Atlan 02 - Lepso 02 - Die acht Namenlosen
Klatschen drang bis zu mir herüber.
Der Extrasinn lieferte mir sofort die passenden Informationen. »Es ist vier Jahre her, nicht wahr?«, sagte ich, während ich die Chancen zur Flucht erwog. Unsere Gegner waren uns dreifach überlegen, und zudem waren wir unbewaffnet. Keine guten Aussichten.
»Vier verdammte Jahre!«, stimmte der Springer zu und schlug sich mit der freien Hand gegen den Brustkorb. »Vor vier Jahren hast du meine Sippe ruiniert.«
»So würde ich es nicht nennen«, versuchte ich das Gespräch in Gang zu halten. Ich sah, wie angespannt Ohm neben mir war. Er schätzte die Situation zweifellos ebenfalls richtig ein und suchte nach einem Fluchtweg. »Die USO musste …«
»Maul halten!« Der Springer gab seinem Schlägertrupp ein Zeichen. »Deine Zeit ist abgelaufen!«
Vergangenheit
Der Einsatz war Routine, so schrecklich sich der Anlass auch gestaltete. Ich hätte mich nicht persönlich darum kümmern müssen, doch es drängte mich nach draußen. Lange genug hatte ich mich in Quinto-Center um Verwaltungsangelegenheiten und die Rekrutierung neuer Spezialisten gekümmert.
Decaree Farou, meine neue Stellvertreterin, hatte schon despektierliche Bemerkungen von sich gegeben, ob der Materialverwalter zu bequeme Sessel organisiert habe.
Mein Ziel war Krelleg, ein offiziell unbedeutender Planet in einem in wirtschaftlicher Hinsicht noch unbedeutenderen Bezirk der Galaxis, einige tausend Lichtjahre von der derzeitigen Position Quinto-Centers entfernt.
Krelleg … bis vor zwei Generationen war diese Welt unbesiedelt gewesen; der dritte von fünf Planeten der roten Riesensonne Krell wies Durchschnittstemperaturen um den Gefrierpunkt auf. Das Angenehmste, was er zu bieten hatte, war eine Atmosphäre, die Sauerstoffatmern gerade noch das Überleben ermöglichte. Der genauen Luftanalyse nach stand mir leicht nach Schwefel schmeckende Luft bevor.
Was Krelleg für mich an Bedeutung verlieh, war die Tatsache, dass er einer der Planeten war, auf denen im Auftrag der USO Rohstoffe abgebaut wurden.
Ich flog den Gleiter durch die unteren Atmosphäreschichten, jagte der Oberfläche entgegen. Schon aus der Ferne bestätigte sich das Horrorszenario, das ich dem Bericht zufolge erwartet hatte.
Auf dem unwirtlichen Planeten existierte eine Zwergsiedlung, in der die Arbeiter einer Rohstoffmine ihr karges Leben fristeten. Die Mine zog sich in mehreren Kilometern Tiefe unter einer dicken Eisschicht durch die Planetenkruste.
Ich landete das Beiboot am Rand dieser kleinen Ansammlung einfacher Häuser. Wenn man das, was von der Siedlung übrig geblieben war, noch so nennen konnte. Wohin ich blickte: Ruinen. Zerstörte Mauern. Geschwärzter Schutt.
Deutlich war zu erkennen, dass Feuer gewütet und sich tief in die Eiskruste gefressen hatte. Krater waren entstanden; die Abhänge waren längst wieder gefroren zu bizarren, glänzenden Formationen.
Ein Terraner kam auf mich zu. Ich erkannte ihn als Wingald Ririg, den ehemaligen Leiter dieser Rohstoffmine. Den letzten Überlebenden der knapp zweihundert Arbeiter.
»Es ehrt mich, dass Sie persönlich meinem Ruf gefolgt sind«, begrüßte er mich.
Ich entschloss mich zu radikaler Ehrlichkeit. »Das wäre ich wahrscheinlich nicht, wenn es nicht gewisse … Umstände gäbe.«
Ririgs braune Augen verengten sich. Er trug einen dicken Fellmantel mit Kapuze, die weit in sein Gesicht herabgezogen war. Nur die Spitzen ebenfalls brauner Haare lugten hervor. »Umstände?«
»Ich werde Ihnen davon berichten. Später.«
»Sie wollen den Gefangenen sehen.« Ririg nickte und bedeutete mir, ihm zu folgen.
Ich schritt hinter ihm durch den hohen Schnee. Bei jedem Schritt sank ich bis zur Hälfte der Unterschenkel ein. Ein Thermoanzug schützte mich, so dass nur das Gesicht der Kälte ausgesetzt war. »Berichten Sie noch einmal genau, was vorgefallen ist.«
Ririg verharrte im Schritt. Seine breiten Schultern bebten. Er drehte sich zu mir um; ich hörte, wie er mit seinen Zähnen knirschte. »Es gibt nicht viel zu sagen. Wir hatten einen Arbeitstag hinter uns, und das Tagespensum ist nicht gerade leicht zu absolvieren. Wir kehrten in unsere Häuser zurück. Jeder Zehnte von uns war froh, dass ihm heute eine unserer wenigen Frauen zugeteilt worden war. Ich gehörte zu den Glücklichen.« Er spuckte aus und lachte humorlos. »Zu den Glücklichen …«, wiederholte er leise.
»Sie sind der Glückliche, der den Angriff überlebte.«
»Tatsächlich?« Er rieb sich über den scharfen
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