Atlan 11 - Monolith 01 - Planet der Silberherren
vor, dass auch sie blau schimmerten, und schluckte heftig. Ich konnte noch immer nicht fassen, welche Wandlung sie vollzogen hatte.
Safira war die Frau meiner Träume, und ich war genauso wenig verrückt wie sie. Ich musste etwas völlig falsch verstanden haben, einer schrecklichen Täuschung erlegen sein. Es gab keine andere Erklärung.
Wieso halte ich sie für verrückt? , dachte ich. Nur, weil ihr der Sinn nach Sex stand? Doch im nächsten Augenblick brannte sich ein anderer, quälender Gedanke durch mein Gehirn.
Warum hat sie nie mit mir geschlafen?
Ich folgte ihr und stieg die Leiter empor. Sie verließen sie auf dem Labordeck. Hier befand sich außer der Technischen Abteilung auch die Medostation mit den Regenerationstanks. Vielleicht sollte ich dorthin laufen und mich einfach in einen Tank legen, und wenn ich aufwachte, würde der ganze Spuk vorbei sein …
Aber ich hetzte weiter hinter ihr her, zu den Maschinendecks, zu den Lebenserhaltungssystemen. Das Atmen fiel mir immer schwerer. Ich fragte mich, ob es nur Einbildung war, doch die Luft schien schal zu schmecken, abgestanden, und jede Bewegung fiel mir schwer.
Außerdem war es kälter geworden. Die Erstarrung des absoluten Nullpunkts, die – zumindest annähernd – außerhalb der Hülle der EX-2714 herrschte, schien sich unerbittlich immer tiefer in das Schiff zu fressen.
Als ich an der Technischen Abteilung vorbeikam, zögerte ich und blieb stehen. Meine Nackenhaare richteten sich wieder auf, genau wie vor wenigen Minuten in meiner Kabine. Waren es wirklich erst Minuten? Mir kam es wie eine Ewigkeit vor!
Ich stürmte zur Tür des Labors, gefolgt von Herward und Safira, die mit einem wütenden Fluch kehrt machte. Vorsichtig schob ich den Kopf um den Türpfosten, durchsuchte den Raum mit den Blicken.
Das Labor lag in Trümmern. Doch ich achtete nicht auf die Einrichtung, die zum Modernsten gehörte, was die Technik der Erde zu bieten hatte. Ich sah nur die drei Wissenschaftler, die tot oder schwer verletzt auf dem Boden lagen – verkrümmte Gestalten, schrecklich verstümmelt, denen vom Tod und von denen, die sie ermordet hatten, jede Menschlichkeit, jede Würde entrissen wurden war.
Sie schienen sich gegenseitig umgebracht zu haben. Mit bloßen Händen. Ohne jede Barmherzigkeit. Ich fragte mich, wie es möglich war, einem anderen Menschen ohne Hilfsmittel einen Arm abzureißen, und krümmte mich, um mich zu übergeben, konnte den Blick aber nicht von den Leichen lösen.
Plötzlich schien eine von ihnen wieder lebendig zu werden, richtete sich auf die Ellbogen auf, zielte mit einem Strahler auf mich. Ich wollte mich zur Seite werfen, brachte jedoch nur eine torkelnde Bewegung zustande. Dann spürte ich einen heftigen Aufprall, der mich gegen den Türpfosten schleuderte und schließlich zurück in den Gang. Der Strahl der auf alles zerstörende Wirkung eingestellten Waffe verfehlte mich um Haaresbreite.
Ein weiterer Schuss fauchte durch den Gang und in das Labor und tötete den Angreifer auf der Stelle.
Herward musste die Justierung der Waffe verändert haben. Die Schüsse, die er auf Melher abgegeben hatte, waren zwar auch tödlich, aber verhältnismäßig niederenergetisch gewesen, sodass ihre Wirkung eher derjenigen altmodischer Projektilwaffen geähnelt und sie nur fürchterliche Wunden gerissen hatten.
Man ist vor Überraschungen eben nie sicher , dachte ich. Doch angesichts der Tatsache, dass ich nur knapp dem Tod entronnen war, erschien dieser Gedanke völlig bedeutungslos. Etwas anderes war viel wichtiger.
Der Druck von Safiras Körper auf dem meinen. Sie lag wie tot auf mir, und ich spürte, wie eine entsetzliche Furcht in mir emporstieg. Hatte ihre Rettungstat sie das Leben gekostet?
»Nein!«, schrie ich und befreite mich mit unendlichem Bedauern von ihren Beinen.
Ich blickte auf und sah, wie Herward die Faust schüttelte. »Das war ein Verräter «, sagte er. »Wären wir nicht bei dir gewesen, wärst du schon tot, bevor du ihn überhaupt gesehen hättest.«
Ich hatte nicht den geringsten Zweifel an der Richtigkeit seiner Worte. Wahrscheinlich hatten Safira und Herward schon in dem Augenblick bemerkt, dass der Wissenschaftler sich nur tot gestellt hatte, in dem ich den ersten Blick in das Labor geworfen hatte.
Aber das interessierte mich in diesem Augenblick nicht im Geringsten. »Safira!«, rief ich und zog an ihrem Arm. Als sie leise stöhnte, machte mein Herz vor Freude einen Satz.
Doch als sie mich ansah, war ihr Blick
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