Atlan 12 - Monolith 02 - Todeszone Zartiryt
heißt, es besitzt Vorrang vor allen anderen Programmbefehlen. Sicherheit geht vor. Erst wenn ein Anzug komplett zerstört oder gänzlich ohne Energieversorgung ist, verstummt auch das Intervall.«
»Bleibt die Frage, wie und warum die Falle ursprünglich aktiviert wurde.« Die Kommandantin des USO-Kreuzers sah die beiden Männer nacheinander an.
»Das werden wir vielleicht nie erfahren, Madam«, sagte Marcus Merten. »Viel wichtiger ist jedoch, dass wir jetzt eine Chance haben, aus dem Teufelskreis auszubrechen, in den wir geraten sind. Wir müssen alle Raumanzüge an Bord vollständig stilllegen, das heißt, inklusive der Notbatterien. Sobald der Transmitter keine Impulse mehr empfängt, müssten die ständigen Versetzungen eigentlich aufhören.«
Milton Elks nickte nur, und mit einem Mal sah er furchtbar alt aus. Wahrscheinlich fragte er sich gerade, warum er nicht auf diesen Einfall gekommen war.
»Gute Arbeit, Korporal«, lobte die Kommandantin. »Wenn Ihr Plan funktioniert und wir das hier überleben, sind Ihnen vier Wochen Sonderurlaub sicher. Fühlen Sie sich in der Lage, die Koordination der notwendigen Maßnahmen zu übernehmen? Sie haben selbstverständlich volle Handlungsfreiheit.«
»Danke, Madam«, antwortete der Techniker und war nicht mehr fähig, seinen Stolz zu verbergen. »Ich glaube, in spätestens einer halben Stunde wird dieser ganze Alptraum vorbei sein.«
Dass jetzt noch irgendetwas schiefgehen konnte oder dass er sich gar geirrt hatte, daran glaubte Marcus Merten schon längst nicht mehr.
»595«, sagte Torben Santorin. Seine Stimme klang belegt, so als leide er an einer Erkältung – im 32. Jahrhundert und an Bord eines modernen USO-Raumschiffs eine schiere Unmöglichkeit.
»Dann fehlen noch elf.«
Marcus Merten erhob sich unruhig aus dem Sessel neben der Kommandantin, in dem üblicherweise Lordadmiral Atlan Platz nahm. Doch es war keineswegs die Tatsache, dass sein und das Hinterteil des berühmtesten Arkoniden des bekannten Universums dasselbe Polster teilten, die ihn so nervös machte. Seit exakt 49 Minuten waren alle Besatzungsmitglieder der IMASO, die noch halbwegs laufen konnten, überall im Schiff unterwegs, zerrten Raumanzüge aus Halterungen, Schutzmonturen aus Spinden und Rückentornister aus ihren Ladestationen. Das Entfernen der Notbatterien nahm kaum mehr als zwanzig Sekunden in Anspruch. Milton Elks und vier seiner Techniker überprüften danach mit mobilen Messgeräten, ob die Anzugpositroniken noch sendeten. War das nicht der Fall, meldeten sie den Erfolg in die Zentrale.
Jeder Anzug an Bord, egal ob für Raumspaziergänge, Reparaturarbeiten in lebensfeindlicher Umgebung oder Kampfeinsätze ausgelegt, besaß eine individuelle Funkkennung, die im Hauptrechner der IMASO gespeichert war. Insgesamt lagen 609 Kennungen vor. Abzüglich der drei Monturen, die Atlan, Santjun und Iasana Weiland trugen, blieben 606 übrig. Bis auf elf hatte man inzwischen alle von jeglicher Energieversorgung abgeschnitten und somit die automatisch gesendeten Wartungsimpulse eliminiert.
»Drei leichte Druckanzüge. Deck 4, Sektion 21. In den Staukästen neben dem Antigravschacht.«
»Verstanden.« Das war Milton Elks. »Bin in der Nähe und unterwegs.«
Drei Minuten später war die Anzahl der abgeschalteten Monturen auf 598 gestiegen.
»Habt ihr den Bereich des hydroponischen Gartens sorgfältig durchsucht?«, fragte Naileth Simmers. »Ich weiß, dass dort zwei Schutzanzüge für den Notfall deponiert sind.«
An Bord der IMASO war es allgemein bekannt, dass sich die Kommandantin wann immer möglich in der grünen Oase des Kreuzers aufhielt. Der hydroponische Garten befand sich auf Hauptdeck 4 unmittelbar unter dem Ringwulst. Während eines Gefechts kam es dort statistisch gesehen am häufigsten zu Vakuumeinbrüchen; also hatten die Ingenieure und Innenarchitekten dafür gesorgt, dass ausreichend Schutzmonturen zur Verfügung standen.
»Durchsucht und gefunden«, kam die Rückmeldung.
Die Minuten zogen sich endlos hin. Fünf weitere Anzüge wurden stillgelegt. Kurz vor dem erneuten Transmittersprung schloss Marcus Merten die Augen. Der Schmerz explodierte in seinem Nacken. Ein riesiges, weiß glühendes Messer schien seinen Körper in zwei Hälften zu schneiden. Er hörte Stöhnen, zwei oder drei unterdrückte Schreie. Als er die Augen wieder öffnete, sah er als Erstes Amelia Marcos. Die Cheffunkerin war in ihrem Kontursessel zusammengesunken und offenbar bewusstlos. Ramit
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