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Atlan 12 - Monolith 02 - Todeszone Zartiryt

Atlan 12 - Monolith 02 - Todeszone Zartiryt

Titel: Atlan 12 - Monolith 02 - Todeszone Zartiryt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
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zwar keinen hochenergetischen Schutzschirm errichten, doch die Prallfelder reichen aus, um uns vor allen nachteiligen Folgen eines Aufenthalts innerhalb der Akkretionsscheibe zu bewahren. Im Moment besteht keine akute Gefahr. Ich wiederhole: Im Moment besteht keine akute Gefahr! Ich möchte Sie deshalb alle bitten, auf Ihren Stationen zu bleiben und Ihren Pflichten in gewohnter Weise nachzukommen. Bitte sehen Sie von direkten Anfragen ab. Sobald es neue Informationen gibt, werde ich Sie unterrichten. Naileth Simmers Ende.«
    Marcus Merten betrat den Maschinenraum durch das große Doppelschott und lauschte fasziniert in die ungewohnte Stille. Üblicherweise herrschte in der riesigen domartigen Halle ein Lärm, bei dem man sein eigenes Wort nicht verstand, und ohne Gehörschutz konnte hier niemand arbeiten. Jetzt jedoch standen die meisten Aggregate still. Mit Einsetzen der Notstromversorgung hatte die Automatik sämtliche nicht überlebenswichtigen Anlagen heruntergefahren oder gleich ganz abgeschaltet. Lediglich Luftumwälzung, Temperaturregulierung, Beleuchtung, interne Kommunikation, Wasser- und Nahrungsaufbereitung sowie die Riegelsysteme der Schleusen- und Durchgangsschotte wurden noch mit Strom versorgt.
    Der Techniker ging zu einem schmalen Pult hinüber, löste mit geübtem Griff die Verkleidung und schloss ein mobiles Prüfgerät per Datenkabel an die Transferbuchse an. Die regelmäßigen Routinechecks wurden selbstverständlich über eine drahtlose Verbindung getätigt, doch für den Alarmfall gab es die Anweisung, zusätzlich auf die altmodische Art zu prüfen, um jegliche Fremdeinflüsse auszuschließen.
    Zwei Minuten und 36 Sekunden. Tief in den hintersten Winkeln von Marcus Mertens Verstand brachte diese Zeitspanne eine Saite zum Schwingen, doch er konnte den Ton nicht so weit verstärken, dass er ihn klar und deutlich vernommen hätte. Es ging ihm dabei ein wenig wie bei seinen geliebten 3-D-Schachaufgaben, die er so gern in seiner Freizeit löste und mit denen ihn die positronischen Speicher der IMASO im Überfluss versorgten. Manchmal starrte er minutenlang auf eine der komplexen Stellungen, ohne die einzelnen Figuren wirklich wahrzunehmen. Dabei wusste er, dass er die Lösung längst kannte und lediglich nicht in der Lage war, den letzten Schritt zu gehen und sein Wissen in eine konkrete Zugfolge zu übersetzen. Es machte ihn rasend, und oft dauerte es Stunden oder gar Tage, bis sich die ersehnte Erleuchtung endlich einstellte. Dieser Moment jedoch war überwältigend und mit nichts vergleichbar, was er sonst empfand, wenn er einen technischen Defekt beseitigte oder eine schwierige Wartungsarbeit erfolgreich durchgeführt hatte.
    Zwei Minuten und 36 Sekunden. Warum ausgerechnet dieses Intervall? Dass sie es hier mit einem Transmitter zu tun hatten, verwunderte ihn nicht. In ihrer Blütezeit hatten die Lemurer die Transmittertechnik zu ungeahnter Perfektion entwickelt. Während des Krieges gegen die Meister der Insel waren die Terraner immer wieder mit entsprechenden Hinterlassenschaften der Ersten Menschheit konfrontiert worden. Marcus hatte einiges über diese Zeit gelesen, und Iasana Weiland, mit der er eine Zeit lang liiert gewesen war, hatte ihm viel über dieses große, alte Volk erzählt. Doch all das half ihm jetzt wenig. Wieder einmal war er von jenem zermürbenden Gefühl beherrscht, etwas zu wissen, etwas, das für alle an Bord der IMASO von fundamentaler Wichtigkeit war, doch er war nicht in der Lage, dieses Wissen zu kanalisieren und in eine greifbare Erkenntnis zu verwandeln, in etwas, das er verwenden und umsetzen konnte.
    Es dauerte eine gute Stunde, dann war Marcus Merten fertig. Wie nicht anders zu erwarten gewesen war, gab es keine Probleme. Die IMASO war ein Schiff der USO, und jeder, der für diese Organisation arbeitete, wusste sehr genau, wie wichtig eine perfekt funktionierende Ausrüstung im Ernstfall sein konnte.
    Dafür brannte der Nacken des Technikers nach inzwischen über dreißig Transitionen wie ein altarkonidisches Opferfeuer. Der Schmerz strahlte sternförmig über Schultern, Rücken und Arme aus und fühlte sich an wie ein handfester Muskelkater. Marcus Merten hatte vor zehn Jahren einmal an dem legendären terranischen Ringwulst-Marathon teilgenommen, einer der bekanntesten Sportveranstaltungen des Solaren Imperiums. Dabei galt es, auf dem abgesicherten Ringwulst eines Ultraschlachtschiffs mit 2500 Metern Durchmesser fünf Runden zu laufen. Es war schwer, sich eine

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