Atlan 08 - Illochim 02 - Im Bann der Gatusain
auf die fadenscheinigen Befehle des Kommandanten hörte. Die ESHNAPUR war ein ziviles Schiff.
Greta konnte nur spekulieren, aber sie nahm an, dass eine Meuterei viel schneller geschehen konnte als auf einem Raumer der USO oder des Solaren Imperiums.
»Gibt es einen leeren Lagerraum?«, fragte sie.
Shoutain nickte. »Wir hatten vor dem Start erst die Hälfte unserer neuen Fracht verladen.«
»Beordere die Besatzung, die sich nicht in der Zentrale aufhält, dorthin. Alle, ohne Ausnahme.«
»Wozu denn?«
»Wer wird denn so neugierig sein?« Greta lächelte und warf dem Ersten Offizier einen provozierenden Blick zu. Sie leckte sich mit der Zungenspitze über die Lippen. »Wie ist dein Name?«
»Jorim Kilshasin.«
»Du begleitest mich.« Sie vergewisserte sich, dass der Kommandant tat, was sie verlangte, und nickte Kilshasin auffordernd zu. Gemeinsam verließen sie die Zentrale. »Bring mich zu diesem Lagerraum. Dort wirst du dafür sorgen, dass man mich anhört. Ich nehme an, außer dem Kommandant hören alle auf deine Autorität.«
»Natürlich, Greta.«
»Greta? Niemand hat dir erlaubt, mich mit meinem Vornamen anzureden.« Die blonde Frau holte aus und gab dem Mann, den sie als ihren neuen Liebhaber auserkoren hatte, eine schallende Ohrfeige. »Du wirst mich Herrin nennen. Ist das klar?«
»Ja, Herrin.«
Greta grinste still in sich hinein. Wie nur hatte sie zögern können? Auf der Erde hatte sie Tausende unter ihre Kontrolle bekommen, dagegen war das hier ein Kinderspiel. Sie fühlte sich unüberwindlich. Sie konnte es nicht nur mit der Besatzung der ESHNAPUR aufnehmen. Auch Atlans AVIGNON kam noch an die Reihe.
Kilshasin führte sie in den Bereich der unteren Polkuppel, wo sich ein Teil der Besatzung bereits eingefunden hatte. Der Rest gesellte sich nach und nach dazu. Stimmen schwirrten durcheinander. Greta spürte die Unsicherheit unter den Menschen, weil Karim Shoutain Befehle erteilt, aber keine Erklärungen gegeben hatte, was nicht seiner Art entsprach. An der Seite des Offiziers stieg sie auf ein Podest.
»Ruhe!«, forderte Kilshasin, als Fragen gerufen und Forderungen um Aufklärung des unplanmäßigen Starts vom Atlan Port vorgebracht wurden. »Ich bitte um Ruhe! Bitte hören Sie zu. Sie werden jetzt erfahren, was geschehen ist.«
Greta glaubte inmitten der Menschenmenge eine Bewegung zu sehen, die sich von allen anderen abhob. Sie gehörte nicht hierher, entstammte einer Gestalt, die sich zwischen den Menschen versteckte, um zu beobachten. Sie lauerte, wartete. Worauf? Greta schüttelte sich, verlor für ein paar Sekunden die Orientierung. Dann war alles wieder in Ordnung.
»Sprechen Sie, Herrin. Alle hören Ihnen zu.«
Natürlich taten die Menschen das. Greta erhob die Stimme und benutzte die Menschen als Ventil für ihre kurze Schwäche. Wenige Minuten reichten aus, auch das letzte Besatzungsmitglied in ihren Bann zu schlagen. Nicht einmal der stärkste Wille vermochte ihren suggestiven Einflüsterungen zu trotzen. Für Greta waren diese Kreaturen Opfer. Sie verwandelte Wölfe in Lämmer, hielt die Welt in ihrer Hand. Nach Beendigung ihrer Ansprache leerte sich der Lagerraum.
»Nun zu dir, mein Lieber.« Gern wäre Greta gleich an Ort und Stelle über Jorim Kilshasin hergefallen. Sie beherrschte sich und trieb ihn in ihr Quartier, wo sie ihn zwang, sie zu befriedigen.
Wie die Besatzung würde sie dereinst eine ganze Welt unterwerfen können. Sie musste nur die richtige finden.
Die Hetzjagd durch den Linearraum ging weiter. Ich kannte solche Situationen, war an sie gewöhnt und wurde weder schnell ungeduldig noch gelangweilt, hätte mit der Hatz nach der ESHNAPUR also wesentlich gelassener umgehen müssen als die mir unterstellten USO-Agenten. Ich tat es aber nicht, denn ich hielt es nicht mehr aus. Mein Körper kribbelte von innen heraus, als defilierte ein Ameisenvolk durch meine Eingeweide. Weitaus schlimmer war die Desorientierung. Ich fühlte mich mir selbst entfremdet, beherrscht von dem Drang, mich in den mitgeführten Sarkophag zu legen und mich von den fremden Schauern bestrahlen zu lassen.
Vielmehr von der Gier als von dem bloßen Drang , gestand ich ein, bevor der lauernde Extrasinn meinte, mich verbessern zu müssen.
Ich erhob mich aus meinem Sessel und wanderte durch die Kommandozentrale. Die Schichten wechselten stetig, nur ich verbrachte die meiste Zeit in der Zentrale statt in meinem Quartier. Ich hatte gestern zwei Stunden geschlafen, eine Zeitspanne, die dank
Weitere Kostenlose Bücher