Atlan 11 - Monolith 01 - Planet der Silberherren
zwischenmenschlichen Beziehungen einzugehen und auf diese Weise die unweigerlich daraus erwachsenden Konflikte von vornherein zu vermeiden. Wenn 18 Personen Monate, wenn nicht sogar Jahre auf engstem Raum verbrachten, gab es schon Zündstoff genug, ohne dass noch Eifersüchteleien, Kränkungen und Zurückweisungen das Zusammenleben komplizieren mussten.
Hiroki Matsuda war da ganz anders. Die Asiatin störte sich nicht an der dienstlichen Vorgabe. Sie hatte schon mit fast der ganzen Mannschaft geschlafen; Ausnahmen bestätigten die Regel. Aber sie machte vorher jedem Partner klar, dass ihr nichts an einer dauerhaften Beziehung lag, es ihr nicht ums Herz ging, sondern um die Erfüllung körperlicher Bedürfnisse. Auch mir hatte sie schon ein eindeutiges Angebot gemacht, das mich in seiner Direktheit jedoch abgestoßen, ja sogar angewidert hatte.
Bei Safira konnte ich mir so etwas nicht vorstellen. Sie war zu allen Besatzungsmitgliedern gleichermaßen freundlich, aber auf eine unverbindliche Art und Weise. Sie reizte die Männer nicht, sondern trug stets weite Arbeitsmonturen, die ihre Figur verbargen. In der Freizeit bevorzugte sie stets Klamotten mit lässigem Chic, und bei den seltenen festlichen Angelegenheiten an Bord war sie immer elegant, aber nie provokant gekleidet.
Ich war allerdings überzeugt, dass sie eine prachtvolle Figur hatte. Sie war groß und schlank, ihr Hintern war knackig klein, ihre Brüste vielleicht eine Spur – ach was, viel – zu groß für ihre knabenhafte Figur.
Trotzdem – für mich war sie eine Heilige. Und ich konnte es mir zwar nicht so richtig vorstellen, doch vielleicht ergab es sich ja, dass wir zusammenkamen, nachdem wir einen Planeten gefunden hatten, auf dem es vor Hyperkristallen nur so wimmelte, und beide stinkreich geworden waren.
Ich öffnete die Kabinentür – und riss die Augen auf. Sämtliche Leuchtkörper in den Räumen waren eingeschaltet und tauchten die spärliche, zweckmäßige Einrichtung in harte, gleißende Helligkeit. Der Tisch, die Stühle und der Sessel schienen auf einmal so scharfe Konturen zu haben, dass sie sich von ihrer Umgebung wie unwirkliche Gebilde aus einer anderen Dimension abhoben.
Die Türen zum Hygieneraum und den Schlafräumen standen offen. Ich warf einen Blick ins Bad. Toilette, Nasszelle, Waschbecken … alles weiß gefliest, makellos sauber und aseptisch rein im dem harten Licht.
Ich fragte mich, was diese Festbeleuchtung zu bedeuten hatte. War Herward in die Kabine zurückgekehrt, um irgendetwas zu suchen? Unwahrscheinlich. Welche Besitztümer konnte man hier an Bord schon verlegen?
Ein unangenehmes Gefühl überkam mich. Meine Nackenhaare knisterten wie in einem schwachen elektrischen Feld. Ich spürte genau, dass er nicht allein war.
Ich warf einen Blick in Herwards Schlafraum. Bett, Stuhl, Schrank, kleine Kommode, aber kein Mensch. Verstecken konnte sich hier niemand.
Dann drehte ich mich um, ging vorsichtig zur Tür meines Schlafraums, zögerte kurz, nahm dann den kärglichen Rest meines Elans zusammen und betrat den Raum.
Auf dem Bett saß sie .
Ich glaubte zu träumen. Alles kam mir unwirklich vor, das gleißend-kalte Licht, die unnatürliche Stille, die in der Kabine herrschte, am meisten aber die Tatsache, dass Safira Pandolus dort saß, die Beine angezogen und leicht gespreizt, und mir einen Blick zuwarf, den ich nur als interessiert bezeichnen konnte.
Sie trug einen durchsichtigen Hauch von Bluse und eine hautenge blaue Hose, deren Farbton genau dem entsprach, mit dem sie sich die Brüste unter dem dünnen Stoff besprüht hatte. Na schön, bei unserem Aufbruch von der Erde war Intimschminke der letzte Schrei gewesen. Zuerst in gewissen Kreisen, in denen sonst eher eine rote Beleuchtung vorgezogen wurde, doch die gesellschaftlichen Zeichen schienen wieder einmal auf Freizügigkeit zu stehen, wie es alle paar Dutzend oder Hundert Jahre immer wieder vorkam. Manche hingegen behaupteten, dass Anstand und Moral in immer kleinere Reservate zurückgedrängt wurden und sich mittlerweile der Großteil der Bevölkerung zügellosen Ausschweifungen hingab.
Aber war ich denn anders? Mein Blick klebte auf dem Stoff der Hose zwischen Safiras Beinen, und ich ließ ihn dort verweilen, eine Ewigkeit lang, und fragte mich, ob sie auch dort eine blaue Farbschicht aufgetragen hatte. Schließlich zwang ich mich, ihn zu lösen, ihr in die Augen zu sehen, doch auf dem Weg dorthin verharrte ich auf dem verheißungsvollen blauen Schimmern
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