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Atlan 12 - Monolith 02 - Todeszone Zartiryt

Atlan 12 - Monolith 02 - Todeszone Zartiryt

Titel: Atlan 12 - Monolith 02 - Todeszone Zartiryt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
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zurückzuhalten, von denen sie nicht mehr geglaubt hatte, sie noch in sich zu haben. Sie hatte noch nie auf jemanden geschossen, und sie würde es auch jetzt nicht tun. Bei nüchterner Betrachtung erschien das Töten ein denkbar unkomplizierter Vorgang zu sein, doch dem war ganz und gar nicht so. Dabei waren es nicht einmal unbedingt moralische Gründe, die einen Mord als etwas Abscheuliches, als Verstoß gegen elementare Regeln der Natur erscheinen ließen.
    Moral war etwas Künstliches, etwas, das erfunden worden war, um ein viel tieferes und weitläufigeres Konzept zu beschreiben, als es Worte zu erfassen vermochten. Wer einen anderen Menschen umbrachte, der tötete gleichzeitig auch einen Teil seiner selbst. Das klang vielleicht einfältig und töricht, doch Shinyan war fest davon überzeugt, dass das Leben in seinen ungeheuer vielfältigen Ausprägungen letztendlich einen gemeinsamen Ursprung hatte und dass es sich noch immer aus einer Quelle speiste, die alle Kreaturen des Universums miteinander verband. Wer ein Leben auslöschte, der schwächte diese Quelle und damit auch sich selbst.
    O nein, es war alles andere als einfach, eine Waffe auf einen Menschen zu richten und abzudrücken, selbst wenn dieser Mensch ein Monster war, und Malcher wusste all das. Er wusste es, wie er so vieles andere wusste, wie er schon zuvor in ihr gelesen hatte wie aus einem offenen Buch. Die Akonin hatte keine Ahnung, was dieser Mann empfand, wenn er andere in den sicheren Tod schickte, und sie hoffte aus tiefstem Herzen, dass sie es nie erfahren würde, doch ihr war klar, dass sie niemals so sein konnte wie er. Ihre Arme sanken kraftlos herab; der Blaster polterte zu Boden.
    »Quälen Sie sich nicht, Mrs. Shinyan«, sagte Malcher leise. »Niemand kann aus seiner Haut. Sie sind das Produkt einer entarteten Sittlichkeit. Das Universum schäumt über vor Ethos und schwülstigem Pflichtbewusstsein. Niemand macht Ihnen daraus einen Vorwurf, am allerwenigsten ich.«
    Shinyan kam nicht mehr dazu, etwas zu erwidern, denn in diesem Moment sah sie Padpool. Der Akone hielt einen Blaster – er musste ihn Taraster abgenommen haben, als Shinyan mit sich selbst und Malcher beschäftigt gewesen war – starr von sich gestreckt. Es sah linkisch, beinahe lächerlich aus, doch in seinem Blick las die Frau eine Entschlossenheit, die sie ihm niemals zugetraut hätte.
    »Padpool«, flüsterte sie. »Tu es nicht. Bitte tu es nicht.«
    Malcher drehte den Kopf zur Seite und fixierte den auf ihn zuwankenden Akonen. Täuschte sich Shinyan, oder sah sie zum ersten Mal so etwas wie Angst in den Zügen des silberhäutigen Terraners? Für den Bruchteil einer Sekunde verspürte sie wilde Genugtuung, eine rücksichtslose, zerstörerische Freude, die sie vollständig ausfüllte. Dann traf die Energiebahn Padpool in die Seite. Dort, wo gerade noch das helle, elastische Material des Raumanzugs gewesen war, gab es von einer Sekunde auf die andere nur noch ein großes, hässliches Loch mit schwarzen, qualmenden Rändern. Bebend starrte Shinyan auf rotes, verbranntes Fleisch, auf verkohlte und mit dem Gewebe des Anzugs verschmolzene Haut, die teilweise in großen Fetzen nach unten hing.
    Padpool stand einfach nur da, den Blaster nach wie vor nach vorn gestreckt, doch längst nicht mehr fähig, den Abzug zu drücken. Er stand da, als ob er auf etwas oder jemanden wartete, die Augen weit aufgerissen, überrascht, verwundert, so als wisse er nicht genau, was man nun von ihm erwartete. Ein einsamer Schweißtropfen lief über seine Stirn, an der rechten Augenbraue entlang, über die Wange das Kinn hinunter und schließlich in den Kragen seiner Kombination. Als er schließlich zusammenbrach, war das wie ein Signal. Hinterher hätte Shinyan nicht mehr zu sagen gewusst, in welcher Reihenfolge die einzelnen Ereignisse abgelaufen waren. Alles ging unglaublich schnell.

 
    Kapitel 26
     
     
    Marcus Merten
     
    »Ich kann nur hoffen, dass Sie eine verdammt gute Erklärung parat haben, Merten.«
    Milton Elks musterte seinen Untergebenen mit einem Blick, der sogar einen Haluter in Drangwäsche zur panischen Flucht veranlasst hätte.
    »Selbst wenn wir die Evakuierung sofort wieder aufnehmen, würde die Zeit schon jetzt nicht mehr ausreichen, um alle Besatzungsmitglieder rechtzeitig in Sicherheit zu bringen.«
    »Falsch!«, stieß Marcus Merten hervor. Er war ein wenig außer Atem, weil er die Strecke zur Zentrale im Laufschritt zurückgelegt hatte, doch die Gelegenheit, seinem

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