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Atlan 02 - Lepso 02 - Die acht Namenlosen

Atlan 02 - Lepso 02 - Die acht Namenlosen

Titel: Atlan 02 - Lepso 02 - Die acht Namenlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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fiebernd wieder zu sich gekommen, doch soweit wir es fühlen konnten, sank ihre Temperatur inzwischen.
    Halap erwachte und hob die zitternde Hand. Ein Schleier lag über ihren roten Augen. Sie lächelte müde und kraftlos, als sie ihre Kinder auf meinen Armen sah. »Gib … gib du ihnen Namen«, hauchte sie. »Ohne dich …« Die weiteren Worte sprach sie nicht, weil sie wieder einschlief.
    Ich dachte an die Tochter des Kahlen. Er hatte ihr den ungewöhnlichen Namen »Hoffnung« gegeben. Ich wollte ein ähnliches Zeichen setzen und der Mutter vorschlagen, die Kinder »Zuversicht« und »Lichtstern« zu nennen.
    Wenig später ging der Kahle mit mir ins Freie. Die Babys schliefen neben Halap, von deren Schwester umsorgt.
    Er blickte zum Himmel, wo sich unsichtbar in etwa zwanzig Metern Höhe die Kuppel des Energieschirms spannte. Die Sonne sank dem Horizont entgegen. »Es wird bald Nacht.«
    »Wie stark fällt die Temperatur?«
    »Draußen in der Wüste so tief, dass wir ohne Schutz zum Tode verurteilt wären. Nur die Woraab und R’hasir könnten die Kälte ertragen. Die Insektoiden graben sich einfach in den Sand ein.« Er rieb mit der Kuppe des Daumens über die Unterseite der leeren Augenhöhle. »Man benötigt hochwertige Anzüge oder anderen Schutz, um dort draußen zu überleben.«
    »Du hast zweimal draußen gesagt. Was willst du mir damit klarmachen?«
    »Es gehört zu den wenigen … Gefallen, die der alte Blechkasten uns erweist. Er hat die Struktur des Energieschirms so programmiert, dass die Hitze des Tages in gewissem Maß gespeichert wird. Es kühlt zwar merklich ab, aber nur auf eine angenehme Schlaftemperatur. In den Hütten lässt es sich nachts gut aushalten.«
    Ohm gesellte sich zu uns. Noch immer befand sich das halbarkonidische Mädchen bei ihm. Es hielt seine Hand und ließ erst los, als es seinen Vater entdeckte. Das Kind rannte zu ihm, und der Kahle umarmte es.
    »Die Kleine hat mir alles gezeigt«, sagte Ohm. »Sie ist eine gute Führerin, die jede Ecke des Lagers kennt.«
    »Sie verbringt ihr ganzes Leben hier«, erwiderte ihr Vater. »Wir gestatten es unseren Kindern nicht, das Lager zu verlassen. Nur hier gibt es so etwas wie Sicherheit.«
    Durch diese Worte stiegen wieder die Bilder der zurückliegenden Stunden vor meinem inneren Auge auf. Halap, wie sie unter dem Wehenschmerz schrie. Das erste winzige Köpfchen, das sie aus ihrem Leib presste. Der erste glucksende Laut des Babys, das von seiner Tante versorgt und gewaschen wurde, während das zweite neue Leben ins Freie drängte. Die Erschöpfung, der Schmerz und doch das namenlose Glück auf Halaps Zügen. Das winzige Bündel Ara in meinen Händen, die weiche, schrumplige und zart duftende Haut. Was würde aus den Kindern werden, im Lager, in der Schweißöde, unter der Gewalt des positronischen Robotkommandanten?
    Inzwischen war die Dämmerung hereingebrochen.
    »Genießt die Zeit«, empfahl der Kahle. »Das Zwielicht und das Gefühl der schwindenden Hitze währen nur wenige Minuten. In der Nacht herrscht nahezu vollständige Dunkelheit. Nur hin und wieder spendet einer der Monde spärliches Licht. Heute wird das der Fall sein.«
    »Aber es wird nachts nicht so kalt wie anderswo in der Wüste«, sagte das Mädchen. »Weil der Roboter das verhindert. Er ist gar nicht so böse, wie alle immer sagen. Er könnte uns auch frieren lassen.«
    Dieser naiv-kindliche Glaube an das Gute berührte mich. Unterdessen brach die Nacht an.

 
Der Robotkommandant und der König
     
    Der Kahle nahm seine Tochter an der Hand. »Ich bringe sie in den Schlafsaal. Die meisten Kinder verbringen dort gemeinsam die Nacht.«
    »Aber Vater, ich …« Ein einziger strenger Blick genügte, das Mädchen zum Schweigen zu bringen. Sie verdrehte theatralisch die Augen, grinste Ohm an und winkte ihm zu. »Vater hält mich immer noch für ein Baby.«
    »Er liebt dich«, erklärte Ohm. »Deshalb sorgt er sich auch um dich.«
    Vater und Tochter zogen sich zurück. Das Mädchen plapperte unablässig.
    Ohm sah ihnen nach. »Da geht die Hoffnung dahin.«
    Erst wunderte ich mich über diese Aussage, dann erinnerte ich mich an den ungewöhnlichen Namen des Kindes und lachte.
    Als wir allein waren, wandte ich mich an meinen Einsatzpartner. »Wir gehen an einen Ort, wo niemand hört, was wir besprechen.« Ich schritt zum breiten Sandstreifen, der das Lager vom Rest des Riesengefängnisses abtrennte.
    Ohm folgte.
    Im fahlen Licht des Mondes reichte der Blick gerade einmal einige

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