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Atlan 02 - Lepso 02 - Die acht Namenlosen

Atlan 02 - Lepso 02 - Die acht Namenlosen

Titel: Atlan 02 - Lepso 02 - Die acht Namenlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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worden, um wertvolles Baumaterial zu plündern. Zurück blieben meist nur zersplitterte Balken und geborstene Metallfragmente.
    Wir begegneten kaum jemandem. Der Kahle setzte uns darüber in Kenntnis, dass tagsüber die meisten einen Schattenplatz suchten, was nichts anderes hieß, als dass sie sich in einer der brütend heißen Hütten verkrochen, in denen die Luft stand.
    Keine freien Plätze, kein Ende der aneinandergereihten Elendshütten.
    Als ich unseren Führer darauf ansprach, verzog er spöttisch das Gesicht.
    »Die Schweißöde hat genau vier markante Punkte zu bieten. Nicht mehr, nicht weniger. Den Rest bilden die Gassen und Schuppen. Einen der markanten Punkte kennt ihr bereits: das Gebäude, in dem ihr aufgewacht seid. Der zweite ist die Gladiatorenarena, die jedoch außerhalb des Hauptenergieschirms liegt und nur von denen betreten werden kann, die für den jeweiligen Kampf auserkoren sind.« Er spuckte aus. »Und natürlich von den zahlenden Gästen, die aus Orbana anreisen. Außerdem gibt es die Zone, die Zugang in die unterirdischen Bereiche Irhe’vormas bietet. Dort hält sich der Robotkommandant auf, wenn er nicht auf Patrouille geht.«
    »Das waren erst drei der hiesigen Sehenswürdigkeiten«, stellte Ohm mit erzwungenem Humor fest.
    »Die vierte bildet unser Lager. Ihr werdet es bald sehen.« Weitere Erklärungen ließ er sich nicht entlocken, sondern stampfte mit scheinbar stoischer Gelassenheit weiter. Drei der Arkoniden hatten sich inzwischen an verschiedenen Stellen entfernt; die restlichen begleiteten uns nach wie vor.
    Wir gingen schweigend weiter, und schließlich standen wir vor dem Lager. Mir stockte der Atem, als ich sah, was auf uns zurannte.
    Ohm stieß neben mir hart die Luft aus. »Das darf nicht wahr sein.« Seine Stimme spiegelte das Erschrecken und die Verblüffung, die auch ich empfand.
     
     
    Die Überwachungsdrohne flog konstant etwa drei Meter über der Gruppe aus Arkoniden und sendete Bild- und Tonmaterial direkt in Irhe’vormas Verarbeitungsspeicher. Weder Atlan noch einer der anderen nahm das winzige technische Gerät wahr, dessen Oberfläche stumpfgrau und aufgeraut war, damit sich die Sonne nicht darauf spiegelte und auffällige Lichtreflexe warf.
    In seiner Zentrale erkannte der Robotkommandant an, dass es Atlan und seinem Begleiter Ohm Santarin sehr schnell gelungen war, Kontakt mit einem der beiden Machtzentren im sozialen Gefüge der Gefangenen aufzunehmen. Oder dass der Kahle, Anführer einer dieser Machtblöcke, rasch auf ihn aufmerksam geworden war. Man konnte es kaum eine Eigenleistung des Lordadmirals nennen, aus einer nahezu aussichtslosen Situation gerettet zu werden.
    Irhe’vorma beobachtete, wie der einäugige Arkonide Atlan und seinen Begleiter zum Lager führte.
    Diese Einrichtung war dem Robotkommandanten schon lange ein Dorn im Auge, aber er hatte ihre Existenz stillschweigend akzeptiert. Bislang überwogen die Argumente, sie nicht zu zerstören, sondern die dort Lebenden gewähren zu lassen. Zumindest, solange sie sich friedlich verhielten.
    Für eine Vernichtung sprach lediglich die nicht zu leugnende Tatsache, dass in diesem Lager Widerstandspotential wuchs. Die versammelten Individuen fanden Halt und Stärke in der Gemeinschaft, obwohl sie verschiedenen Völkern entstammten – eine Keimzelle der Rebellion gegen die bestehende Ordnung.
    Der Grund, warum Irhe’vorma noch keine Strafmaßnahmen ergriffen hatte, war das Ergebnis einer komplexen sozialpsychologischen Verhaltensforschung.
    In der Schweißöde lebten mehrere tausend Gefangene. Etliche von ihnen nannten sich Einzelgänger, kümmerten sich um nichts als sich selbst, verachteten jeden anderen und suchten in jeder Situation den eigenen Vorteil.
    Das war akzeptabel; und doch musste Irhe’vorma dafür sorgen, dass innerhalb der Schweißöde eine funktionierende Gesellschaft erhalten blieb. Ohne soziale Muster und Rituale würden sich die Sterblichen früher oder später gegenseitig zerfleischen.
    Sie benötigten die Möglichkeit zusammenzuleben, sich auszutauschen und zu interagieren … sonst würden sie alle den Verstand verlieren wie Pas Nakorand. Innerhalb des Energieschirms wären ohne soziale Grundmuster längst Chaos und Anarchie ausgebrochen.
    Nur deswegen duldete Irhe’vorma das Lager und griff auch nicht in die Bemühungen Flakio Tasamurs ein.
    Tasamur und der Kahle waren Rivalen, die sich bislang nur beobachteten, aber nicht bekämpften. Noch kamen sie sich nicht gegenseitig

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