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Atlan 02 - Lepso 02 - Die acht Namenlosen

Atlan 02 - Lepso 02 - Die acht Namenlosen

Titel: Atlan 02 - Lepso 02 - Die acht Namenlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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geglaubt? Hast angenommen, dass ich aus freien Stücken den Namen meiner Sippe preisgab und die Raubzüge eingestand?«
    »Das Ergebnis zählt«, erwiderte ich. »Was vor meiner Ankunft geschah, kann ich nicht beurteilen.«
    »So spricht der großkotzige Atlan, der Hüter der Moral in der gesamten Galaxis. Der, der bestimmt, was Gut und Böse ist. Der jenseits jeder Ethik steht.«
    »Deine Sippe hat fünf Außenposten überfallen und insgesamt über tausend Leichen hinterlassen.«
    »Das gab dir nicht das Recht, uns vor allen anderen Springern bloßzustellen. Man entehrte meine Sippe, sah das Image der Springer als Händlervolk gefährdet und …«
    »Sprich weiter«, forderte ich, als er schwieg.
    »Und man gab mir die Schuld an allem. Nicht etwa dem Sippenoberhaupt. Auch er trug seine Strafe, aber er wurde nicht hierhergeschickt. Er vegetiert nicht seit vier Jahren in der Schweißöde.« Kerit schwang seinen Schläger. »Ich dachte, ich müsse all meine Tage in Elend verbringen, doch dann sah ich vor einigen Stunden, dass das Schicksal mir doch noch eine Freude gönnt. Eine letzte Freude, die ich weidlich zu nutzen gedenke. Ich sah dich im Sammelhaus.«
    Ich erinnerte mich, bei meinem ersten Blick aus dem Fenster einen Springer bemerkt zu haben. Das folgende Gespräch mit dem Kahlen hatte mich abgelenkt.
    »Du bist hier«, fuhr Kerit fort. »Derjenige, dem ich all mein Elend verdanke. Es war mir ein Leichtes, einen Schlägertrupp zusammenzustellen. Meine Freunde hier sind immer gerne dabei, wenn es gilt, einige Knochen zu zertrümmern. Ich weiß noch nicht, ob wir dich am Leben lassen sollen.«
    Seine fünf Begleiter – zwei weitere Springer, ein Topsider und zwei R’hasir – stampften mit den Füßen. Die Aussicht, uns zusammenzuschlagen, schien ihnen höchste Freude zu bereiten.
    »Du verdankst deine Bestrafung dir selbst und deinem Tun«, stellte ich richtig.
    »Genug!«, schrie Kerit.
    Der Schlägertrupp rannte auf uns zu. Unsere Chancen waren verschwindend gering. Ohm und ich standen ohne Hilfsmittel sechs bewaffneten Gegnern gegenüber. Ich wappnete mich auf einen mörderischen, hoffnungslosen Kampf.
    Die beiden Insektoiden und Kerit selbst erkoren sich mich als Ziel aus; die anderen kümmerten sich um Ohm.
    Schon schwang eine Keule auf mich zu – eine primitive, aber tödliche Waffe, an deren hölzernem Ende einige Metallspitzen eingearbeitet waren.
    Ich passte den richtigen Moment ab und sprang nicht etwa zur Seite, sondern riss den rechten Arm hoch und blockte den Angriff. Gleichzeitig rammte ich die linke Faust in die gepanzerte Körpermitte des Insektoiden. Ich glaubte, meine Fingerknochen müssten brechen.
    Um meinen anderen Gegnern zu entgehen, warf ich mich zur Seite, rollte über die Schulter ab und stieß Kerit den Fuß gegen das Knie. Der Springer brüllte seinen Zorn und Schmerz hinaus, stürzte aber nicht.
    Gleichzeitig erwischte mich etwas am Rücken. Ich stöhnte dumpf. Neben mir schrie Ohm Santarin.
    Ich kam auf die Füße. Etwas jagte heran, füllte das ganze Gesichtsfeld aus. Zu spät riss ich die Arme hoch. Schmerz explodierte in meiner Stirn. Ich taumelte zurück, hörte Kerit lachen.
    »Lasst sie in Ruhe!«, gellte unerwartet eine Stimme.
    Der Angriff stockte. Ich wirbelte herum – und starrte verblüfft den Kahlen an. Ihn und acht weitere Arkoniden, die sich drohend wie eine Mauer aufbauten.
    »Verschwindet! Sofort, oder wir töten euch!«
    Die Drohung war unmissverständlich.
    Kerit stieß Verwünschungen aus, zog sich aber tatsächlich mit seinem Schlägeltrupp zurück. In der Schweißöde galt das Gesetz des Stärkeren. Und die Übermacht hatte sich klar zu Ungunsten des Springers geändert. »Wir sehen uns wieder, Atlan«, drohte er.
    Mit solchen Drohungen konnte ich leben. Ich hatte sie schon tausendmal gehört.
    Der Kahle lächelte. Aus der Nähe betrachtet sah ich, dass aus seiner leeren linken Augenhöhle wässriges Sekret rann. »Sagte ich nicht, dass ich euch finde, wenn die Zeit dafür gekommen ist?«
    »Danke«, sagte ich matt.
    Er ging nicht darauf ein. »Folgt uns. Ihr sollt sehen, dass es in der Schweißöde nicht nur Schrecken und Gewalt gibt.«

 
Das Lager
     
    Unser Weg führte durch ein Labyrinth aus engen Gassen. Nur wenige Eindrücke blieben zurück; zu ihnen gehörten die allgegenwärtige, drückende Hitze und der Schmutz.
    Eine Gasse glich der nächsten; die Hütten wirkten eine wie die andere gleich baufällig. Manche waren zusammengefallen oder eingerissen

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