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Atlan TH 0003 – Der Katzer

Atlan TH 0003 – Der Katzer

Titel: Atlan TH 0003 – Der Katzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Detlev G. Winter & Hubert Haensel
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gedacht.
    Dieser Prozess und Pergs Verurteilung sind für mich jedenfalls ein schlecht inszeniertes Schauspiel, eine reine Demonstration dessen, wie man mit Leuten zu verfahren gedenkt, die mit der allgemeinen Lebensauffassung an Bord der SOL nicht konform gehen. Wenn sich diese Praxis fortsetzt, wird es nicht lange dauern, bis alle paar Monate ganze Gruppen von Personen aus trivialen Anlässen auf fremde Welten verbannt werden.
    Ich kann deshalb nur hoffen, dass die Kriterien für Meuterei in Zukunft wesentlich enger definiert werden. Der Fall Ivory muss eine Ausnahmeerscheinung bleiben, sonst ist es schlecht bestellt um den Bestand der solanischen Gesellschaft.
    Joscan Hellmut am 15. Juli 3590

9.
     
    Die letzten Stunden an Bord der SOL vergingen viel zu schnell, und sie waren geprägt von Bitterkeit und Selbstvorwürfen. Für die Härte seiner Strafe fühlte sich Perg Ivory mitverantwortlich. Er hätte sich nicht dazu hinreißen lassen dürfen, aus seiner Zelle auszubrechen und überdies einen Wächter schwer zu verletzen. Gestern noch war es ihm als einziger Ausweg erschienen, heute bereute er es. Hätte er sich besser in der Gewalt gehabt, wäre das Urteil vielleicht weniger hart ausgefallen.
    Nun ließ sich nichts mehr ändern, und die Vorstellung dessen, was auf ihn wartete, begann sich für den Piloten zu einem endlosen Albtraum auszuwachsen. Er, ein einzelner Mensch, verlassen und verloren in der freien Natur eines Planeten ... er zweifelte daran, dass er den Belastungen – seelisch wie körperlich – standhalten würde. Alles hätte er gegeben, wenn sich eine Möglichkeit geboten hätte, an Bord bleiben zu dürfen.
    Mit solchen Gedanken zu spielen war jedoch vermessen. Er musste sich mit dem abfinden, was auf ihn zukam. Wenn er es auch nicht akzeptieren konnte – er musste es hinnehmen und das Beste daraus machen.
    Das Einzige, was ihn in diesen Stunden etwas aufmunterte, war die Tatsache, dass seine Tochter von jeder Mittäterschaft freigesprochen worden war. France hatte lediglich eine Verwarnung erhalten. Das war makaber genug, aber sie konnte wenigstens weiterhin ein Leben in Freiheit führen.
    Perg lächelte, als er daran dachte. Unmittelbar nach der Verhandlung war er ein einziges Nervenbündel gewesen, zitternd und innerlich gebrochen hatten sie ihn in die Zelle zurückgeführt. Nun wurde er zunehmend ruhiger, je länger er sich mit seiner persönlichen Zukunft beschäftigte.
    Als das Zellenschott sich öffnete, konnte er nicht verhindern, dass er erschrocken zusammenfuhr. Draußen stand ein Sicherheitsoffizier, der auffordernd mit der Waffe winkte.
    »Ich muss dich bitten, mit mir zu kommen«, sagte er in fast bedauerndem Tonfall. Perg fasste sich sehr schnell. Langsam erhob er sich und trat auf den Korridor hinaus. In einem Anflug von Galgenhumor grinste er den Mann an. »Es braucht dir nicht leidzutun. Du befolgst nur deine Befehle.«
    Der Offizier ließ sich nicht anmerken, was er empfand. Sein Gesicht blieb starr, als er in eine bestimmte Richtung deutete. »Dort entlang!«
    Perg nickte und setzte sich schweigend in Bewegung. Der Mann folgte ihm mit schussbereitem Paralysator.
    Es war sein letzter Gang durch die SOL. Oft sah er sich um, nahm Eindrücke auf, betrachtete Dinge, die bis vor Kurzem zu seinem täglichen Leben gehörten. Sein Begleiter ließ ihn gewähren, als er vor einem Interkomanschluss stehen blieb und versonnen über die Tastatur strich.
    Er hatte geglaubt, dass er wehmütig werden könnte. Nun erst stellte er fest, wie abgeklärt und nüchtern er in Wahrheit schon war. Er betrachtete das Schiff als seine Heimat, als Zuhause – das war aber schon alles. Es bedrückte ihn nicht mehr. Tief im Innern hatte er sich längst von der SOL gelöst. Alles, was damit zusammenhing, war für ihn bereits Vergangenheit.
    Erst als er die Space-Jet betrat, die ihn zu dem Planeten transportieren würde, überfiel ihn der Schmerz. In der Zentrale erwartete ihn seine Tochter.
    Überrascht und erschüttert blieb Perg stehen. Er sah ihr an, wie schwer es ihr fiel, ruhig zu bleiben. Etwas abseits von ihr lehnte Bjo Breiskoll an einer Konsole. Während der Pilot die Startvorbereitungen traf und der Sicherheitsoffizier in einem Kontursessel Platz nahm, ging France auf ihn zu. Sekunden später lagen sie sich in den Armen – Vater und Tochter.
    Sie weinte. Perg hörte es nicht, er spürte es an den unkontrollierten Bewegungen ihrer Schultern.
    Er musste an sich halten, um nicht ebenfalls die Fassung

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