Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators
zehn Meter zurück, dann betrat ich eine Art Balkon, der sich halbkreisförmig in eine enorme Rundhalle wölbte. In ihrem Zentrum ruhte ein riesiger, zum größten Teil transparenter Tank. Mehrere silberne Schläuche führten von einer den Tank umspannenden Metallleiste über eine mit Antennen übersäte, kastenartige Konstruktion in den Hintergrund der Halle und verschwanden dort im Halbdunkel. Ich vermutete, dass sich Malotuffok über die Schläuche mit Sheed versorgte.
Der Navigator selbst schwamm bewegungslos in dem vollständig mit Wasser gefüllten Behälter. Seine Augen waren geschlossen; die schwarzen Nickhäute kontrastierten stark mit der ansonsten grauen Haut. Der Navigator sah nicht anders aus, als jene Illochim, die uns kurz zuvor attackiert hatten, war jedoch deutlich größer und schwerer.
Ich wollte die beiden Sujadin gerade fragen, wie sie weiter vorzugehen gedachten, als mich der Schmerz wie ein Keulenschlag traf. Durch einen Tränenschleier hindurch sah ich Trilith, die sich in wilden Zuckungen und mit weit aufgerissenem Mund am Boden wälzte. Und auch Waheijathiu und Gasuijamuo waren diesmal betroffen. Ihre Flunderkörper hatten sich wie eine Ziehharmonika zusammengekrümmt und die langen Arme ruderten ziellos durch die Luft. Dabei stießen sie hohe, spitze Laute aus.
Die Schmerzen kamen in Wellen und wurden mit jedem neuen Anlaut schlimmer. Ich hatte Mühe, genug Luft zu bekommen, weil sich sämtliche Muskeln in kurzen Abständen unkontrolliert zusammenzogen und wieder entspannten. Die Impulse des Zellaktivators brachten vorübergehende Linderung, doch mir war klar, dass niemand von uns diese Tortur länger als ein paar Minuten durchstehen konnte.
Natürlich gab es nur einen, der für diesen Überfall verantwortlich sein konnte: Malotuffok! Was immer auch das mit den Zellkulturen des Symbiontvaters angereicherte Sheed mit seinem Verstand angestellt hatte – er war augenscheinlich nicht nur in der Lage, andere unter seine geistige Kontrolle zu bringen.
Trilith! , wisperte der Extrasinn. Ich hatte keine Ahnung, was er meinte. Die Schmerzen machten es mir unmöglich, länger als ein paar Sekunden zielgerichtet zu denken.
Das ist es! , hörte ich es in meinem dröhnenden Schädel flüstern. Trilith ist der Grund, warum die Sujadin euch die ganze Zeit toleriert haben. Verstehst du denn nicht? Sie ist die einzige, die Malotuffok stoppen kann.
Nun begriff auch ich, worauf der Logiksektor hinaus wollte. Trilith war eine Psi-Reflektorin. Ähnlich wie die Antis war sie in der Lage, psionische respektive mentale Impulse aufzufangen, und diese auf den Absender zu spiegeln. Ich erinnerte mich noch sehr gut an Triliths Bericht über ihre Erlebnisse auf der Dschungelwelt Fauron und ihren Kampf gegen die mutierte Springermatriarchin Morchete. Dort hatte sie ihre außergewöhnliche Gabe zum ersten Mal erkannt und bewusst eingesetzt. Waheijathiu und Gasuijamuo mussten von Anfang an gewusst haben, zu was Malotuffok fähig war, wenn er sich in die Enge getrieben fühlte – und sie hatten Trilith als ihre Geheimwaffe mitgenommen.
Unter Aufbietung sämtlicher Willenskräfte kroch ich zu ihr hinüber. Ihr von den Strapazen der vergangenen Woche ohnehin schon geschwächter Körper zuckte und bebte, als würde er unter Strom stehen. Immer wieder warf sie den Kopf so heftig hin und her, dass die langen, schwarzen Haare den Blick auf ihr zweites Augenpaar auf der Rückseite des Schädels freigaben. Womöglich hatten sich die Sujadin verrechnet. Malotuffoks Angriff war so schnell und überraschend erfolgt, dass Trilith nicht reagieren konnte. Warum hatten sie die Psi-Kämpferin nicht von Beginn an eingeweiht und sie über ihre Pläne informiert?
Ich biss die Zähne zusammen. Der Extrasinn versuchte mir zu helfen und sprach sanft und tröstend auf mich ein.
»Trilith!«, brachte ich keuchend heraus.
Ich packte sie an beiden Seiten des Kopfes und zwang sie, mir in die Augen zu sehen. Ihr Blick war fiebrig, die Pupillen stark verengt, einige Äderchen geplatzt.
»Konzentriere dich auf meine Stimme. Du hörst nur meine Stimme. Alles andere ist unwichtig. Du musst deine Gabe einsetzen, verstehst du? Du musst die Schmerzen, die dir Malotuffok schickt, ausblenden. Du kannst es!«
Für einen Moment verließ mich die Kraft. Ich verspürte den Drang, mir die Kleider vom Leib zu reißen, und das Feuer zu löschen, das mich erfasst hatte. Die Hitze war mörderisch. Ich glaubte zu spüren, wie sich meine Haut vom Körper
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