Atlan 16 - Monolith 06 - Sprung ins Jenseits
und Bull steht kurz vor einer Einigung mit dem Chanmeister. Das Ansinnen der Posbis wurde abgelehnt. Tarey lehnt den Anflug der Posbis auf die Welten der Bruderschaft kategorisch ab. Hingegen akzeptiert Tro Schikel Reginald Bulls Anwesenheit auf Chonosso.«
Malcher hatte das Gefühl, ihm entglitte der Boden unter den Füßen. Auf bloße Vermutungen hin hätte Khonnat die Funkstille nicht aufgegeben. Der imperiale Staatsmarschall war keinen Tagesflug mehr von Chonosso entfernt. Sein Eintreffen würde Malcher die Kontrolle über den letzten noch frei zugänglichen Monolithen kosten.
»Der Chanmeister ist ein Narr und ein Feigling«, giftete Malcher. »Will er sich bei Rhodan lieb Kind machen? Die Drohungen gegen eine Einmischung des Solaren Imperiums waren nichts als heiße Luft. Die angebliche Sicherungsmission, mit der er mich beauftragt hat, genügt ihm nicht. Er hat solche Angst vor dem Monolithen, dass er nach jedem Strohhalm greift, selbst wenn er dafür mit dem Imperium ins Bett steigen muss.«
»Was werden Sie unternehmen, Herr?«
Das, dachte Malcher, war eine gute Frage, und dazu eine, die er Trecht ganz bestimmt nicht beantworten würde. Er wandte sich von den Steuereinrichtungen der Pforte ab, begab sich zum Transmitter und kehrte auf sein Schiff zurück.
Kapitel 20
Mai 1337 NGZ
»Haben dich die Erinnerungen an die Vergangenheit übermannt?« Die glockenhelle Stimme Deirdre Chrus' brachte mich in die Gegenwart zurück. Sie musterte mich aufmerksam wie ein Versuchstier, dem man einen bestimmten Gegenstand hinhielt, auf den es konditioniert worden ist.
Mach Männchen und frage sie, woher der Splitter stammt, schlug der Extrasinn vor.
Ich ignorierte ihn und reichte der TLD-Agentin das uralte Artefakt zurück. Sie nahm es entgegen und verstaute es in einer Brusttasche ihrer Kombi, unter der sich ihre körperlichen Proportionen recht vorteilhaft abzeichneten, wie ich erst jetzt bemerkte. Als ob ich in diesem Moment keine anderen Sorgen gehabt hätte. Hatte ich mich Minuten zuvor noch nach weiblicher Gesellschaft gesehnt, drehten sich meine Überlegungen nach Begutachtung des Kristallsplitters um ganz andere Dinge. Wieso stieß der Ligadienst mehr als 1800 Jahre nach Beendigung der Monolith-Krise auf eine Hinterlassenschaft davon?
»Wo liegt der namenslose Planet, von dem du sprachst?«, wollte ich wissen.
Chrus' fein geschnittene Lippen bebten. Das deutete darauf hin, dass ich den Fundort des Splitters in einen bestimmten Kontext setzen würde. Sekundenlang sah sie mich stumm an, als wagte sie nicht, das Geheimnis, das sie angeschnitten hatte, preiszugeben.
»Ich kann mich auch wieder auf meine Liege legen«, sagte ich und machte Anstalten, meine Ankündigung in die Tat umzusetzen.
»Gib dir keine Mühe, mich zu bluffen. Es ist offensichtlich, wie sehr ich dein Interesse geweckt habe. Der Resident hat es vorausgesagt.«
An mangelndem Selbstbewusstsein litt die dunkelhaarige Frau so wenig wie an diplomatischem Geschick. Mit ihrer forschen Art gelang es ihr, meine Neugier so richtig zu entfachen. »Also? Ich höre.«
»Der Planet liegt im Ordhogan-Nebel«, sagte sie tonlos, auf meine Reaktion lauernd.
Das war allerdings eine gelungene Überraschung. Der Ordhogan-Nebel war einer der Standorte der ehemaligen Hyperkokons. Vor sieben Millionen Jahren hatte er zum Herrschaftsgebiet der Schutzherren von Jamondi gehört. Mein fotographisches Gedächtnis lieferte mir die wesentlichen stellaren Daten. Der Nebel, 145 Lichtjahre durchmessend und 150.000 Sonnenmassen umfassend, lag in der Northwestside der Milchstraße, etwas mehr als zweitausend Lichtjahre unterhalb der galaktischen Hauptebene. Plötzlich ahnte ich, von wem ich da Besuch erhielt.
»Du gehörst dem Kokon-Kommando an und bist mit wissenschaftlichen Untersuchungen der Hyperkokons befasst.«
»Im Auftrag der Regierung und Perry Rhodans«, bestätigte Chrus. »Wofür ich sehr dankbar bin. Wir untersuchen etwas aus heutiger Sicht in der Milchstraße völlig Neues, obwohl es vor sieben Millionen Jahren schon einmal da war.«
Ich war in das auf mehrere Jahre angelegte Projekt eingeweiht. Das geheime Spezialkommando KoKom setzt sich aus einigen hundert Forschern und militärischen Spezialisten zusammen, die an Bord von 21 Explorerschiffen der LFT stationiert waren. Nun begriff ich, wieso die Agentin von einem Rätsel gesprochen hatte. Zwar kannten wir die Geschichte der Hyperkokons, doch wie es in den Sternenballungen aussah, die
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