Atlan 12 - Monolith 02 - Todeszone Zartiryt
schlagartig ändern, wenn die Öffentlichkeit erfahren müsste, dass sie in einem Schwarzen Loch verschwunden sind.«
»Ich gebe Ihnen grundsätzlich recht, Mr. Santjun«, erwiderte ich. »Doch ich habe es bereits Major Simmers gesagt: Die Monolithen stellen eine potenzielle Bedrohung dar, deren Ausmaß derzeit niemand abschätzen kann und die ohne mich nicht existieren würde. Es widerspricht meiner innersten Überzeugung, in dieser Sache anderen die Initiative zu überlassen.«
»Selbst wenn Sie dadurch die Existenz der USO gefährden?«
»Sie übertreiben.«
»Tue ich das?«
Santjun sah mich unverwandt an. Natürlich hörte ich solche Vorwürfe nicht zum ersten Mal. Die Funktion des Lordadmirals und damit des Oberbefehlshabers über Zehntausende von Raumschiffen, Stützpunkten und Agenten hatte ich seit fast einem Jahrtausend inne. Auch für einen relativ Unsterblichen war das eine sehr lange Zeit. Immer wieder hatten sich Situationen ergeben, die – zumindest nach meinem Empfinden – ein persönliches Eingreifen erforderlich gemacht hatten. Ich war ehrlich genug zu mir selbst, um zuzugeben, dass es in vielen Fällen wohl auch ausgereicht hätte, ein paar USO-Spezialisten in die Schlacht zu werfen, doch wer wollte sagen, ob mein, wie es Santjun so schön ausgedrückt hatte, kaum zu übertreffendes Renommee auch dann Bestand gehabt hätte, wenn ich den größten Teil der Zeit hinter meinem Schreibtisch in Quinto Center zugebracht hätte.
Obwohl sie nun schon knapp zehn Jahre zurücklagen, waren mir beispielsweise die Abenteuer, die ich gemeinsam mit der geheimnisvollen Trilith Okt erlebt hatte, noch frisch im Gedächtnis. Sie war sicherlich nicht die Art von Frau, der mein Herz spontan entgegenflog, aber mein Leben wäre ärmer gewesen, wenn ich diese grimmige Kriegerin nicht kennengelernt hätte. Ein weiteres Mal hatte diese Begegnung mich gelehrt, wie unsinnig es war, die Welt stereotyp in Freunde und Feinde, Gute und Böse einzuteilen.
Auch beim Wettlauf um den auf Finkarm entdeckten Zellaktivator und bei den Ereignissen um das Erbe der Illochim hatte ich mir immer wieder Vorwürfe meiner Offiziere und Berater anhören müssen, insbesondere aber diejenigen Decaree Farous, die ähnlich wie Santjun argumentierte und mir regelmäßig das Recht absprach, mich wissentlich in Gefahr zu bringen. An meiner Einstellung hatte das nichts geändert. Es war nun einmal nicht meine Art, andere für mich die Kastanien aus dem Feuer holen zu lassen, und daran würde sich auch in Zukunft nichts ändern.
»Vertagen wir diese Diskussion auf später«, sagte ich. »Sie können so ein Ding fliegen?«
Ich zeigte auf den Zerstörer. Santjun nickte nur.
Die folgenden zwanzig Minuten verbrachten wir mit einer sorgfältigen Inspektion der IM-Z-1. Wie erwartet befand sie sich in einem vorzüglichen Zustand. Das Zirpen meines Armbandkoms ließ mich in der Durchmusterung eines Waffenschranks innehalten. Es war Naileth Simmers, die mich darüber informierte, dass Ramit Claudrin seine Simulationen abgeschlossen hatte.
Zwei Minuten später waren Santjun und ich wieder in der Zentrale.
»Es sieht gut aus, Lordadmiral«, empfing mich der Pilot der IMASO und nickte mir mit seinem kantigen Schädel aufmunternd zu. Ich trat hinter ihn und schaute über seine breiten Schultern auf den zentralen Bildschirm der Steuerkonsole.
»Das Wichtigste ist die Geschwindigkeit«, erklärte er die auf dem Monitor sichtbaren Daten und Diagramme. »Je näher man der absoluten Lichtgeschwindigkeit kommt, das heißt, je exakter man den Austrittspunkt aus dem Linearraum an die Grenze des Ereignishorizonts verlegen kann, desto steiler kann der Auftreffwinkel sein. Im Idealfall gleitet man praktisch ohne jeden Widerstand in die Ergosphäre hinein.«
»Ein Spaziergang«, sagte Naileth Simmers mit unverhohlenem Spott.
»Wie sieht es mit der Rückkehr aus?«, fragte ich.
»Nun …«, Claudrin zögerte. »Da bin ich mir leider nicht ganz sicher.«
»Weil niemand wirklich weiß, weiche Bedingungen in einer Ergosphäre herrschen«, sagte ich und strich mir nachdenklich übers Kinn.
»Genau. Fest steht, dass sie mit Lichtgeschwindigkeit rotiert – und mit ihr der Monolith, wenn er tatsächlich dort ist. Da auch die IM-Z-1 nahezu lichtschnell ist, sollte ein gezieltes Manövrieren kein Problem sein. Ebenso wenig wie ein Austritt aus der Ergosphäre. Aber wie Sie selbst sagten, Sir: Niemand weiß, ob die Verhältnisse da drinnen«, er deutete auf den
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