Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atlan 02 - Lepso 02 - Die acht Namenlosen

Atlan 02 - Lepso 02 - Die acht Namenlosen

Titel: Atlan 02 - Lepso 02 - Die acht Namenlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
Vom Netzwerk:
wiederholte Ohm. »Was für ein schöner Name.«
    Die beiden entfernten sich, und ich hörte nur noch das Kichern des Mädchens. Zwei Jungen rannten ihnen hinterher, vielleicht mit der Absicht, gut auf das Mädchen aufzupassen und es zu beschützen, falls es sich als nötig erwies.
    Zurück blieb nur ein einen halben Meter großes Insektoidenkind, ein Woraab, dessen Geschlecht ich nicht zuordnen konnte – die geringe Größe deutete jedenfalls auf ein Kind hin.
    Zu meiner Verblüffung bückte sich der Kahle und nahm den kleinen Leib auf den Arm, trug ihn auf beiden Händen. »Es ist ein Junge«, erklärte er.
    Der Insektoide stieß leise Knacklaute aus und strampelte mit allen Beinpaaren.
    »Wir sind nicht viele im Lager, nur etwa vierhundert Personen. Doch gerade Schwangere bitten oft darum, aufgenommen zu werden. Sie wissen, dass ihre Kinder bei uns einen Platz zum Leben finden können.«
    Ich nickte anerkennend. »Euer Lager bildet Ordnung im Chaos.«
    Der Einäugige ließ zu, dass das Insektoidenkind auf seine Schultern krabbelte und sich mit seinen Beinchen im Stoff verhakte. Der dreifach geschnürte, schwarz glänzende Leib drückte sich wie eine Stola um seinen Hals. »Das ist mein Bestreben.«
    »Du hast das Lager gegründet?«
    »Vor einer halben Ewigkeit, so kommt es mir mittlerweile vor.« Er hob den rechten Arm an, hielt die geöffnete Handfläche neben sein Ohr. Die aus der Stirn ragenden Fühler des Kindes tasteten über die schwielige Haut. »Und es hat sich gelohnt. Sieh dir den Kleinen an. Er ist ein Woraab. Ohne das Lager hätte er keine Chance gehabt, in der Schweißöde zu überleben. Die Phase, in der Woraab-Kinder nach der Geburt völlig hilflos sind, dauert sechs Monate. Jetzt ist er über ein Jahr alt, und er wird erst in weiteren vier Jahren für sich allein sorgen können. Ohne uns wäre er längst tot.«
    Die Fühler tasteten über den Ringfinger, und weitere Knack- und Schnalzlaute ertönten. Der Kleine wandte den Kopf, dass sich die Facettenaugen auf das Gesicht des Kahlen ausrichteten.
    Dessen Mimik wurde plötzlich weich. Ein Schleier der Wehmut legte sich über das Auge. »Er verdient zu leben. Er ist wie jedes Leben ein Wunder.«
    Als wolle das Kind zustimmen, strichen die Fühler über die Wangen des Arkoniden. Dann kletterte es gewandt über seinen Rücken und sprang zu Boden. Mit allen acht Beinen grub es sich hektisch in den Sand ein, bis nur noch ein Teil des Kopfes und die Fühler ins Freie ragten.
    »Wie viele Kinder leben im Lager?«, fragte ich.
    »Siebzehn«, antwortete der einäugige Arkonide prompt und mit hörbarem Stolz. »Womöglich schon neunzehn. Eine Ara erwartet Zwillinge. Die Geburt steht unmittelbar bevor.«
    Für ihn ist das Lager ein Utopia inmitten der Hölle , analysierte der Extrasinn. Wahrscheinlich hat er sich dir und Ohm gegenüber deshalb als so freundlich erwiesen. Er will euch als neue Bewohner werben.
    Ich wüsste nicht, was dagegen spricht , antwortete ich lautlos. Außer der Tatsache, dass ich nicht beabsichtige, Insasse dieses Gefängnisses zu bleiben, um als Bewohner gelten zu können.
    Abwarten.
    Ich blickte dem Arkoniden in die Augen. »Du weißt, wer ich bin?«
    »Natürlich habe ich dich sofort erkannt. Atlan, Lordadmiral der USO. Doch darauf kommt es mir nicht an. Ich hätte dich auch andernfalls gerettet.«
    »Zeig mir das Lager«, bat ich ihn freundlich. »Sonst hat mein Begleiter bereits alles gesehen, ehe ich auch nur einen Fuß hineinsetze.«
    Der Kahle schritt voran. Er schwieg, wollte wohl den Anblick erst einmal wirken lassen.
    Nach all den schmalen Gassen und den dicht aneinandergedrängten Elendshütten stand ich erstmals auf einem freien Platz.
    »Die freie Zone zieht sich ringförmig um das Lager. Wir können uns nicht abschotten, keine Mauern oder Ähnliches bauen … der Weg steht jedem offen, aber es ist ebenso jedem klar, dass ihm ein Eindringen mit feindlicher Absicht nicht gut bekommt. Alle Bewohner des Lagers halten zusammen. Wir sind die stärkste Streitmacht der Schweißöde, und wer einen von uns angreift, greift alle an.«
     
     
    Ich erinnerte mich daran, wie schnell der Springer Kerit abgezogen war, als die Arkoniden uns zu Hilfe kamen. Mein alter Feind und sein Schlägertrupp hatten gar nicht erst versucht, den Kampf weiterzuführen. »Wie oft kommt es zu Angriffen?«
    »Seit Monaten nicht mehr. Die letzte ernsthafte Attacke liegt mehr als ein Jahr zurück.«
    Wir erreichten das Ende des Sandstreifens. Vor den

Weitere Kostenlose Bücher