Atlan 12 - Monolith 02 - Todeszone Zartiryt
versehen hatte.
Für weitere Überlegungen hatte ich keine Zeit, denn in diesem Moment löste sich irgendwo im Umfeld des Monolithen ein weiterer Thermostrahl. Woher er genau kam, hätte ich nicht zu sagen vermocht, doch wieder war das Glück auf unserer Seite, denn er kroch wie in Zeitlupe auf uns zu; ein Ausweichen war selbst mit den Korrekturdüsen kein Problem.
Du musst so schnell wie möglich eines der Löcher in der Außenhülle erreichen , wisperte der Extrasinn. Nur dort könnt ihr in den Monolithen eindringen. Schon der nächste Schuss kann für uns der letzte sein.
Innerhalb der Ergosphäre war es so gut wie unmöglich, Entfernungen abzuschätzen, also hielt ich einfach stur auf mein Ziel zu. Ein Knacken im Funkempfänger, gefolgt von einem schmerzhaft lauten Pfeifen, ließ mich zusammenzucken. Ich war wie elektrisiert. Jemand versuchte Kontakt zu uns aufzunehmen – und dieser Jemand konnte sich nur innerhalb des Monolithen befinden. Obwohl die Verbindung extrem schlecht war, waren dennoch einzelne Worte zu verstehen. Der oder die Unbekannte sprach reinstes Interkosmo.
»… unbekannte … ling … Anflug … Sie fremdes … Stelle um … hole … auf der … Sie die Folgen …«
Der Spruch wurde permanent wiederholt, und schon nach kurzer Zeit hatte die Positronik die Lücken gefüllt und die Nachricht rekonstruiert.
Sie lautete: »An den unbekannten Eindringling. Mit Ihrem Anflug verletzen Sie fremdes Hoheitsgebiet. Kehren Sie auf der Stelle um! Ich wiederhole: Kehren Sie auf der Stelle um! Andernfalls werden Sie die Folgen tragen!«
»Ihr seid lustige Vögel«, knurrte ich, während die IM-Z-1 unbeirrt auf den Monolithen zusteuerte. »Erst schießt ihr uns das Raumschiff unter dem Hintern weg, und dann sollen wir umkehren.«
Neben mir hatte sich Santjun so weit erholt, dass er mich bei meinen Bemühungen, den Zerstörer auf Kurs zu halten, wieder unterstützen konnte. Seine behandschuhten Finger huschten über die Sensorfelder, und einige der roten Lämpchen auf dem Instrumentenpanel wurden grün.
»Die Kabine ist dicht«, gab der USO-Spezialist die Ergebnisse seiner Aktivitäten bekannt. »Der Thermostrahl ist unmittelbar vor der oberen Heckflosse eingeschlagen und hat den Schutzschirmprojektor für die Prallschirme zur Explosion gebracht. Dadurch ist der Zerstörer in der Mitte durchgebrochen. Notreaktor läuft mit halber Leistung. Wir fliegen derzeit mit etwa 98 Prozent Licht. Tendenz aufgrund der gravitatorischen Sogwirkung des Black Holes steigend.«
Dennoch wollte der Monolith einfach nicht näher kommen. Unverrückbar hing er vor uns im roten Dämmerlicht. Ich hatte eines der größten Löcher, beinahe schon ein Krater in der silbergrauen Hülle, anvisiert und die IM-Z-1 in eine sanfte Parabel gezwungen. Sie folgte damit der Eigendrehung des Monolithen, und die wie ein Stachel aus ihrem Bug ragende Hyperfunkantenne zeigte scheinbar starr auf die Öffnung.
Ich fragte mich, auf welche Weise sich der Monolith an seiner Position hielt. Triebwerke konnte ich nirgendwo erkennen, und schon auf Thanaton hatte das Gebilde eher den Eindruck einer planetengebundenen Einrichtung denn den einer Raumstation gemacht. Dennoch: Der Monolith musste bereits seit sehr langer Zeit in einem stabilen Orbit innerhalb der Ergosphäre kreisen. Natürlich war nicht auszuschließen, dass es die Lemurer gewesen waren, die ihn auf seine Bahn um das Schwarze Loch gebracht hatten, doch daran wollte ich nicht so recht glauben.
»Achtung!«
Diesmal war Santjun sogar schneller als der Extrasinn. Der Monolith machte urplötzlich einen Satz auf uns zu. Ich schaltete die Korrekturdüsen sofort auf Umkehrschub, doch es war abzusehen, dass die Bremswirkung nicht ausreichen würde, um die drohende Kollision zu verhindern. Wir mussten in den vergangenen Minuten in einer jener Zonen geflogen sein, in der die Gravitationseinflüsse des Black Holes den Ablauf der Zeit verlangsamt hatten. Über die kurzzeitig in meinem Schädel aufblitzende Frage, warum uns – ganz im Gegensatz zu den diversen Trümmerbrocken der Ergosphäre – der unsichtbare Schutzschirm des Monolithen nicht aufgehalten hatte, konnte ich mir später den Kopf zerbrechen, denn uns blieben höchstens noch ein paar Sekunden.
Ohne weiteres Zögern schlug ich mit der Faust auf den knallroten Notschalter neben dem Steuerpult. Mit lautem Knall explodierten die in den Metallplaststreben des Cockpitrahmens eingelassenen Mikrosprengladungen und schleuderten die
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