Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atlan 15 - Monolith 05 - Ceres am Abgrund

Atlan 15 - Monolith 05 - Ceres am Abgrund

Titel: Atlan 15 - Monolith 05 - Ceres am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred H. Rückert
Vom Netzwerk:
ließ mich bei aller High-Tech-Ausrüstung schaudern.
    Du wirst doch nicht etwa langsam senil, Kristallprinz? , fragte mein Extrasinn. Früher warst du nie so zimperlich.
    Ich ließ mein anderes Ich reden. Als senil empfand ich meine Regung absolut nicht, zumal ich den Zellaktivator dabei hatte, in einer der unzähligen Taschen meines Schutzanzugs. Ich hatte ihn abgelegt, bevor die MORPHEUS bei Ceres eingetroffen war. Santjun sollte schließlich Gelegenheit bekommen, sich zu erholen, und nicht als lebendes Wrack in die Tiefe steigen. Ansonsten wäre er so geschwächt gewesen, dass das Unternehmen ohne ihn hätte ablaufen müssen. Und mir war zurzeit lieber, ihn in meiner Nähe zu wissen.
    Die Strecke war zweispurig angelegt, außerdem gab es nach jeweils fünfzig Kilometern eine Art Bahnhof. So konnten Rettungsaktionen besser anlaufen, außerdem konnte man die Ausbeute neu entdeckter Kristallvorkommen aus höheren Regionen leichter an die Oberfläche schaffen.
    Normalerweise fuhren hier ständig vier Züge, doch seit gestern verkehrten alle sechs Bahnen, vor allen Dingen um die Arbeiter zu evakuieren. Die Chefs der Exardis/Nolan-Corporation hatten von sich aus eine Räumung der Mine eingeleitet, Perry und Tiff hatten zusätzlich Druck auf die Konzernspitze gemacht.
    Als wir auf einen der Bahnhöfe einfuhren sah ich hunderte Bergarbeiter in den Zug nach oben steigen. Eine seltsame Stimmung herrschte, fast wie bei einer Beerdigung. Die Leute wirkten unnatürlich ruhig, Gelächter war kaum zu hören. Die meisten schienen in sich gekehrt und sehr ernst. Die Bahnhöfe waren hermetisch abgeriegelt, sodass man mit offenem Schutzanzug herumlaufen konnte.
    Wahrscheinlich hatten auch die Arbeiter die Meldung gehört, dass eine unserer kleineren Einheiten von einem feindlichen Trupp aufgerieben worden war. Es war die erste Gruppe gewesen, die nach der Tötung des Teams aus Eisgräbern und Lemurerforschern in die zuletzt gefundene Höhle gestoßen war. Ich hatte mir auf die Unterlippe gebissen, als ich davon erfahren hatte. Jeden Tag starben Spezialisten der USO und der Solaren Flotte in Ausübung ihres Berufes, aber für mich war trotzdem jeder Toter ein Toter zu viel.
    Zum wiederholten Mal überprüfte Santjun seine Ausrüstung, die die Bezeichnung »USO-Einsatzstandard für militärische Operationen« trug. Sie bestand unter anderem aus dem schweren USO-Kampfanzug mit Normal- und Hyperfunkgerät, ausgelegt auf eine Einsatzdauer bis zu vier Wochen und ausgestattet mit medizinischer Notfallversorgung und einer siganesischen Miniatur-Positronik inklusive Sprach-Interface und helmintegriertem Display. Selbstverständlich gehörten ein Deflektorschirmgenerator und die zugehörige Antiflex-Brille ebenso zur Standardausrüstung wie der Schwere Kombistrahler mit Impuls-, Desintegrator- und Paralysemodus und die üblichen wissenschaftlichen Sensor- und Analysegeräte im Taschenformat.
    Mit seiner akribischen Überprüfung irritierte mich Santjun außerordentlich, denn wie jeder ausgebildete Agent musste er wissen, dass dieser Check eigentlich unnötig war. Jeder Raum-, Schutz- oder Kampfanzug, also jede in der Raumfahrt eingesetzte Schutzkleidung mit eigener Luftversorgung, wurde automatisch alle zwei Minuten und 36 Sekunden einer automatischen Routineüberprüfung unterzogen. Zumindest, sofern die entsprechende Montur aus terranischer Produktion stammte. Dieser Wert, den man das optimale Intervall nannte, basierte auf sehr komplexen Berechnungen.
    Wenn Santjun zu solchen Mitteln der Ablenkung greifen musste, war er extrem nervös. Naileth Simmers ging es offenbar ebenso wie mir, sie stieß den Risiko-Spezialisten sachte an.
    »Hör auf damit«, schimpfte sie leise. »Die Anzugpositronik gibt Bescheid, falls etwas nicht stimmen sollte.«
    Santjun blickte sie nur einmal kurz an, dann setzte er die manuelle Überprüfung fort. Naileth schüttelte den Kopf.
    »Genau so gut könnte ich versuchen, einem arkturischen Stummschwänzler das Sprechen beizubringen«, murmelte sie vor sich hin. Als sie bemerkte, dass ich die Worte gehört hatte, grinste sie. »Ist doch wahr! Männer! Allesamt Dickköpfe, ohne Ausnahme. Anwesende Vorgesetzte natürlich ausgeschlossen.«
    Ich grinste zurück. Die ehemalige Kommandantin der IMASO war ein richtiger Glücksfall für Santjun. Der 51 Jahre alte Risiko-Spezialist von der Kolonialwelt Passa und die 49 Jahre alte Raumschiffkommandantin, beide im Majorsrang stehend, schienen sich gesucht und gefunden zu

Weitere Kostenlose Bücher