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Atlan 12 - Monolith 02 - Todeszone Zartiryt

Atlan 12 - Monolith 02 - Todeszone Zartiryt

Titel: Atlan 12 - Monolith 02 - Todeszone Zartiryt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
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Morgenstunden auf unsicheren Beinen verlassen hatte, war er pleite und hatte gestunken wie ein Okrill nach einem Schlammbad in den Chliit-Sümpfen von Oxtorne. Heute wusste er, dass er damals unmittelbar vor dem Abgrund gestanden hatte, bereit, ohne zu zögern den letzten Schritt zu machen, wäre da nicht ein Engel namens Schwester Mildred gewesen. Die uralte, runzlige Frau mit dem kahlrasierten Schädel und den schwarz geschminkten Lippen war ihm zunächst wie eine Ausgeburt der Hölle erschienen, doch selbst wenn sie der Satan persönlich gewesen wäre, hätte er nicht mehr davonlaufen können. Stattdessen war er einfach umgekippt. Die Alte hatte ihn aufgefangen, ihn sich kurzerhand über die knochigen Schultern geworfen und zu einem wartenden Gleiter geschleppt. Zehn Stunden später war er wieder zu sich gekommen – in einem sauberen Bett, gewaschen, mit einem viel zu kleinen, nach Desinfektionsmitteln stinkenden Pyjama am Leib und mit halbwegs klarem Kopf.
    Marcus Merten musste lächeln, als die entsprechenden Bilder vor seinem geistigen Auge erschienen. Schwester Mildred, ihr Orden der Anständigen , die nachfolgenden Jahre in der Mission. Er verdankte diesen Menschen unendlich viel, jenen, die wie er irgendwann an einem Punkt angekommen waren, an dem es nicht mehr weiterzugehen schien, die bereit gewesen waren, aufzugeben, den einfachen Weg zu wählen. Marcus war nie ein gläubiger Mensch gewesen, und auch Schwester Mildred hatte es nicht geschafft, ihn zu einem solchen zu machen. Allerdings, und das war dem Techniker erst später bewusst geworden, hatte sie es auch nie versucht. Sie und die anderen hatten ihn aufgenommen, keine Fragen gestellt und auch keine Bedingungen. Sie hatten, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, gegeben, und dieses Verhalten hatte Marcus zunächst fast in den Wahnsinn getrieben und ihn dann zum Nachdenken gebracht.
    Da hatten Menschen existiert, die nichts besaßen, die Fremden geholfen hatten, obwohl sie selbst hilfebedürftig gewesen waren, die lieber gedarbt und gelitten hatten, als andere darben und leiden zu sehen. Er hatte lange gebraucht, um zu verstehen, wie ein solches Leben glücklich machen, wie Verzicht und vorbehaltloser Altruismus Befriedigung produzieren konnten, doch als es schließlich soweit gewesen war, hatte diese Erkenntnis alles verändert. Der Abschied war kurz und herzlich gewesen. Niemand hatte ein Wort gesagt. Das war auch gar nicht nötig gewesen. Am Schluss hatte er Schwester Mildred umarmt, und obwohl er sich so fest vorgenommen hatte, nicht zu weinen, hatte er es doch getan.
    Er wäre gerne geblieben, aber das war nicht die Zukunft, die er vor sich gesehen hatte. Er war nicht wie Schwester Mildred und ihre Anständigen . Er war vielleicht geläutert, wenn man einen derart starken Begriff überhaupt auf einen so schwachen Charakter wie den seinen anwenden wollte, doch er nicht gebessert worden. Ihm war klar geworden, dass die Welt nicht so funktionierte, wie er bislang geglaubt hatte, dass die Werte, nach denen er sein Dasein ausgerichtet hatte, in Wahrheit keine Bedeutung besaßen und ihm nicht das geben konnten, was er wollte. Allerdings hatte er noch keinen Ersatz gefunden und war sich bewusst gewesen, dass die Suche, die nun vor ihm lag, lange dauern konnte.
    Auf dem Weg in die Stadt war er an einem der USO-Außenbüros vorbeigekommen. Er hatte seine Entscheidung innerhalb von Sekunden getroffen. Das war vor beinahe vier Jahren gewesen. Zwei Jahre Grundausbildung, weitere achtzehn Monate Dienst auf diversen Stationen und dann die Beförderung zum Techniker erster Klasse. Kurz darauf hatte er den Befehl erhalten, sich auf Quinto Center zu melden und dort an Bord der IMASO zu gehen.
    Die Schmerzen einer weiteren Transition holten ihn unsanft in die Realität zurück. Nein, langweilig war sein bisheriges Leben ganz bestimmt nicht gewesen. Möglicherweise hatte er sogar weitaus früher als die meisten anderen begriffen, auf was es dabei ankam, und so ein Vorsprung machte einiges aus, wenn der Tag des Kassensturzes kam. Am Ende, da war er sich inzwischen absolut sicher, zählte nicht das, was man war oder hatte, sondern das, was man in den Herzen jener zurückließ, die einem etwas bedeuteten.
    Der Interkom schaltete sich automatisch ein, und ein kurzes Piepsen kündigte eine allgemeine Durchsage der Schiffsführung an. Gleich darauf erklang die Stimme von Naileth Simmers.
    »Hier spricht Naileth Simmers«, sagte die Kommandantin des Leichten Kreuzers. »Ich

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