Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage
Gleiterfenster. Ylves Fall lag mir schwer im Magen – und doch war sie bloß das geringste aller Probleme, mit denen Aizela in der nächsten Zeit konfrontiert werden würde. Die junge Frau benötigte wirklich alle Unterstützung der Welt.
»Wir sind da«, sagte sie schließlich.
»Ja. Ich kenne diesen Ort bereits.«
Wir stiegen aus. Schwer bewaffnete Revolutionsgarden warteten auf uns und sicherten den Weg zum Khasurn der da Tromin. Ihre Präsenz hatte lediglich psychologischen Charakter.
Vor dem Eingang des Gebäudes wartete Gart da Tromin, umringt und bewacht von weiteren Männern der Revolution. Sie hatten den Turm ohne Widerstand erobern können. Selbst die engsten Vertrauten und die persönliche Leibstandarte des absoluten Herrschers über Sadik waren nicht bereit gewesen, sich auf einen letzten Kampf einzulassen.
Gart hatte an Gewicht verloren, seitdem ich ihm das letzte Mal gegenübergestanden hatte.
»Eli Pattri«, sagte er, ohne Aizela eines Blickes zu würdigen. »Ein bedeutungsloser Patriarch, ein Vagabund des Weltalls, besiegte also das Geschlecht der da Tromin.« Stocksteif stand er da, den Blick an mir vorbei ins Leere gerichtet.
»Nicht ich war es«, sagte ich leise.
»Wer dann?« Er schüttelte den Kopf. Seine Gesichtszüge drohten ihm zu entgleisen. »Ich verstehe es nicht! Warum jetzt? Warum hier? Was habe ich falsch gemacht?« Seine Schultern fielen kraftlos nach vorne. Plötzlich wirkte er um Jahrzehnte gealtert.
»Manchmal genügt ein Wort. Eine Geste. Eine einzige Person, die den Stein ins Rollen bringt.«
»Sie beleidigen meine Intelligenz, Eli Pattri. Worte alleine haben keinen Wert. Ich bin mir sicher, dass Sie mit besonderen Hilfsmitteln agierten. Waren es Mutanten, die Ihnen zur Seite standen? Gerätschaften zur Massensuggestion? Die Unterstützung Dabrifas?«
Ich zuckte mit den Schultern. Jegliche Diskussion erschien mir plötzlich sinnlos. Gart da Tromin wollte die Wahrheit nicht hören. Er würde sie nicht verstehen.
»Darf ich Ihnen Ihre designierte Nachfolgerin Aizela vorstellen?« Ich trat der Form halber einen Schritt zurück.
»Mit welchem Recht maßen Sie sich an, über Sadik und seine Lehensgebiete bestimmen zu dürfen?«, brauste der da Tromin auf. »Unsere politischen Verbündeten auf Arkon werden diesen Putsch nicht dulden. So rasch, wie Sie aufgestiegen sind, werden Sie auch wieder hinweggewischt werden.«
»Das glaube ich kaum, Patriarch«, sagte Aizela kühl. Kurz blickte sie auf eine Botschaft, die auf ihrem Multifunktions-Armband aufblinkte. »Meine Rechte sind weitaus älter als die Ihren. Niemand wird meine Legitimation anzweifeln.«
»Ich verstehe nicht …«
»Ich bin Aizela aus dem Geschlecht der da Onur. Ich entstamme jenem Khasurn, den Ihre Vorfahren durch Intrigen und gemeinen Betrug von Sadik vertrieben haben. Dessen Name ungerechtfertigt Schimpf und Schande ertragen musste. Weil die da Tromin sie um ihre Rechte betrogen haben.«
Mit jedem Wort schien sie zu wachsen, immer weiter aus sich herauszugehen, während Gart die Worte wie Peitschenhiebe hinnahm.
»Lächerlich!«, sagte er leise. »Die da Onur wurden des Verrats gegen Arkon überführt. Die Rolle der da Tromin ist über alle Zweifel erhaben …«
Er flüsterte nur noch, blickte sich wie ein in die Ecke getriebenes Tier nach allen Seiten um.
»Es gibt Beweise für den Verrat Ihres sauberen Geschlechts«, fuhr Aizela fort. »Sie befinden sich hier, in diesem Khasurn.«
Gart da Tromin wirkte nun völlig überrascht, öffnete den Mund, als wollte er etwas erwidern, schloss ihn gleich darauf wieder.
Ohm Santarin trat gemeinsam mit Erikon aus dem Prunktor des Gebäudes. Er grinste müde und wedelte mit einem altertümlichen sechseckigen Datenträger. »Wie du vermutetest, At … Eli Pattri. Die Unterlagen über die größten Schweinereien, die diese feinen Pinkel in den letzten Jahrhunderten begangen haben, waren in den Räumlichkeiten seiner Frau versteckt – und dies nicht einmal gut getarnt. Ich habe eine Kopie gezogen und die Originale sowie dieses arkonidische Wrack sicherstellen lassen.«
Er winkte drei Männer vorbei. Einer von ihnen steuerte über eine Antigraveinheit mehrere fein säuberlich beschriftete Metallkisten. Die beiden anderen schleppten eine Frau in ihrer Mitte ins Freie. Ihr verlebtes Gesicht war von Gier und Ekstase gezeichnet. Speichel tropfte aus ihrem Mund, die Augen waren verdreht. Die hageren Hände umkrampften Schmuck und Edelsteine. War dies tatsächlich
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