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Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Titel: Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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aus wie ein leeres Flussbett. Er blickte genauer hin und erkannte im letzten Licht, dass in dieser trogförmigen Mulde nicht nur große Gegenstände wild durcheinander lagen und Schatten warfen – Felsen, zerquetschte Container oder Teile von Mauern –, sondern dass der Kies schmutzig und nass war und sich an einigen Stellen kleine Tümpel gebildet hatten. Die Fackel erlosch. Das Licht des Helmscheinwerfers reichte nicht bis zum Boden, der vielleicht fünfzig oder sechzig Meter weit entfernt war.
    »Jetzt bin ich also tatsächlich an der tiefsten Stelle der Unterwelt angekommen«, sagt Tristan. Die Stille schluckte den Klang seiner Worte. Plötzlich war er völlig ruhig, spürte weder Aufregung noch Freude. Einer seiner Träume wurde in diesen Augenblicken wahr. »Dort ganz hinunter – das geht nur mit anderen Mitteln!«
    Also mit Strickleitern, vielleicht einer Seilwinde oder mit dem Antigravgerät. Er grinste kurz, dann gewann wieder der Ernst seiner Entdeckung die Macht über seine Gedanken und Empfindungen. Er hatte das ehemalige Flussbett des Sirius River entdeckt! Schlamm, Sandbänke und Kiesinseln, seltsam ausgefranste und eingebrochene Ufer lagen zwischen den stützenden Pilastern. Tristan Li bedauerte in diesen Momenten erneut, dass Olgej nicht bei ihm war.
    »Erst einmal zurück zur Basis.«
    Er zuckte mit den Schultern, drehte sich um und nahm die zweite Lampe vom Gürtel. Er dreht den Fokus auf Breitstrahl und ging in der eigenen Spur die Rampe aufwärts. Bei jeder Öffnung, rechts und links, blieb er stehen und leuchtete hinein. Meist traf das Licht nur einen leeren Querkorridor, in dem ebenso hoch der Staub lag wie auf der Rampe. Ab und zu versperrte ein Tor oder ein Schott den Durchgang. Tristan hatte nichts anderes erwartet: Jede Einzelheit zeigte, dass sich hier nichts und niemand bewegt hatte – seit tausend Jahren. Er ließ sich Zeit, merkte sich jede Einzelheit und kehrte zu seiner Basis zurück. Dort zündete er einige Kerzen an, zog die schmutzigen Handschuhe aus und atmete einige Minuten lang aus der Sauerstoffflasche. Der bohrende Schmerz in den Schläfen verging nach wenigen Atemzügen. Noch immer tanzten die Bilder seiner Entdeckung vor seinem inneren Auge. Es gab für ihn nur eine Erklärung: Als vor ungefähr einem Jahrtausend der Sirius River umgeleitet worden war, warum auch immer, überbauten die Arbeiterkolonnen das trockene Stück und entwickelten darüber das System aus Tunneln. Entwässerung, Versorgungsschächte, Kanalisation und andere Gänge, Korridore und Hallen für Maschinen bildeten den Untergrund für die ersten massiven Bauten des späteren Kunshun-Viertels. Tristan dachte über sein weiteres Vorgehen nach und zählte seine Möglichkeiten zusammen.
    Er entschloss sich, vor seinem nächsten Vorstoß zu warten und sich auszuruhen. Vielleicht brauchten Mitglieder MEINLEIDS in den nächsten Stunden seine Hilfe. Er streckte sich in der Hängematte aus und schlief nach wenigen Atemzügen tief und fest.
    Fünf Stunden später fügte er alle seine drei Strickleitern zusammen und prüfte pedantisch die Knoten. Sein Leben hing von der Zuverlässigkeit seiner Ausrüstung ab. Dem kleinen Tornistertriebwerk traute er nicht; es schien zu alt zu sein. Zwei Seilbündel, Lampen, Wasservorrat, Stahlstiftdübel … es würde ein kräftezehrender Versuch werden. Er aß einige Riegel Konzentratnahrung und erleichterte sich, prüfte noch ein Mal die Vollständigkeit der Ausrüstung und verließ, nachdem er die Kerzen ausgeblasen hatte, den Raum. Als er auf der Plattform stand, stellte er fest, was ihm zuvor entgangen war: Es gab weder ein Geländer noch eine Brüstung, und nichts deutete darauf hin, dass es hier jemals einen solchen Schutz gegeben hatte.
    Er setzte vier seiner kostbaren Explosionsdübel und klinkte die Seilenden der Strickleitern ein. Die schweren Rollen rasselten leise in die Finsternis hinab. Der stark fokussierte Strahl des Handscheinwerfers reichte gerade bis zum unteren Stück der Strickleiter – die Seile lagen auf dem schwärzlichen Boden.
    Tristan hängte sich den schweren Scheinwerfer um den Hals und begann abzusteigen. Sprosse um Sprosse, Meter um Meter, auf der Leiter, die stärker zu schwingen begann, je mehr er sich dem Boden näherte. Auf halber Höhe, etwa hundert Sprossen tiefer, begannen seine Armmuskeln zu schmerzen.

 
    Kapitel 5
     
    Ein Summer gab eine schräge Tonfolge von sich. Olgej schreckte hoch, blickte verwirrt um sich und identifizierte mühsam

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