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Atlan TH 0003 – Der Katzer

Atlan TH 0003 – Der Katzer

Titel: Atlan TH 0003 – Der Katzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Detlev G. Winter & Hubert Haensel
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zu verlieren. »Du hättest nicht kommen sollen«, brachte er hervor. Es klang gequält. »Ich muss diesen Weg allein gehen.«
    Sie löste sich von ihm und versuchte ihre Tränen unter gesenktem Blick zu verbergen. »Nein«, stammelte sie, »nein, ich konnte es nicht. Ich musste dich einfach begleiten.«
    Perg presste die Lippen zusammen. »Du machst es mir damit nur schwerer«, murmelte er und schüttelte traurig den Kopf. Dann hob er einen Arm und strich ihr sanft über die Schulter. »Aber es ist gut. Ich danke dir.«
    Merkwürdigerweise hatte er sich auch von der Ansicht befreit, dass es seiner Tochter in der ersten Zeit schwerfallen würde, ohne ihn auszukommen. Die Anwesenheit des Katzers schien das Gegenteil zu beweisen. Der junge Mann würde sich um France kümmern, dessen war Perg sicher. Wenn er nur genug Zuneigung für sie aufbrachte, musste es ihm gelingen, ihr schnell über den persönlichen Verlust hinwegzuhelfen.
    Wieder spürte Perg, wie ihn diese seltsame, abgeklärte Ruhe überkam. Nein, er gehörte schon länger nicht mehr auf die SOL. Nach einer kurzen Phase des Übergangs würde ihn niemand mehr vermissen. Umgekehrt war er überzeugt, dass auch er dem Leben an Bord des Schiffes nicht nachtrauern würde.
    Vielleicht war diese innere Einstellung nicht mehr als eine Schutzfunktion seines Geistes, um an dem, was ihn erwartete, nicht zu zerbrechen. Er wusste es nicht. Er sah nur, dass die Space-Jet – gleichsam als Bestätigung seiner Überlegungen – in diesem Moment den Hangar verließ und in die endlosen Weiten des Alls eintauchte.
    Für Perg Ivory war es, als würde das Band, das ihn mit der SOL vereinte, endgültig durchtrennt. Er kümmerte sich um nichts mehr. Nur aus den Augenwinkeln nahm er wahr, dass seine Tochter sich Bjo zuwandte und dieser sie in die Arme nahm. Er blickte aus der Sichtkuppel, wo der Planet, der nun sein Lebensinhalt werden würde, wie ein schmutziger Edelstein im Nichts schwebte.
    Als er sich dieser Welt das erste Mal genähert hatte, war er von einem persönlichen Hochgefühl erfüllt gewesen. Diesmal empfand er Gleichgültigkeit, bestenfalls mäßiges Interesse. Der diskusförmige Flugkörper durchstieß die Wolkendecke und schwebte ruhig durch die unteren Bereiche der Atmosphäre. Der Pilot drosselte die Geschwindigkeit so weit, dass die verschiedenen Landschaftsformen ausgiebig studiert werden konnten.
    »Du kannst dir aussuchen, wo wir dich absetzen sollen«, erklärte der Sicherheitsoffizier.
    Perg bemerkte belustigt, dass er einen scheuen Blick zu dem Katzer hinüberwarf. »Es soll nicht heißen, wir hätten dich bewusst in einer unwirtlichen Gegend von Bord gehen lassen.«
    Perg nickte, ohne zu antworten. Eine Weile studierte er die Detailwiedergabe der Bildschirme und ließ die unterschiedlichen Strukturen der Planetenoberfläche auf sich einwirken.
    Der Pilot brachte die Space-Jet auf einen Rundkurs, der nach jeder Umkreisung um wenige Grad von der vorherigen Bahn abwich. Auf diese Weise lieferten die Kameras mit der Zeit ein breites Spektrum an geografischen Formationen.
    Er hatte keine Ahnung, wie lange er dastand und beobachtete. Irgendwann hob er den Arm und deutete auf die Landschaft, die unter dem Fluggerät vorbeizog. »Hier«, sagte er einfach. »Hier werde ich mich niederlassen.«
    Es war eine Gegend, wie sie in ähnlicher Form in den gemäßigten nördlichen Breiten Terras vorkommen mochte. Ebenen, Hügelgebiete und hoch aufragende Gebirgszüge wechselten einander ab, durchzogen von vielfach gewundenen Flussläufen und begrenzt durch einen ausgedehnten Ozean.
    Der Pilot brummte zustimmend und zog die Space-Jet in einer weiten Schleife herum. Inmitten einer dicht bewachsenen Grasebene setzte er auf. Einige Male federte das Beiboot durch, bis die Landehydraulik die Unebenheiten des Bodens ausgeglichen hatte.
    An der Kante eines Bedienungspults stützte Perg sich ab und blickte nach draußen. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, das Trauer und Ausgeglichenheit zugleich ausdrückte. Es schien, als schlösse er Freundschaft mit dieser Welt.
    Er spürte die Berührung einer Hand auf seinem Arm und wandte sich um. Neben ihm standen France und Bjo.
    »Komm«, sagte seine Tochter leise. »Wir müssen gehen.«
     
    Es war ein ungewohntes, ja beängstigendes Gefühl, auf der Oberfläche eines Planeten zu stehen. France fühlte sich nicht wohl dabei. Das Land war so erschreckend endlos. Vor sich am Horizont erkannte sie einen schmalen Streifen des Meeres, dessen

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