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Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Titel: Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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etwa unter Verfolgungswahn?« Tristan fühlte, dass die Antifieberpille an Wirkung verlor.
    »Bisher noch nicht. Das Leben ist viel zu kurz, um so bedürfnislos zu werden wie dieser verrückte Diogén Vicci, dein Freund.«
    »Odysseus Vinci. Er ist auf unserer Seite und warnt uns. Er liest auch die Leute von der Administration«, antwortete Tristan ruhig. Simmi stellte die Flasche neben sich auf den körnigen Bodenbelag und rieb mit dem Zeigefinger über die Narbe an seinem Nasenflügel. Dass Simmi, erklärter Widersacher des Imperiums und von Großadministrator Rhodan etwa so begeistert wie von einem Schwächeanfall, diese bekannte Narbe noch immer trug, passte nicht zu seinem Charakter. Oder eiferte er etwa Rhodan nach? Tristan zuckte mit den Schultern.
    »Kommen sie schon?«, rief Simmi. »Suchen sie nach mir?«
    Jerx Glinder schüttelte den Kopf und deutete auf den Monitor, der nur grün unterlegte Bilder zeigte und nicht ein einziges rot oder gelb flackerndes Feld.
    »Niemand sucht nach keinem von uns«, sagte Glinder. »Noch nicht. Es ist spät. Gibt es irgend welche Pläne?«
    Chevioff, eine Art Stellvertreter Orloffs, schaltete sich ein. Bisher hatte er Olgejs umfangreiche Ausrüstung bewundert, Cola getrunken und schweigend zugehört.
    »Wir haben Adams sozusagen rausgeworfen. Er ist jetzt am Zug. Wahrscheinlich fangen sie die Zwangsumsiedlung an, wie Nykteris gesagt hat. Zug um Zug – dann sind wir dran!« Er wies einladend auf Simmi. »Lass dir etwas einfallen, Chef MEINLEID.«
    »Längst überlegt, nachgedacht, logistisch vorbereitet.« Simmi zog Greta an sich und streichelte ihre Brüste. Sie drängte sich an seine Schulter und biss ihn ins Ohrläppchen. »Wir zeigen es der Staatsmacht. Immer wieder. Dort, wo’s am meisten wehtut.«
    Tristan wandte sich an Glinder und sagte: »Ich bin dann in meiner Wohnung.« Er starrte Olgej an, die ihre Brille in die Stirn geschoben hatte und ihn aus unergründlichen braunen Augen ansah. In Tristans Vorstellung sank Haus Nummer Drei in einem zackigen Schauer aus Trümmern und Staub zusammen. »Wenn Olgej, Simmi oder Greta flüchten müssen, oder wenn eine Armee Raumsoldaten eindringt – wir treffen uns bei Hades I. Vorausgesetzt, du weckst mich.«
    »Mach ich, wenn nötig.« Glinder grinste unternehmungslustig und führte eine bestätigende Geste aus. »Ich bin bereit.«
    Tristan stand auf, ging zu Olgej und beugte sich zu ihr hinunter. Er flüsterte in ihr Ohr: »Kommst du mit? Oder soll ich hier bleiben? Spürst du nicht, dass ich deine Nähe brauche?«
    »Es ist Vollmond«, antwortete sie und zeigte ihm die Regenbogenfarben ihres Zahnfleischs. Wie das Visier eines Raumanzughelms klappte die schwere Brille auf ihren Nasenrücken herunter. Tristan zuckte zurück. »Bei Vollmond muss ich immer meine Receiver kalibrieren. Ein anderes Mal, Liebling.«
    »Dann schick mir wenigstens«, bat er leise, »ein scharfes Holo.«
    »Um Mitternacht.« Sie nickte und führte blind einige Schaltungen auf einem der Keyboards durch. Eng umklammert verließen Greta und Simmi den Raum, gefolgt von Glinder und Chevioff. Als Tristan die Klinke packte, tippte Olgej auf irgendeine Taste: Dröhnende, rhythmische Musik drang aus allen Richtungen auf ihn ein und ließ Boden und Scheiben vibrieren. Plötzlich wünschte sich Tristan Li weit weg, zu den Antipoden, zum Mars oder auf einen Planeten, wo er mit seiner Geliebten am Strand liegen und die Brandung beobachten konnte.

 
    Kapitel 4
     
    Am 9. April, gegen Mittag, beobachteten Jerx Glinders Gassenjungen, Taschendiebe und Schulschwänzer, dass ein Bewohner des Hauses Nummer 3 nach dem anderen aus dem Eingang kam und in einen Gleiterbus stieg. Sie richteten eine von Olgejs Kameras auf das Geschehen und aktivierten die Verbindung. Ein Band aus modifizierten Traktorstrahlen transportierte Säcke, Kisten, Ballen, Truhen und einzelne Möbel auf die Ladeflächen schwerer Lastengleiter, die sich in Richtung Norden schnell entfernten. Der erste Bus schwebte davon, der zweite füllte sich.
    Über den Rasen der Parkflächen, die sich zwischen Kunshun und dem nächsten Wohnviertel erstreckten, schwebten lautlos und schnell wuchtige, olivfarbene Arbeitsroboter mit zerschrammten Hüllen.
    Vier transportable Generatoreinheiten senkten sich an den Seiten des Hauses zu Boden und bauten Schirmfelder auf; 150 Meter hoch und 75 Meter breit. Die letzten Bewohner verließen das Haus. Sie schleppten Käfige mit Haustieren, zweidimensionale Bilder,

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