Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Titel: Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
ein furchtbares Verhängnis dachte. An Krankheit, Schmerzen und Tod. Es war, als habe sich über ihn und wenige Andere eine rußschwarze Wolke gesenkt. Eine Vorahnung? Was gab es, dem er sich nicht durch schnelle Flucht entziehen könnte?
    Vor dem Hauseingang blickte er sich furchtsam um. Alles schien friedlich. Er frühstückte ausgiebig in einem winzigen Lokal im Basisgeschoss des Nachbarhauses, zog seinen Expeditionsanzug an, schlüpfte in die hüfthohen Stiefel und suchte Scheinwerfer, Handschuhe, die Multispektralkamera, Messer, Stahlseile, Wurfanker, Kontaktgifte, den kleinen Desintegrator und die Tasche voller Energiepacks zusammen. Er füllte alles in seinen Rucksack, kontrollierte jede Winzigkeit seiner umfangreichen Ausrüstung und fragte sich ein Dutzend Mal, ob er etwas vergessen hatte.
    »Nein«, murmelte er. »Eher zuviel. Ich will ja nicht zu den Antipoden durchstoßen.«
    Er wünschte, er wäre nicht allein, aber nicht einmal Simmi Orloff begleitete ihn freiwillig auf seinen Ausflügen in die Unterwelt. Der scheute zwar keine Auseinandersetzung, schien sich aber vor der Welt unter Kunshun zu fürchten. Niemand stieg zu, als er mit dem Lift zum zweiten Kellergeschoss fuhr und am Ende eines verstaubten Ganges die rostigen Riegel einer Rauchschutztür öffnete. Der Boden war nun staubfrei. Die Riegel hatte Tristan vor einem halben Jahr mit Spezialspray gängig gemacht. Er schaltete die Helmlampe ein. Hier funktionierte seit langem kein Beleuchtungskörper mehr. Leise schloss sich die Stahltür. Tristan stieg langsam die vierzig Stufen einer schmalen Treppe hinunter und blieb stehen. Die Gürtellampe flammte auf. Tristan befand sich auf dem Boden eines langgestreckten Raumes, aus dessen Wänden Laufschienen eines verschwundenen Krans herausragten. Mehr als ein Dutzend Türen und offene Durchgänge unterbrachen die Mauern.
    Die Wände zierten Dutzende Leuchtgraffiti, aus der Decke hingen Kabel, ausgefranste Stahlseile und verbogene Befestigungen, an denen einst Scheinwerfer oder Projektoren angeschraubt gewesen waren. Tristan wandte sich nach rechts und ging zwischen halb mannsgroßen Betonbrocken und verformten Stahlträgern auf die Öffnung eines Schachtes zu, neben der die Reste einer Maschine standen. Die Wände, Flanken und Ausleger der Konstruktion, etwa 100 Kubikmeter groß, ließen nicht einen einzigen rechten Winkel erkennen. Wahrscheinlich war sie vor vielen Jahren gelb lackiert gewesen. Tristan hatte nie herausfinden können, wozu der in sich verkrümmte Koloss gedient hatte.
    An einer Flanke des Schrotthaufens, von dem Rost abblätterte, stand in verschlungenen Leuchtfarben-Lettern Hades I . Tristan hatte die Buchstaben und den Fledermauskopf gesprüht. Diese Ebene war durch die Keller von etwa fünfzehn verschiedenen Häusern fast mühelos zu erreichen. Die Griffe in der Wand des Schachtes hatte Tristan von Rost befreit und geprüft. Sie waren sicher.
    Er kletterte etwa dreißig Meter abwärts. Je tiefer er in die Dunkelheit abtauchte, desto kälter und feuchter wurde die abgestandene Luft. Er war auf dem Weg zur Ebene Hades II. In jedem Raum hatte Tristan in sicherem Abstand Funkreflektoren an eine Wand oder an die Decke geklebt und gedübelt, auch am Grund des Schachts war er für Olgej oder Simmi zu erreichen.
    Bis zu dieser Stelle waren die Fundamente und Gewölbe in leidlich gutem Zustand und schienen nicht einsturzgefährdet zu sein. Erst auf Ebene III hatten tektonische Kräfte und Materialermüdung Deckenteile herunterkrachen lassen und Mauern in Schieflage gebracht. Von einigen Decken tropfte unablässig Wasser. Ratten und andere Unterweltbewohner, deren Augen im Licht aufglühten, huschten lautlos oder mit leisen, scharfen Pfiffen umher.
    Sie hatten sich an Tristans Besuche gewöhnt. Er bewegte sich in der feuchten, triefenden Dunkelheit schnell und sicher hinter den Lichtkegeln seiner Lampen. Er wusste, dass er sich in dem Teil eines Kanalsystems befand, dessen Zuläufe in alle Richtungen schräg aufwärts führten, meist aber blind oder in Geröllpfropfen endeten. In einem Haupttunnel lief er bis zu dessen Ende, dann folgte er einer Rampe abwärts in die Tiefe.
    Sämtliche Wände, aus Beton gegossen oder aus unterschiedlich großen Steinen und Elementen zusammengesetzt, trugen die Spuren hohen Alters. Löcher, Risse, große abplatzende Platten, herausragende Stahlteile, schenkeldicke Gewinde, fette Rostschichten, phosphoreszierende Pilze und wucherndes Moos, das sich wie ein

Weitere Kostenlose Bücher