Thakan oder der SWD diese Gebiete für ihre eigenen Zwecke buchten, für Geschäfte oder Unternehmungen, die möglichst ohne Zeugen abgewickelt werden sollten.
Weil auch den Kameradrohnen der Zutritt zu solchen Schutzgebieten untersagt war, blieb, was dort geschah, der Öffentlichkeit verborgen.
Da aber das Publikum sich hinreichend von dem unterhalten fühlen konnte, was auf Lepso und was in Orbana in aller Öffentlichkeit geschah, war das Interesse an diesen kurzfristig gesperrten
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