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Atlan 15 - Monolith 05 - Ceres am Abgrund

Atlan 15 - Monolith 05 - Ceres am Abgrund

Titel: Atlan 15 - Monolith 05 - Ceres am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred H. Rückert
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Solsystem würde er ohne Rücksicht auf Freund oder Feind erbarmungslos zuschlagen. Auch Perry hatte mir unmissverständlich klargemacht, im Falle einer Bedrohung für die Erde den Monolithen zerstören zu wollen, und Tifflors Position damit gestützt. Meiner Gruppe und mir würde dann kaum genügend Vorwarnzeit bleiben, um uns zurückzuziehen.
    Die Fahrt mit dem Grubenzug dauerte zweieinhalb Stunden im Minimum, hinzu kam der anschließende Marsch zu Fuß, der auf dem kürzesten Weg noch einmal mindestens zweieinhalb Stunden kosten würde. Mir grauste jetzt schon davor.
    »Egal was passiert, seht zu, dass ihr so schnell wie möglich wieder an die Oberfläche kommt. Ich möchte nicht noch einmal eine Todesnachricht von dir erhalten, wie vor zehn Jahren auf Lepso«, hatte mir Perry zum Abschied noch mit auf den Weg gegeben, wobei er geklungen hatte wie ein besorgter Großvater, der seinen Enkel ermahnte, nicht vom rechten Pfad abzukommen. Er hatte gut reden. Wenn wir Ras Tschubai oder Gucky als Teleporter hätten mitnehmen können, wäre mir wohler zumute gewesen, aber beide Mutanten befanden sich aufgrund anderer Verpflichtungen zurzeit nicht im Solsystem. Also mussten wir leider ohne sie zurechtkommen. Außerdem war nicht sicher, ob die sensiblen Mutanten ihre Gaben in unmittelbarer Nähe zum Monolithen überhaupt in gewohnter Weise hätten entfalten können.
    Ich hatte mich während des Flugs nach Ceres mit mehreren Ex-Besatzungsmitgliedern der IMASO besprochen und am Ende drei von ihnen mitgenommen: den Piloten Ramit Claudrin, den Cheforter Torben Santorin und die Funkoffizierin Amelia Marcos. Bei allen dreien wusste ich spätestens seit dem Einsatz auf Lumbagoo um ihre Stärken und Schwächen. Innerlich bedankte ich mich bei mir selbst, dass ich die drei doch noch an Bord genommen hatte, bevor die MORPHEUS in der letzten Stunde des 28. April von Shenzen gestartet war. Ursprünglich hatten Naileth Simmers und ich mit dem Gedanken gespielt, sie in Magoria zu lassen, damit sie dort für Ordnung sorgen konnten.
     
     
    Wenn es etwas gab, das ich noch mehr hasste als ellenlange Besprechungen, dann waren das stundenlange Fahrten mit dem Bergwerkzug durch das Innere von Ceres. Nach meinem derzeitigen subjektiven Eindruck hatte ich in meinem ganzen Leben noch nichts Langweiligeres erlebt als diese monotone Fahrt in die Tiefe. Da die Fahrgastzelle hermetisch abgeschlossen war, bekamen wir nicht einmal etwas von der Dunkelheit um uns herum mit.
    Auch ohne Mithilfe des Extrasinns war mir tief in meinem Innern bewusst, dass meine Einschätzung übertrieben war, aber die unsichere Situation zerrte mehr an meinen Nerven, als ich mir eingestehen wollte. Zweifellos tat die verderbliche Wechselwirkung zwischen Santjun, mir und meinem Zellaktivator das Ihrige dazu, alles noch zu verschlimmern.
    Ich fühlte mich ganz einfach unwohl, so tief unter der Oberfläche des Planetoiden, und wünschte mich irgendwo anders hin. Zwar war auch Quinto-Center, das Hauptquartier der USO, ein Asteroid, der bis auf eine sechs Kilometer dicke äußere Felsschicht ausgehöhlt worden war, aber die dortigen Bedingungen konnte man nicht mit den Gegebenheiten im Innern von Ceres vergleichen. Obwohl USO-1 mit seinen 62 Kilometern Durchmesser äußerlich sehr viel kleiner war als der solare Planetoid, konnte niemand im Inneren von Quinto-Center Platzangst bekommen, was einfach an der großzügig angelegten Deckeinteilung lag. Hier schon. Allein das Wissen, dass etwa knapp sechzig Zentimeter vom Bergwerkszug entfernt der nackte Felsen begann, ließ mich innerlich vibrieren. So eingesperrt hatte ich mich in meiner Überlebenskuppel am Grund des Atlantiks nie gefühlt.
    Die Luft im Abteil roch auf undefinierbare Weise streng. Ich vermochte nicht einzugrenzen, um welches Aroma es sich dabei handelte. Am ehesten ließ es sich vielleicht noch mit den Ausdünstungen einer kurz vor dem Verfaulen stehenden Palisa-Nuss vergleichen, einem Duft, den manche Frauen als Parfum benutzten.
    Unliebsame Zwischenfälle waren während der Bahnfahrten laut Auskunft der Exardis/Nolan-Corporation noch nie eingetreten. Die Ein- und Ausstiege der Züge besaßen Luftschleusen, deshalb konnten die Passagiere die Kunststoffhelme im Innern der Kabine öffnen und zusammenschieben.
    In einem normalen Bergwerk zwei oder drei Kilometer weit in die Tiefe zu steigen war eine Sache, aber die Tatsache, dass nun mehrere hundert Kilometer Gestein und Eis zwischen uns und der Oberfläche lagen,

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