Atlan 12 - Monolith 02 - Todeszone Zartiryt
Desintegratoren in seiner Stabilität zunehmend geschwächte Wandstück war durch den Druck schließlich zerbrochen, und die explosionsartig entweichende Luft hatte ein Übriges getan. Inzwischen war der Luftstrom versiegt, was auf ein automatisches Schleusensystem hindeutete.
Ich ging zu Santjun hinüber, der bereits hinter der am Boden hockenden Iasana Weiland stand und eine Schlauchverbindung zwischen seinem und dem Sauerstofftank der Frau hergestellt hatte. Offenbar war die Luftversorgung ernsthaft in Mitleidenschaft gezogen worden.
»Meldung«, herrschte ich ihn an, denn ein kleiner Teil meiner Wut richtete sich durchaus auch gegen den Risiko-Spezialisten, der die Lage ebenso falsch eingeschätzt hatte wie ich selbst.
»Der Tank leckt, Sir«, gab Santjun Auskunft. »Vermutlich Mikrorisse in der Isolierung.«
»Wie viel Zeit haben wir?«, fragte ich gradheraus. Es hatte keinen Sinn, die Situation zu beschönigen, und Iasana Weiland besaß ein Recht zu wissen, wie es um sie stand. Es war eines der ungeschriebenen USO-Gesetze innerhalb einer im Feld operierenden Gruppe, dass bezüglich der jeweiligen Gefechtslage absolute Offenheit an den Tag gelegt wurde.
»Zehn bis höchstens fünfzehn Minuten«, lautete die deprimierende Antwort. »Ich habe die Hälfte meiner Sauerstoffreserven in die Speicher geleitet, aber die Regressionsrate ist extrem hoch.«
»Dann los«, stieß ich grimmig hervor. »Irgendwo hinter dieser verdammten Wand gibt es eine Schleuse. Auf die Beine, Mrs. Weiland. Sie haben gehört, was Mr. Santjun gesagt hat. Falls Sie in einer Viertelstunde noch atmen wollen, sollten Sie sich zusammenreißen und ein bisschen beeilen.«
Das »Jawohl, Sir« der Frau klang kraftlos, und ihre Stimme zitterte, doch darauf konnte ich jetzt keine Rücksicht nehmen. Die Erfordernisse im Verlauf eines Einsatzes wechselten oft im Minutentakt, und die USO opferte einen Großteil ihrer Ressourcen, um ihre Mitarbeiter auf diese Tatsache vorzubereiten.
Es dauerte weitere zwei Minuten, bis wir das entstandene Loch so erweitert hatten, dass es für uns und unsere klobigen Kampfanzüge groß genug war. Ich kontrollierte immer wieder die Anzeigen der Ortung, doch weder aktiv noch passiv fingen die Sensoren etwas auf, das sich verwerten ließ. Immerhin konnte ich davon ausgehen, dass unsere potenziellen Gegner mit den gleichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten.
Ohne mein fotografisches Gedächtnis und die Hilfe des Extrasinns hätte ich schon nach kurzer Zeit die Orientierung verloren. Wie der Monolith auf Thanaton war auch dieser hier von einem dichten Netz aus kurzen, zwei Meter hohen Gängen durchzogen, die keinem erkennbaren System folgten. Abgesehen von den vorherrschenden rechten Winkeln erinnerte mich die Gestaltung an einem Ameisenbau, ein Vergleich, der angesichts der insektoiden Gestalt der Verlorenen durchaus seinen Charme besaß.
Die Schwerkraft betrug 1,2 Gravos und wurde von unseren Kampfanzügen auf normale Erdschwere angepasst. Insofern mussten in den Tiefen des Monolithen Maschinen arbeiten, die diese künstliche Schwerkraft erzeugten und aufrechterhielten. Während wir uns so schnell wie möglich voranbewegten, fragte ich mich zum wiederholten Mal, welchem Zweck diese riesigen Objekte einst gedient hatten. Warum hatten die Verlorenen sie erbaut? Die Möglichkeiten erschienen mir nicht allzu zahlreich, und dennoch hatte ich das Gefühl, dass ich etwas übersah.
»Dort vorn«, machte mich Santjun auf ein rundes Metalltor aufmerksam, das durchaus eine Schleuse sein konnte. Unmittelbar daneben waren zwei simple Drucktasten in die Wand eingelassen, die sich weder in Größe noch Farbe voneinander unterschieden.
Universelle Logik , wisperte der Extrasinn. Öffnen und Schließen. Viel mehr Sinnvolles kann man mit Türen nicht anstellen.
Ich drückte die obere Taste. Nichts geschah. Ich drückte die untere Taste. Nichts geschah.
Natürlich , dachte ich mürrisch. Warum sollte ich zur Abwechslung auch einmal Glück haben?
Mit Santjuns Hilfe untersuchte ich jeden Zentimeter des Rundschotts. Vermutlich hatten wir mit unserem gewaltsamen Eindringen einen Alarm ausgelöst und die Notverriegelung der Schleuse aktiviert. Auf den meisten Raumfahrzeugen der in der Milchstraße heimischen Völker waren die Sicherheitssysteme ähnlich ausgerichtet. Ein Vakuumeinbruch zählte zu den schwersten und gefährlichsten Notlagen, in die ein Schiff geraten konnte. Insofern waren die Raumer üblicherweise in kleine Parzellen
Weitere Kostenlose Bücher