Atlan 15 - Monolith 05 - Ceres am Abgrund
Wenn er erst die Macht dazu in Händen hielt, würde er die Erde zerstören! Erbarmungslos!
Bei aller Erregtheit stufte der Silberherr sich selbst als kühlen Denker ein, als einen Mann, der nichts anderes tat, als einer historischen Zwangsläufigkeit den Weg zu bahnen, seinem eigenen Aufstieg an die Spitze der Machtpyramide.
Dafür, dass ihn längst der Irrsinn im Griff hatte, besaß er nicht das geringste Gespür.
»Und ich werde es euch verdammten Zellaktivatorträgern noch zeigen«, zischte Malcher seinen Zorn hinaus. »Ihr werdet euch noch wundern, und ihr sollt euch noch vor mir fürchten!«
Eines von Malchers Gesprächen wurde über mehrere Hyperfunkrelais weitergeleitet, bis es an seinem Ziel ankam. Dieses Ziel war nicht so weit entfernt, wie man angesichts der Anzahl an Hyperfunkrelaisstationen hätte meinen sollen. Eine einzige Station hätte ausgereicht, um eine Richtfunkdirektverbindung zu erhalten, aber Malcher wollte auf diese Weise seine Spur verwischen.
Der Silberherr dachte nur ungern daran, wie er den Mann kennengelernt hatte, der Adressat seiner Botschaft war. Nachdem die ersten Ausgaben des Silberschmucks auf den Märkten Lepsos und Olymps aufgetaucht und dort von USO-Agenten gekauft worden waren, hatte sich dieser Mann hartnäckig an die Spuren seiner Gruppe geheftet. Auf Thanaton hatte er herausgefunden, dass Malcher sein Leben mit dem Silbermetall verlängerte. Kurz darauf hatte er begonnen, den Silberherrn zu erpressen, denn auch er wollte länger, wollte ewig leben.
Malcher seinerseits hatte in Erfahrung gebracht, dass es sich bei dem Mann um einen USO-Agenten handelte. Er hatte ihm das gewünschte Silbermetall geliefert, doch als der Mann immer mehr wollte, hatte Malcher Druck auf ihn ausgeübt. Wenn Atlan und seine Clique von USO-Offizieren erfahren würden, dass sich ihr Mitarbeiter bereicherte und seiner Organisation etwas vorenthielt, würde dessen Laufbahn ein schnelles und unrühmliches Ende finden.
Den wirklichen Namen des Mannes hatte Malcher nie zu ermitteln vermocht, lediglich den Tarnnamen Khonnat, aber das machte ihm nichts. Er wusste, wie er ihn erreichen und unter Druck setzen konnte, das genügte ihm.
»Was wollen Sie?«, fragte der Mann, der sich Khonnat nannte, als sich Malcher außerplanmäßig bei ihm meldete.
»Es wird Zeit für Plan C«, antwortete Malcher mit harter Stimme.
»Sind Sie verrückt?« Khonnats Stimme bebte, als er die Frage stellte. »Plan C bedeutet, dass ich Aktionen gegen die USO vorbereiten soll.«
»Vorbereiten muss «, verbesserte ihn der Silberherr.
»Das … das kann ich nicht!«, stieß Khonnat hervor. »Ich kann nicht gegen meine eigene Organisation vorgehen.«
»Sie arbeiten doch schon die ganze Zeit gegen die USO«, gab Malcher gehässig zurück. »Was glauben Sie, wie sehr sich Atlan freut, wenn er endlich den Verräter findet.«
»Du Hurensohn!«
»Vorsicht, junger Freund!«, warnte Malcher und blickte auf sein Chronometer. »Der Schuss kann nach hinten losgehen. Sie beginnen augenblicklich, Aktionen gegen die USO zu starten – oder ihre Karriere als Agent ist noch heute zu Ende.«
Er ließ Khonnat keine Möglichkeit zu einer Entgegnung und desaktivierte die Hyperfunkverbindung.
»Er meint es ernst!«, flüsterte Khonnat entsetzt. Anstatt Aktionen gegen die USO in die Wege zu leiten, bereitete er seine Flucht vor.
Er kam nicht weit.
Kapitel 20
Sonntag, 5. Mai 3112
Atlan
Ich ärgerte mich über mich selbst. Zweieinhalb Tage hatte ich durch Konferenzen und Besprechungen auf der Erde vergeudet, richtiggehend sinnlos verschleudert. Zweieinhalb Tage, in denen ich besser nach Ceres geflogen wäre und nach dem Monolithen gesehen hätte.
Keiner konnte wissen, dass sich Malcher gleich im Ceres-Monolithen einnisten würde , meinte mein Extrasinn. Alle nahmen an, dass er eher Richtung Chonosso gehen würde.
Alle, also auch du? , fragte ich verärgert, doch ich erhielt mal wieder keine Antwort.
Seit ich die ARK SUMMIA auf Largamenia erlangt hatte, schwafelte mich mein Extrasinn voll, oftmals dann, wenn ich keinen gesonderten Wert darauf legte, aber wenn ich einmal eine Antwort haben wollte, hielt er sich vornehm zurück.
Es genügt bei weitem nicht, keine Gedanken zu haben. Man muss dazu auch unfähig sein, sie auszudrücken, nicht wahr, verehrter Extrasinn?
Sei nicht kindisch und nachtragend, du Narr! , meldete sich der Angesprochene. Konzentriere dich lieber auf das Wesentliche.
Du machst es dir aber
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