Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage
blieb, während der Wirt einen genussvollen Grunzer von sich gab.
»Das Experiment ist gescheitert«, sagte Tchaun traurig. »Es bleibt uns nichts anderes übrig, als weiter nach einer neuen Heimat zu suchen.«
Frauz verstarb, verbittert vom endlosen Versteckspielen, während sich die Gavivis in die Kavernen unterhalb der Sahin-Wüste zurückzogen.
Tchaun begrub irgendwann ihre Hoffnungen auf eine Rückkehr. Obwohl ihr Gafeed mehrere hundert Jahre zusätzlichen Lebens schenkte, war auch ihr nicht das Glück eines Erfolgs beschieden.
Ein loser Kontakt zwischen Gavivis und Tyarez blieb über Jahrtausende hinweg erhalten. Immer wieder reisten kleinere Falteinheiten, die von Camouflage abgetrennt worden waren, zur alten Heimat zurück. Einerseits, um den sukzessiven Rückzug der Gavivis zu beobachten. Andererseits, um den ehemals Verbündeten von weiteren Fehlschlägen zu berichten – und um neue Hautträger zu bitten, die Camouflage ordnungsgemäß bedienen konnten.
Immer geringer wurde die Zahl jener, die sich bereit erklärten, an Bord des Generationenschiffs zu leben. Immer größer war die trennende Kluft. Alle Gemeinsamkeiten verloren irgendwann ihre Bedeutung, wurden zu Erinnerungen, die wiederum zu tradierten Werten ohne jeglichen Sinn verschwammen.
»So geht es nicht weiter!«, klagte Voina eines Tages seinem Tyarez. »Hunderttausende Welten haben meine Vorgänger und ich abgeklappert. Stets auf der Suche nach einem Volk, das ähnlich wie die Gavivis funktioniert . Immer seid ihr enttäuscht worden. Ihr müsst euch damit abfinden, dass diese derart komplexe Symbiose nur deshalb funktioniert hat, weil wir zusammengewachsen sind. Ihr könnt euch nicht einfach auf neue Partner setzen und darauf vertrauen, dass die Chemie augenblicklich stimmt. Ein gemeinsamer Reifeprozess mag lange Zeit in Anspruch nehmen, wird aber ein ungleich besseres Ergebnis bringen.«
Es genügt oftmals ein kurzer Körperkontakt, um zu wissen, ob eine gemeinsame Basis da ist oder nicht , hielt ihm Drakis entgegen. Wir müssen es einfach weiterhin versuchen.
»Nein!«, sagte Voina bestimmend. »Es ist endgültig vorbei. Ich bin müde. Meine Kameraden sind müde. Wir lenken Camouflage an einen Ort, an dem man euch niemals wiederfinden wird. Und damit endet unsere Zusammenarbeit.«
Der Tyarez schwieg. Schockiert, keines vernünftigen Gedankens mehr fähig.
Seine Gedanken, die seit dem Beginn ihres Zusammenlebens wie ein Rauschen im Hintergrund mitgeklungen hatten, verkamen zu einem leisen Stöhnen und verstummten schließlich vollends.
Voina ließ sich in eine der Traumfalten hinabtransportieren. Er betrachtete die schlafenden Tyarez. Sie wussten nicht, dass hier und jetzt über ihr Schicksal entschieden wurde. Ihre Körper, leicht grünlich gefärbte Geleebatzen, pulsierten ruhig und regelmäßig in vorgeformten Ruheflächen. In gewisser Weise waren sie wie Babys. Unschuldig und rein. Erst durch den Kontakt mit einem anderen Lebewesen würde ihr kollektives Wissen erweckt werden.
Voina stützte sich an einer Wartungsfläche ab. Ihn schwindelte. Das Gewicht der Entscheidung lastete schwer auf ihm. War er zu weit gegangen?
Nein.
Die Gavivis hatten eine vernünftige Entscheidung getroffen. Sie mussten sich von den Tyarez emanzipieren und wieder lernen, mit ihren beschränkten Fähigkeiten alleine zurechtzukommen. Die Empfindlichkeiten der Tyarez durften sie nicht für alle Zeiten daran hindern, den Arkoniden auf der ihnen eigenen Weise entgegenzutreten. Ihr Plan, wie mit den Rotaugen und anderen Intelligenzen umzugehen war, die seit geraumer Zeit ihre Heimat überschwemmten, nahm allmählich konkrete Formen an. Die Hilfe jedes einzelnen Gavivi wurde nunmehr gebraucht. Camouflage durfte in ihren Überlegungen keine Rolle mehr spielen.
Eines Tages drehte Quinrill durch.
Er war der letzte Gavivi Camouflages. Ein alter, von vielen Gebrechen geplagter Mann, dessen arthritischer Arm nahezu unbrauchbar nach vorne wegstand.
Sumbarn hatte die Aufgabe übernommen, dem Alten als Tyarez-Partner beizustehen und die wenigen notwendigen Wartungsarbeiten an der Faltstadt durchzuführen. Er leitete den Körper Quinrills, soweit es ihm möglich war. Doch der Geist des Gavivi war schwach. Mit ihm konnte man keine neuen Projekte in Angriff nehmen.
Trotz der Schwäche des Alten gelang es Sumbarn nicht, ihn an Bord Camouflages zu halten. Quinrill riss eine der Falten an sich, löste sich aus der Hülle des riesigen Gebildes und raste
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