Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage
Einmischung offiziellen Charakter bekam. Der kommende Machtwechsel würde dem labilen politischen Gleichgewicht in dieser Sternenregion ohnehin weitere Brisanz verleihen. Dabrifa und der Carsualsche Bund, vielleicht auch die Zentralgalaktische Union, würden der neuen Planetenregierung ihre Aufwartung machen und die üblichen Ränke schmieden. Aizela würde es schwer haben, ihren tödlichen Umarmungen zu entgehen. Ich hatte diese Spielchen oft genug mitgemacht, um zu wissen, wie viel schmutzige Wäsche dabei gewaschen wurde.
»Du fühlst dich also bereit, die Verantwortung zu übernehmen?«, fragte ich die da Onur.
Stolz stand sie im Fond des oben offenen Gleiters und winkte den enthusiasmierten Massen zu. »Ich wurde dafür ausgebildet«, sagte sie.
»Du weichst einer direkten Antwort aus.«
Sie zeigte ein strahlendes Lächeln, das von Dutzenden Kameras eingefangen wurde. »Sadik ist mein Schicksal. Immer gewesen. Der Khasurn der da Onur wird aus der Isolation auf Lepso gerissen und in neuem Glanz erstrahlen. Was spielt es da für eine Rolle, wie ich mich fühle?«
»Ohm Santarin könnte dich lieben, wenn du es wolltest. Ich merke, wie gut ihr euch versteht. Wir alle verdanken ihm viel. Er hat eine Entscheidung getroffen, die ihn bei der USO zweifelsfrei für höhere Aufgaben qualifiziert. Aber er ist unstet. Es täte ihm gut, eine gleich starke Partnerin neben sich zu haben. Nicht ein in Watte verpacktes Püppchen, das von einem Elfenbeinturm aus über ein Volk herrscht. Er sucht eine Frau. Keine Ikone.«
»Wir haben über dieses Thema bereits gesprochen.« Aizela winkte ein letztes Mal, schloss die verdunkelte Kuppel des niedrig fliegenden Gleiters und ließ sich neben mir in einen Formenergiesessel plumpsen. »Unsere Ansichten über eine gemeinsame Zukunft gehen leider weit auseinander. Es ist so, wie du sagst. Sadik wäre ihm zu wenig Heimat. Ich wäre ihm zu wenig Frau.«
Aus der so selbstbewusst wirkenden Frauengestalt wurde übergangslos ein kleines, gut duftendes Häufchen Elend. »Ich weiß nicht, wie ich es schaffen soll, Atlan, ich weiß es wirklich nicht. Natürlich wurde ich auf mein Schicksal vorbereitet; aber nun, da es wirklich so weit ist … Ich habe keine Ahnung, wie ich mit der Verantwortung umgehen soll.« Sie deutete auf Unterlagen, die vor uns ausgebreitet lagen. »Sieh dir dies bloß an! All diese Schweinereien der da Tromin konnten wir binnen kurzer Zeit ans Tageslicht bringen, und das ist wohl erst die Spitze des Eisbergs. Meine Lebenszeit wird nicht ausreichen, um die Schäden auch nur zu beseitigen, die angerichtet wurden, geschweige denn, etwas Neues aufzubauen.«
»Sadik ist reich, die Flotten sind gut ausgestattet. Es existiert eine gute Infrastruktur.«
»… dies alles beruhte bloß auf der Ausbeutung breiter Schichten der Bevölkerung. Mit der Heimkehr der da Onur wird sich vieles ändern müssen und für manche nicht nur zum Guten.«
»Ich biete dir meine volle Unterstützung an«, versprach ich Aizela.
»Solche, die von den Terranern kommt?«, fragte sie heftig. »Nein danke – darauf kann ich verzichten!«
»Die USO wird dir helfen, wenn du es denn willst. Es wird keine Gegenleistung verlangt.« Ich zuckte mit den Schultern. »Wir arbeiten weder für die Erde noch gegen Arkon. Glaubst du mir, wenn ich sage, dass mir eine geeinte Milchstraße vorschwebt? Ein Völkerbund, in dem selbst der Kleinste noch seine Meinung äußern darf?«
Sie blickte mir prüfend in die Augen. »Ja, ich glaube dir. Du bist ein hoffnungsloserer Narr, als ich ursprünglich befürchtete.« Sie wechselte das Thema. »Wie geht es deinen Verletzungen?«
»Ein, zwei Tage Ruhe noch, und ich kann wieder über das Eis steppen, wenn mir danach ist.«
»Was ist mit dieser Schwangeren? Ylve heißt sie, nicht wahr?«
»Sie hat gestern entbunden. Einen Jungen.« Ich verschwieg, dass der Vater dem Geschlecht der da Tromin angehörte. »Sie fühlt sich noch schwach, auch das Kind ist nicht sonderlich gesund. Aber beide werden durchkommen.«
»Das freut mich zu hören. Hat sie vor, mit dir zu gehen? Sadik den Rücken zu kehren?«
»Ich glaube kaum, dass sie hierbleiben will. Sie erzählte mir schreckliche Dinge, die sie durchmachen musste.«
»Die neue Regierung Sadiks wird ihren Fall vor Gericht bringen und sie zweifelsfrei entschädigen. Ihre psychischen Narben können ebenfalls behandelt werden.«
»Ich glaube nicht, dass sie dazu bereit ist.«
Ich drehte mich zur Seite und blickte aus dem
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